„Hast du denn schon deinen Weihnachts-Wunschzettel geschrieben?“
Manchen Kinder muss man diese Frage tatsächlich öfter stellen, bevor man deren mehr oder weniger lange Wunschlisten in Händen hält. Gehen sie doch selbstverständlich davon aus, dass das allwissende Christkind ihre geheimsten Wünsche natürlich bestens kennt. Und es daher schließlich keine Eile hat, diese noch einmal extra schriftlich festzuhalten.
Andere brauchen noch nicht mal eine Aufforderung und stehen schon kurz nach Herbstbeginn mit einer Liste da. Wer weiß: Vielleicht ist Begehrtes vor Weihnachten ja knapp und der Weihnachtsmann entscheidet dann nach der Devise „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“?
Hält man den bunt verzierten, sorgsam mit Absender und Adressat versehenen Wunschzettel schließlich in den Händen? Dann kann dies noch andere Emotionen neben purer Rührung wecken. Ungläubiges Staunen vielleicht, weil dort von ungeahnten Herzenswünschen („Ein eigenes Pferd!“) Schwarz auf Weiß zu lesen ist. Oder weil die Liste so lang ist, dass das Kind ebenso den aktuellen Spielzeugkatalog hätte einreichen können.
Aber auch: Kummer. Weil es dem über alles geliebten Nachwuchs beizubringen gilt, dass manche Wünsche wohl in diesem Jahr unerfüllt bleiben werden.
Im Folgenden 6 Ideen aus Elternsicht, wie man der Fülle unterm Weihnachtsbaum vielleicht weniger Bedeutung zukommen lassen kann. Wie man große Erwartungen überdies gar nicht erst aufkommen lässt. Und wie man reagiert, wenn der Wunschzettel dann doch das Familienbudget sprengt.
1 Nicht die Geschenke in den Fokus stellen!
Feiern Sie den Advent und die Weihnachtszeit mit all ihren wunderbaren Traditionen! Machen Sie sie zu einer Zeit für die Familie, für Zusammensein, Gemütlichkeit und die kleinen Freuden, die nichts oder nur wenig kosten. Gemeinsam singen, vorlesen, um den Adventskranz herum am Esstisch sitzen, Plätzchen backen, über den Weihnachtsmarkt bummeln und am Heiligen Abend schöne Rituale pflegen. Das berührt das Herz und bleibt ein Leben lang in Erinnerung.
Spielen Geschenke dagegen einer eher nebensächliche Rolle? Macht man um das gegenseitige Austauschen von Präsenten generell wenig Buhei? Dann nehmen diese schließlich hoffentlich keinen so hohen Stellenwert ein, dass sie über Gelingen oder Misslingen des Fests entscheiden könnten!
2 Verlockungen von vornherein gering halten!
Es mögen tatsächlich ausschließlich langgehegte Herzenswünsche sein, die sich auf dem Wunschzettel des Kindes versammeln.
Wahrscheinlicher jedoch: Es haben sich einige „Spontan-Verliebtheiten“ dazu gesellt. Neigt Ihr Kind dazu, im Vorübergehen im Schaufenster Gesehenes sofort ins Herz zu schließen? Und dieses zum absolut wichtigen Weihnachtswunsch zu erklären? Dann sollten Sie versuchen, dass Versuchungen es nicht unnötig überhäufen! Jeden Tag flattert in dieser Zeit schließlich ein Hochglanzprospekt aus der Spielwarenabteilung ins Haus. Bunte Kataloge von Spielwarenversendern und bekannter und beliebter Spielzeugmarken wecken überdies Begehrlichkeiten. Und die Werbung im Fernsehen tut das Ihre dazu.
Natürlich kann man die Realität nicht gänzlich von Kindern fernhalten. Aber man kann beeinflussen, ob diese wirklich jeden Prospekt aus der Tageszeitung oder dem Briefkasten in die Hände bekommen! Auch über die Wahl des TV-Programms und gekaufter Kinderzeitschriften hat man es als Eltern in der Hand, dem (Über)Maß an Produkt-Infos, die täglich aufs Kind prasseln, entgegen zu steuern.
3 Bitte keine falschen Hoffnungen machen!
Manche Kinder können sich glücklich schätzen, dass in der Vergangenheit praktisch all ihre Weihnachtswünsche in Erfüllung gegangen sind. Weil es die finanziellen Möglichkeiten erlaubten, weil die Wünsche vielleicht bescheiden ausfielen, weil es viele großzügige Schenkende gab?
Ist dann einmal ein Wunsch darunter, der (finanziell) nicht erfüllbar ist oder aus anderen Gründen nicht erfüllt werden wird? Dann sagen Sie Ihrem Kind dies so bald wie möglich und unmissverständlich! Unendlich groß wird sonst die Enttäuschung am Heiligen Abend sein, wenn kein Hundewelpe im Körbchen unterm Weihnachtsbaum sitzt. Oder kein Pony vor der Terrassentür steht! Wenn nicht noch das dritte XL-Piratenschiff (nach den zwei im Kinderzimmer bereits vorhandenen…) unter den Geschenken ist. Oder wenn keine Modelleisenbahn ihre Runden um den Christbaum dreht!
Es hat doch sonst schließlich auch immer mit dem Wünschen und Bekommen geklappt!
Dies gilt natürlich nicht nur für die Kleineren! Auch Größeren wird der Weihnachtsabend gründlich vermasselt sein, wenn es statt des gewünschten, exklusiven, brandneuen Smartphones, das man doch stolz den Freunden präsentieren wollte, „nur“ ein gut gebrauchtes oder nicht mehr taufrisches Modell einer anderen Marke geworden ist!
4 Keine „Last-Minute-Wünsche“ akzeptieren!
Wie schön das Gefühl, wenn man den Wunschzettel des Kindes vorm Fest als „Erledigt!“ erachten kann! Wenn alle Geschenke gekauft und gut versteckt in der hintersten Ecke des Kellers auf die Bescherung warten. Und dazu auch Großeltern und andere sich mit ins Boot holen ließen, damit vielleicht sogar kein Wunsch unerfüllt bleiben musste!
So sitzt man abends auf dem Sofa, denkt nichts Böses und dann das. „Mir ist noch ein Wunsch eingefallen!“, steht das Kind strahlend mit dem Spielzeugkatalog wedelnd vor einem. Ist es das einzige Kind und handelt es sich wirklich nur um eine Kleinigkeit, die im Geldbeutel nicht schmerzt? Dann mag man sich den großen Kulleraugen vielleicht nicht entziehen. Und geheimnisvoll lächelnd das Spielzeug betrachten mit dem Hinweis „Mal schauen, was das Christkind noch für dich tun kann…!“. Bei mehreren Kindern wird es jedoch zu Missgunst führen, wenn die „Weihnachtswunschzettel-Frist“ eigentlich abgelaufen war. Und der kleine Bruder nun trotzdem noch Wünsche hinterher schieben darf, die sogar in Erfüllung gehen!
Stellen Sie am besten klare Regeln auf, die jedes Jahr gelten und die man unerbittlich einhält! Beispielsweise nimmt der Nikolaus am 6. Dezember den Wunschzettel mit. Wem dies zu spät ist, kann natürlich auch den Martinstag am 11. November als gut zu merkendes Datum wählen. Wobei dies für kleinere Kinder eine sehr lange Zeit bis zum Fest bedeutet und sich Wünsche tatsächlich noch ändern können.
5 Besprechen Sie mit Kindern offen die Realisierbarkeit deren Weihnachtswünsche!
Mit Kindern ab dem späteren Grundschulalter sollte man das Gespräch suchen, sobald sich „schwierige“ Weihnachtswünsche auf der Liste finden. Der Nachwuchs weiß dann ohnehin, dass nicht das Christkind oder der Weihnachtsmann, sondern Eltern, Großeltern und andere Nahestehende die Geschenke-Verantwortlichen sind. Ebenso wissen Kinder bereits ziemlich genau, wie sich die familiäre finanzielle Situation darstellt. Ist das Geld den Rest des Jahres über eher knapp? Dann rechnet kein Kind wirklich mit einem Weihnachtswunder, das plötzlich kostspielige Präsente ermöglicht.
Oft lassen sich dann im Gespräch gute Lösungen für alle finden.
– Vielleicht kann man das Weihnachts- mit einem Geburtstagsgeschenk kombinieren, wenn der Weihnachtswunsch definitiv den finanziellen Rahmen sprengt?
– Womöglich kann man für den „Hauptwunsch“ andere Dinge vom Wunschzettel streichen oder deren Anschaffung vorläufig verschieben?
– Vielleicht ist „gut gebraucht“ statt neu gekauft eine Alternative? Dabei ist zu beachten, dass auch die Preise für begehrte, gebrauchte Artikel kurz vor Weihnachten in exorbitante Höhen schnellen können. Daher kann es sinnvoller sein, sich erst nach den Festtagen gemeinsam nach dem Objekt der Begierde umzuschauen. Und vorher anstelle dessen einen entsprechenden Gutschein unter den Weihnachtsbaum zu legen. Besprechen Sie dies aber vorher unbedingt mit Ihrem Kind!
– Vielleicht es das Kind bereit, einen Teil seines Ersparten dazu zu geben? Oder stattdessen für eine gewisse Zeit auf einen Teil des Taschengelds zu verzichten?
– Vielleicht wird zugunsten des größeren Weihnachtsgeschenks auf Kleinigkeiten vom Nikolaus und im Adventskalender verzichtet?
6 Zu guter Letzt: Der Wunsch des Kindes muss Eltern nicht den Befehl sein!
Die Erwartungshaltung bei Kindern ist oft groß, doch nicht immer muss es am Geld scheitern, wenn Wünsche nicht wahr werden.
– Ist es ohnehin schon eng im Kinderzimmer, muss es nicht noch der große Baukran sein!
– Spielt das Kind nicht mit seinen vier bereits vorhandenen Fernlenkautos?Dann muss doch wirklich nicht noch ein weiteres her, nur weil es so cool aussieht!
– Nicht jeden Film oder jedes elektronische Spiel muss man als Eltern gut heißen! Selbst wenn es prinzipiell für die entsprechende Altersklasse geeignet ist.
– Auch bei teuren Luxusartikeln wie Taschen oder Kleidung exklusiver Marken sollte man Vernunft walten lassen. Diese stehen gerne auf der Wunschliste von Teenager-Mädels weit oben. Ändert sich der Geschmack stetig und wird das angesagte „It-Piece“ in wenigen Wochen mit großer Wahrscheinlichkeit in der Ecke verstauben? Dann ist es einfach ärgerlich, größere Summen dafür auszugeben. Auch hier ist der Designer-Secondhandshop vielleicht ein guter Kompromiss.
Was auch immer Ihre guten Gründe sind, Wünschen nicht nachkommen zu wollen. Sagen Sie umgehend beim Erhalt der Wunschliste, wenn ein Geschenk nicht unterm Weihnachtsbaum liegen wird. Und begründen Sie dies Ihrem Kind ehrlich gegenüber, um besagte Enttäuschungen zu vermeiden! Schließlich wünscht sich doch jeder am Heiligen Abend eine „O du fröhliche“ „Stille Nacht“!
Bildquelle: © bigstock.com/ unguryanu
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