Wer mehrere Kinder mit geringem Altersunterschied hat, kann sich oft glücklich schätzen:
die Interessen sind mit etwas Glück ähnlich, die Kinder besuchen den gleichen Kindergarten, später dieselbe Schule, teilen vielleicht sogar Hobbys und haben nachmittags auch jemanden zum Spielen, wenn die Freunde mal keine Zeit haben.
Was theoretisch so harmonisch klingt, stellt Eltern manchmal aber auch vor Schwierigkeiten, wo sie vorher veilleicht gar keine größeren Probleme erwartet hätten, nämlich Konkurrenz und Eifersucht, meist stärker ausgeprägt als zwischen Geschwisterkindern mit größerem Altersabstand.
Wie geht man mit kleinen Eifersüchteleien im Alltag um und vermeidet Reibereien so gut wie möglich schon im Vorfeld?
Ein paar subjektive Gedanken dazu – wie immer nicht „wissenschaftlich fundiert“, sondern aus der Sicht und Erfahrung von Eltern zusammen getragen.*)
Ein klassisches Beispiel: Familienausflug in die Eisdiele.
Ein Kind liebt es eher schlicht und freut sich – wie immer – auf seine zwei, maximal Kugeln Eis, deren Preis sich um etwa zwei Euro bewegen wird.
Das andere liebt es pompöser, hat großen Appetit, überblättert gleich die Kinderseite in der Karte und schwelgt bei seiner Auswahl zwischen den „richtigen“ Eisbechern, die im Mindesten doppelt so teuer zu stehen kommen wie die besagten Eisbällchen „ohne alles“.
Im Idealfall löffelt jeder seine Portion, die Eltern bezahlen und alle sind zufrieden.
Wenn es weniger gut läuft, wird schon vor der Bestellung kritisch die Auswahl des jeweils anderen beäugt und zu feilschen begonnen.
Denn vielleicht fühlt sich das Kind mit dem kleineren Eis im Nachteil, weil das andere ein größeres – und teureres – Eis bekommt – unabhängig davon, dass es selbst ja gar kein größeres Eis möchte?
Wie gesagt: muss nicht sein, kann aber passieren, und das erfahrungsgemäß oft geprägt von der allgemeinen Tageslaune!
Nun kann man als Eltern keine Diskussion aufkommen lassen und sagen: „Jeder darf sich bestellen, was er möchte und bekommt es bezahlt!“ Punkt.
Was in der Eisdiele vielleicht selbstverständlich ist und Akzeptanz findet, würde an anderer Stelle vielleicht fast genauso selbstverständlich zu Missgunst führen, beispielsweise im Buchladen:
Wenn beide Kinder sich jeweils ein Buch aussuchen dürfen, greift das eine zu einer dicken, gebundenen Ausgabe, das zweite hingegen zu einem deutlichen günstigerem Taschenbuch?
Wer könnte es dem zweiten verübeln, wenn es feststellen würde, dass das andere Kind das größere – vom finanziellen Standpunkt aus betrachtet – Geschenk erhalten hat? Und sich als Ausgleich dafür vielleicht noch eine zweite Kleinigkeit dazu wünschen würde?
Aber ist es dann gerecht(er), dass ein Kind zwei Bücher hat und das andere nur eins?
Anstatt jeden dieser Einzelfälle allzu hoch zu bewerten und dabei irgendwie immer gedanklich aufzurechnen, anstatt sich als Eltern ständig zu fragen „War ich jetzt gerecht?“ und dabei zu fürchten, ein Kind könne sich zurück gesetzt fühlen, ist es sicher besser, das Ganze mit „großräumigem“ Blick anzugehen.
Ist es gerecht, wenn das eine Kind zu Weihnachten einen Computer bekommt und das zweite etwas Kleineres?
Sicherlich, wenn es vielleicht im nächsten Jahr umgekehrt laufen wird und Geschenke nach Bedarf statt nach strikter finanzieller Gleichbehandlung ausgesucht werden.
Ist es gerecht, wenn das Hobby des einen Kindes monatlich das Dreifache des anderen Kindes kostet? Bestimmt, wenn beide Kinder ihre Hobbys frei wählen durften und Freude an ihnen haben.
Gerecht zu sein heißt schließlich (auch), den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Und zwar dann, wenn es erforderlich ist.
Dabei muss es nicht immer ums liebe Geld gehen.
Wenn das eine Kind mehr Zeit für die Unterstützung bei den Hausaufgaben braucht, bleibt für das andere vielleicht mal weniger übrig.
Mit großer Wahrscheinlichkeit lässt sich dies aber zu anderer Zeit oder anderer Gelegenheit wieder ausgleichen.
Abgesehen davon, sind die Bedürfnisse natürlich unterschiedlich: Manche Kinder brauchen weder viel Geld, noch große Geschenke, um glücklich zu sein, und sind auch gerne mal für sich allein.
Ein wichtiger Punkt ist sicherlich, sich stets bestmöglich in Gelassenheit zu üben und auf den „Bauch“ zu vertrauen.
Auf Kinderseite wird immer mal gemäkelt werden!
Weil das eine Geschwisterkind sich das letzte rote Bonbon aus der Tüte gefischt hat, schon wieder neue Schuhe bekommt, das größere oder schönere Zimmer hat, (angeblich) öfter sein Lieblingsessen serviert bekommt… .
Wo man immer schon vorher in Gedanken ständig versucht, es allen Recht zu machen, sind Enttäuschung und Stress vorprogrammiert.
Ständiges Rechtfertigen („Ja, aber dafür hast Du letztens…“) führt auch selten zum Ziel, sondern oft nur in Endlos-Diskussionen.
(Vor)Schnelle Versprechen („OK, beim nächsten Mal bist Du zuerst dran…“) geraten allzu oft in Vergessenheit und sind später dann – Kinder haben es sicher nicht vergessen! – ein Ausgangspunkt für neue Konflikte, wenn man es als Mutter im Alltag versäumt hat, sich an diese Zusage zu erinnern.
Kurz und gut: Wo Kinder behütet aufwachsen und auf ihre Bedürfnisse eingegangen wird, wird sicher keiner auf Dauer zu kurz kommen, auch wenn er sich kurzzeitig einmal im Nachteil fühlt.
Und es ist immer schön zu sehen, dass trotz mehr oder weniger stark ausgeprägter Konkurrenz, die sich in mancher Hinsicht ja auch durchaus produktiv auswirken kann, Geschwister meist ein Herz und eine Seele sind.
*)Andere und ähnliche Erfahrungen, Kritik, Tipps sind wie immer herzlich willkommen!
1 Kommentar
Zum Eisdielenproblem: Wenn es derart unterschiedliche Konsumgewohnheiten unter Kindern gibt, könnte man jedem einen festen Betrag zum Eisessen dazugeben (z.B. 4€) und jeder trifft dann seine eigene Kaufentscheidung. Bleibt was übrig darf man es natürlich behalten. Voraussetzung ist natürlich, dass man auch regelmäßig Taschengeld gibt, von dem dann die Mehrkosten für ein „Luxuseis“ getragen werden können…
Unsere Kinder erhalten ab 16 einen relativ hochen Taschengeld Betrag, müssen aber für Klamotten und Mobiltelefon selbst bezahlen.
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