So süß, wie die lieben Kleinen sind, wünscht man sich doch insgeheim manchmal, sie blieben ewig so: Stets sicher in der eigenen Obhut geborgen, so knuffig, so verschmust, so „klein“ eben!
Ein Tag, an dem man garantiert vor Augen geführt bekommt, dass dieser Zustand eben nicht für die Ewigkeit ist, ist der, an dem das Ende der Grundschulzeit in greifbare Nähe gerückt ist und in großer Runde zelebriert wird.
Vielerorts ist es Tradition, dass Schulklassen das Ende der gemeinsamen Jahre mit einem gemeinsamen Fest begehen, zu dem jedes Kind mitunter auch ein Erinnerungsstück mit auf seinen weiteren Weg bekommt, anhand dessen alle nochmals die vergangenen Jahre Revue passieren lassen können.
Hält man zu diesem Anlass auch das Einschulungsfoto nach vielen Jahren wieder einmal in den Händen und vergleicht mit dem „Ist-Zustand“, lassen sich prägnante Veränderungen nicht leugnen:
Das Kind ist nicht nur in die Höhe geschossen. Seine Gesichtszüge sind auch markanter geworden. Der „Babyspeck“ hat sich deutlich verringert. Der Blick ist abenteuerlustiger denn je.
Auch wenn das eigene Kind dann schon mehr oder weniger plötzlich als „groß“ empfunden wird, einem vielleicht schon fast über den Kopf gewachsen ist und Schuhe an den Füßen trägt, die weitläufiger sind als die eigenen: Auch dies wird nur eine Zwischenstation sein.
Seine Entwicklung geht unvermindert weiter und scheint dabei mit dem Wechsel auf die weiterführende Schule noch einmal einen ordentlichen Schub zu erfahren.
Worauf Eltern sich einstellen müssen – auch wenn es schwer fällt – wird unter anderem dies sein:
Eltern bekommen nicht mehr alles mit
Und das erste Smartphone trägt sicherlich einen großen Teil dazu bei.
Läuft die Kommunikation nicht (mehr) übers häusliche Festnetz-Telefon, haben Eltern nahezu keinen Anteil mehr daran, was und mit wem das Kind wann redet oder anderweitig kommuniziert.
Anstatt zu fragen, ob eine Verabredung klar geht, wird man als Eltern irgendwann nur noch informiert, wann der Nachwuchs wo zu sein gedenkt. (Oft ist dies übrigens gleichzeitig die unausgesprochene Bitte nach „Taxi Mama“, denn mit fortschreitender Pubertät stellt sich mitunter auch eine ungewohnte Wortkargheit ein.)
Kam das Kind in der ersten Klasse stets mit einem Sack voller Ereignisse heim, die in allen Einzelheiten erläutert werden wollten, gibt es für Eltern Erlebnisse aus der Schule nun nur noch auf Nachfrage – und auch dann nicht unbedingt. Und wenn, dann garantiert nicht ausführlicher als eben nötig.
Dies kann das unschöne Gefühl wecken, immer weniger am Leben des Kindes teilnehmen zu können oder zu dürfen.
Das Gute daran: Alles mitzubekommen bedeutet manchmal auch, sich aufzuregen, wo sich Aufregung gar nicht lohnt.
Über inhaltslose Kurznachrichten beispielsweise, die die Welt nicht braucht.
Darüber, dass Töchterlein seine Zeit lieber dafür nutzt, stundenlang nach Beautytipps und Modetrends zu surfen, anstatt – aus elterlicher Sicht – seine Zeit sinnvoll zu nutzen.
Über Schülerstreiche, die zur eigenen Schulzeit schon nicht lustig waren.
Und verschwindet der verhauene Vokabeltest für alle Zeiten für Elternaugen unsichtbar im Schließfach der Schule, bleibt einem das Zetern über die sprichwörtlich verschüttete Milch erspart, ohne dass dies vermutlich gravierende Folgen nach sich ziehen wird.
Eltern lernen nicht mehr alle Freunde ihrer Kinder kennen
Besucht das Kind den Kindergarten oder die Grundschule, kennt man alle seine Freunde in der Regel bereits, bevor sie das erste Mal zum Kindergeburtstag oder zum nachmittäglichen Spielen daheim geladen werden. Und zugehörige Eltern kennt man vom täglichen Bringen und Abholen oder Elternabenden gleich mit.
An der weiterführenden Schule werden neue Freundschaften geschlossen, bei denen das nicht der Fall sein wird.
Im Laufe der Jahre wird man weniger Freunde überhaupt zu Gesicht bekommen, weil Teenies sich lieber im Kino oder zum Shopping treffen. Die zugehörigen Eltern wird man womöglich gar niemals treffen, wenn Freundschaften mit Jugendlichen aus der Parallelklasse oder aus anderen Stufen geschlossen werden.
Es ist ein komisches Gefühl, wenn man nicht weiß, mit wem das Kind unterwegs ist oder kommuniziert.
Das Gute daran: Man gibt ein manchmal anstrengendes Stück Verantwortung ab, wenn man Verabredungen für die Kinder nicht mehr koordinieren und organisieren muss.
Ab einem gewissen Alter haben Kinder ihre Freizeitgestaltung wunderbar alleine im Blick und verabreden sich vielleicht lieber zum spontanen Stadtbummel als zu Hause (für den Stadtbummel muss schließlich kein unordentliches Zimmer auf Vordermann gebracht werden, das den Eltern gegenüber gerne als „gemütlich“ tituliert wird, das für Freunde aber auf einmal dann doch nicht ansehnlich genug erscheint…) .
Und dieses etwas mehr an Ruhe im Haus kann doch auch nett sein!
Kinder werden mobiler
Peu à peu wächst der Radius des Kindes, wenn es die weiterführende Schule besucht. Vielleicht nimmt es immer öfter den eigener Wohnungsschlüssel mit, besitzt ein Busticket, das ihm viel Bewegungsspielraum verschafft, oder es wird ihm zugetraut, immer weitere Wege mit dem Rad zurück zu legen.
Das kann ein mulmiges Gefühl im Bauch erzeugen, wenn das Kind sich mal verspätet oder nicht zu erreichen ist.
Das Gute daran: Fahrdienste werden seltener.
Selbstredend, dass Kinder nicht einsam durch „ungemütliche“ Stadtviertel zum Bus gehen sollen oder abends von der Party bei Freunden durch die Dunkelheit radeln.
Aber: Tagsüber zu Hobbys, Verabredungen etc. auf geeigneten Wegen können und sollen sie ihre Mobilität nutzen, auch wenn es viel bequemer wäre, das Mamas Fahrdienste in Anspruch zu nehmen!
Eltern sind „weiter weg“ vom Schulalltag
Der Tag wird garantiert kommen, an dem es dem Nachwuchs plötzlich äußerst uncool erscheint, Hausaufgaben in ein Heftchen zu notieren.
An dem nicht mehr jede Mitteilung mit Unterschrift der Eltern zurück an den Lehrer geleitet werden muss. An dem man nicht mehr zu jedem Lehrer-Namen ein Gesicht vor Augen hat.
Das kann die Sorge bereiten, dass einem Wichtiges entgeht und das nächste Zeugnis womöglich unliebsame Überraschungen mit sich bringt.
Das Gute daran: Kinder lernen, Verantwortung in ihrem „Job“ zu übernehmen, während man selbst immer weiter und mit gutem Gewissen dabei von dieser entlastet wird.
Kinder verändern sich
Und nicht nur äußerlich. Plötzlich finden sie Abschiedsküsschen von Mama vor anderen mega-peinlich, entwickeln ungeahnte Interessen, Vorlieben oder Berufswünsche.
Und werden garantiert einfach cooler – mitunter in einem Maß, das einen entweder zum Lachen bringen oder zur Weißglut treiben kann.
Sie wissen plötzlich alles und vieles „natürlich“ besser: Wie die Welt läuft, was im Netz angesagt ist, wer da im Radio singt.
Und so bringen sie das gute Gefühl in einem zum Wanken, dass man selbst doch auch noch auf der Höhe der Zeit ist, sich doch selbst hin und wieder noch mal wie Anfang 20 fühlen darf und garantiert doch längst noch nicht zum alten Eisen gehört!
Das Gute daran:
1. Die Phase geht vorbei. Auch Coolness wird irgendwann wieder sehr uncool.
2. Die einst lieben Kleinen wissen trotz allem ganz genau, dass sie stets ins Nest zurück kriechen können, wenn es mal „brennt“, und auch sonst wird es Momente geben, in denen das einstige Kind noch durchblitzen wird.
Schließlich ist man nie zu alt, um sich von Papa ein Eis spendieren zu lassen. Und mit den Weihnachtswünschen klappt es vielleicht doch besser, wenn man seinen Wunschzettel noch einmal direkt ans Christkind anstatt an Mama adressiert.
3. Als Eltern kann man sich gemütlich zurück lehnen! Die Mission „Die Kleinen werden groß“ ist schließlich wieder ein Stück weiter erfolgreich erfüllt.
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