Sie können ganz schön aufs Gemüt schlagen: Diese Trübwetter-Tage am Anfang eines neuen Jahres. Der Glanz des Advents passé.
Und statt winterlichen Zaubers mit richtig viel Schnee und Rodel-Spaß hielt der Blick aus dem Fenster in diesem Jahr bislang für viele oftmals ödes Grau-in-Grau bereit samt eher herbstlich anmutender Temperaturen, Regen und Wind.
Und dann diese immer noch frühe Dunkelheit!
Insgesamt ein ziemlich tristes Bild, das eine Stimmung draußen verbreitet, die der drinnen nicht gerade förderlich ist, und das den Frühling noch in weiter Ferne vermuten lässt, obwohl er doch schon im nächsten Monat beginnt.
Ungewollt heißt es da selbst für „Wetterfeste“ öfter als ihnen lieb ist: Drinnen hocken statt draußen spielen – und noch ein wenig Geduld aufbringen, bis die Bedingungen für unbeschwertes, stundenlanges Toben im Freien endlich wieder ideal sind.
Wie kann man es dem Nachwuchs da verübeln, dass sich hier und da Quengel-Laune breit macht?
Rennen, Klettern, Austoben, wie es dem natürlichen Bewegungsdrang von Kindern entspricht, ist im Haus halt nur bedingt möglich.
Selbst das tollste neue Spiel von Weihnachten verliert irgendwann seinen Reiz.
Immer nur Konsole oder TV sind wahrlich nun auch keine Lösungen.
Und was erschwerend hinzu kommt: Geht die Erkältungswelle um, fallen potentielle Spielgefährten zu allem Übel womöglich auch noch aus.
Was das alles mit der im Titel erwähnten Konsequenz zu tun hat?
Selten sonst wie wohl in solchen „Durchhänge-Zeiten“ ist ein hohes Maß an Konsequenz erforderlich, um gewisse Regeln einhalten und Prinzipien wahren zu können:
Wenn die eigene, elterliche Laune als Folge des „Januar Blues“ bereits angekratzt ist und das Kind dann nach Süßigkeiten quengelt, mag man um des lieben Friedens willen schneller geneigt sein, kulinarischen Versuchungen grünes Licht zu geben?!
Wenn den Kindern sprichwörtlich die Decke auf den Kopf fällt, der freundliche Umgangston unter Geschwistern abhanden kommt und die Fetzen im Kinderzimmer zu fliegen drohen, scheint der Fernseher plötzlich idealer Kinder-Bespaßer, auch wenn Fernsehgucken sonst am helllichten Tag gar nie in die Tüte käme?!
Und wenn man so gar keine Lust verspürt, noch einmal in Wetterjacke und Gummistiefel für eine Runde an der frischen Luft zu schlüpfen, weil einem das Sofa doch gerade gar so gemütlich erscheint, wird der gute Vorsatz „Jeden Tag mindestens eine halbe Stunde raus statt Stubenhocken!“ vielleicht allzu gerne verdrängt?!
Aber MUSS man als Eltern in solchen und anderen Dingen überhaupt immer konsequent sein?
Theoretisch wäre das sicherlich gut. Warum? Dazu später mehr.
Aber mal ehrlich: Auch Eltern sind nur Menschen. Und manchmal mit ihren Kräften nahe dem Ende, wenn Krankheiten sich die Klinke in die Hand geben zum Beispiel, während der Alltag (mit der Arbeit, dem Haushalt und den tausend kleinen Aufgaben jeden Tag…) weiterhin fordert.
Niemand ist perfekt. (Und wenn, wäre das ziemlich unheimlich.)
Das heißt? Ausnahmen müssen auch mal möglich sein.
Einmal Festgelegtes muss auch mal so flexibel gehandhabt werden können, dass es den Gegebenheiten angepasst werden kann.
Niemand kann immer verhindern, dass Versprochenes mal ausfallen muss oder Verbotenes doch mal erlaubt wird, weil es einfach der Situation maßgeblich zugute kommt!
Und das, ohne gleich an Vorbild-Funktion einzubüßen!
Auch dazu später noch mehr, doch erst einmal zur Frage:
Warum wird Konsequenz in der Erziehung überhaupt so viel Bedeutung beigemessen?
Konsequenz ist eine Eigenschaft, die einem sicherlich generell sehr nützlich dabei ist, gut durchs Leben zu kommen.
Stets irgendetwas anzufangen und nichts zu Ende zu bringen, das macht schlichtweg nicht froh, weil es einem keine Erfolgserlebnisse beschert und einen nie recht ans Ziel kommen lässt.
Das Gefühl hingegen, sich etwas vorgenommen, es angepackt, durchgezogen und erfolgreich fertig gebracht zu haben – das kennt doch jeder! -, ist einfach immer wieder ein gutes!
In puncto Konsequenz in der Erziehung eigener Kinder kommen weitere Aspekte hinzu.
Die Vorbildfunktion zum Beispiel. Wer immer Konsequenz und Durchhaltevermögen predigt, dann aber selbst des öfteren den inneren Schweinehund nicht zu besiegen vermag, gibt auf Dauer kein glaubhaftes Vorbild ab.
Im Gegenteil wird die eigene Inkonsequenz schnell zum Bumerang, denn aufgeweckte Kinder werden es schnell heraus haben, diese in treffende Argumente umzuwandeln:
„Warum soll ich meine Hausaufgaben immer in einem Rutsch erledigen, wenn Mama sich auch ständig ablenken und zwischendurch alles stehen und liegen lässt?“
„So wichtig kann Zähneputzen ja doch nicht sein, wenn ich es heute mal ausfallen lassen darf!“
„Erst waren die angeblich ach so ungesunden Süßigkeiten tabu und jetzt – nach ordentlichem Quengeln – darf ich sie doch, obwohl Mama und Papa eben noch ‚was von „Übergewicht“ und „Karies“ erzählt haben!“
Auf der anderen Seite bedeutet Konsequenz auch „Verlässlichkeit“ und für Kinder ist es natürlich von elementarer Bedeutung, dass sie immer das Gefühl haben, sich voll und ganz auf ihre Eltern verlassen zu können.
Wer erst etwas verspricht und es dann nicht hält, sorgt für Enttäuschungen – und darf sich nicht wundern, wenn seine Versprechen beim nächsten Mal auf skeptische Minen stoßen.
Kompromisse eingehen, konsequent bleiben?
Fazit soweit: Konsequenz hat natürlich ihre Berechtigung, ist wünschenswert und ein Teil dessen, das man als elterliche Vorbildfunktion an den Tag legen sollte.
Gleichgesetzt werden sollte Konsequenz jedoch nicht mit Unbeugsamkeit oder Kompromisslosigkeit.
Einmal gesetzte Regeln müssen mit der Zeit gehen (klassisches Beispiel: Zu-Bett-geh-Zeiten, die sich im Laufe der Kindheit naturgemäß nach hinten verschieben), stets aufs Neue auf Sinn und Berechtigung überprüft und in Folge dessen gegebenenfalls den aktuellen Begebenheiten, dem Entwicklungsstand des Kindes und der jeweiligen Familiensituation angepasst werden.
Statt dessen auf irgendwann einmal aufgestellte Regeln zu beharren, weiterhin nur etwas zu verbieten, weil dies vor langer Zeit einmal sinnvoll erschien, ergibt wenig Sinn.
Und strikte Beharrlichkeit in Bezug auf familieneigene Leitlinien zu demonstrieren, nur um als besonders konsequent und damit vorbildlich dazustehen, kann nicht das Ziel sein!
Man kann auch mal etwas erlauben, ohne inkonsequent zu sein, wenn dabei gesetzte Prioritäten gewahrt bleiben.
Hausaufgaben beispielsweise kann höchste Wichtigkeit beigemessen werden. Ob diese jedoch immer gleich nach dem Mittagessen oder nicht vielleicht auch – ausnahmsweise – einmal später am Nachmittag gewissenhaft erledigt werden können, darüber sollte Verhandlungsspielraum gewährt werden.
Denn nicht nur Konsequenz schauen Kinder sich von ihren Eltern ab. Flexibilität gehört ebenso zum Leben und ist sicherlich eine nicht minder wichtige Fähigkeit!