Ferienzeit – die richtige Zeit, um in die Ferne zu schweifen
Gerne in fremde Länder, um Neues zu entdecken und kennen zu lernen.
Und wenn das im wahren Leben nicht möglich ist, dann gerne auch mal „nur“ in Gedanken – mit einem Buch, das einen mit nimmt auf die Reise.
Weit weg in eine ganz andere Welt zu einer ganz anderen Zeit, in der eine Atlantiküberquerung noch viel Zeit und Geduld erforderte, in der es möglich war, sein altes Leben hinter sich zu lassen und auf einem anderen Teil der Erde noch einmal ganz neu anzufangen.
Weite Reisen, tiefe Einschnitte, Kehrtwenden und Neuanfänge im Leben sind grundlegende Elemente der Geschichte „Maia oder Als Miss Minton ihr Korsett in den Amazonas warf“ – und es ist einfach ein großer Genuss, die Lebenswege der beiden Titelheldinnen und ihren vielen neuen Bekanntschaften im Buch von Autorin Eva Ibbotson ein Stück weit zu begleiten.
Zum Inhalt von „Maia oder Als Miss Minton ihr Korsett in den Amazonas warf“:
England im Jahre 1910: Das Waisenkind Maia erfährt, dass sie zusammen mit der finster erscheinenden Gouvernante Miss Minton zu ihr unbekannten, entfernten Verwandten im fernen Brasilien reisen soll, um fortan bei ihnen zu leben.
Nach einem tränenreichen Abschied wachsen die Abenteuerlust und die Vorfreude in dem vielseitig begabten Mädchen, das sich seine Zukunft in den schönsten Farben auszumalen beginnt:
Der Exotik, der Farbenpracht, dem Duft des Amazonasgebiets fiebert sie während der langen Überfahrt auf dem Schiff ungeduldig und sehnsuchtsvoll entgegen – und ebenso freut sich sich auf ihre neue Familie – mit zwei Zwillingsmädchen etwa im selben Alter wie sie selbst -, die sie alle ganz sicher herzlich begrüßen und mit offenen Armen bei sich aufnehmen werden.
Die Ernüchterung nach Maias Ankunft lässt nicht lange auf sich warten: Das Leben der Familie Carter findet mitnichten in blühenden Gärten umgeben von vielen Tieren unter brasilianischer Sonne statt. Stattdessen findet sich Maia in einem tristen, dunklen Haus wieder, abgeschottet von der Natur und deren Bewohnern, in dem statt exotischer Früchte importiertes Dosen-Essen aus der englischen Heimat auf den Tisch kommt.
Und nicht etwa Liebe und Fürsorge für das verwaiste Mädchen, sondern schlichtweg der satte Unterhalt, der mit Maias Aufenthalt einhergeht, hat die in finanziellen Nöten steckende Familie Carter bewogen, das Mädchen zu sich zu holen.
Maia lässt sich nicht entmutigen und macht sich auf die Suche nach „ihrem“ Brasilien, nach Freunden, nach Liebe – und vermag dank ihrer freundlichen, offenen Art viele neue Wege zu finden und die Herzen vieler zu erobern.
„Maia oder Als Miss Minton ihr Korsett in den Amazonas warf“ bietet einen gelungenen Mix aus Abenteuergeschichte mit sehr vielen, sehr spannenden Momenten und aus einem bezaubernd romantisch anmutenden Kinderroman, der geprägt ist von einer tiefen Naturverbundenheit, Ursprünglichkeit und einer satten Portion Forschergeist.
Oft geht es ernst, bedrückend und ernüchternd zu, meist sind es aber die Gefühle von tief empfundener Freundschaft und Liebe, die hoffnungsvolle Erwartung kommender Abenteuer und der stets zum Greifen nahe scheinenden Freiheit, und der unerschütterliche Glaube daran, dass letzten Endes immer alles gut wird, die die Stimmung des Buchs prägen.
Die Geschichte über Maia besticht außerdem durch die große Fülle an Schauplätzen und Charakteren, die die Geschichte so bunt und interessant machen: Unterschiedlichste Menschen mit ihren individuellen Lebensgeschichten begegnen sich, oft trennen sich ihre Wege auch wieder und so findet die Handlung an immer mehr Orten statt, die schließlich abwechselnd beleuchtet werden, ohne dass sich die Fäden zwischen ihnen verlieren.
Zugegeben: Darüber, dass so manches Klischee bedient, mitunter überstrapaziert wird, sollte man großzügig hinweg sehen können, um die zauberhafte Geschichte von Autorin Eva Ibbotson voll und ganz genießen zu können.
Letzten Endes hat die Geschichte viel von einem Märchen, in dem die „Guten“ ihr Glück finden werden und die „Bösen“ am Ende ihrem Schicksal nicht entgehen können.
Eine wunderbare Urlaubslektüre ist „Maia oder Als Miss Minton ihr Korsett in den Amazonas warf“ ebenso wie ein angenehm dicker – über 380 Seiten starker – Schmöker für lange Herbstabende, an denen ein bisschen brasilianische Wärme gerade recht käme.
Empfehlenswert zum Selberlesen ist das Buch für Kinder ab 10 Jahren, zum Vorlesen bereits für jüngere ab etwa 8 Jahren.
Mehr zum Buch auf den Internetseiten von dtv junior, wo neben allen Informationen zum Buch auch ein Autorenportrait der Schriftstellerin Eva Ibbotson (1925 – 2010) zu finden ist.
Erhältlich ist das Buch unter der ISBN 978-3423709972 für 7,95 € im Buchhandel.