Es gibt so viele Gründe, ein bis dato unbekanntes Buch zu lesen.
Vielleicht, weil es einem mehr oder weniger zufällig beim Stöbern in der Buchhandlung in die Hände fiel und der Klappentext die Neugierde so sehr weckte, dass man es nicht mehr fortlegen wollte?
Vielleicht, weil man die Verfilmung eines Buchs gesehen hat und anschließend auch einmal die Original-Vorlage dazu lesen möchte?
Vielleicht, weil ein Buch in gewisser Weise einfach ein Klassiker ist, das man mal gelesen haben sollte?
Weil es von einem Autor mit großem Namen geschrieben wurde, dessen Werke nicht nur ein wertvolles Stück Zeitgeschichte sind, sondern praktisch auch Garanten für beste Lese-Unterhaltung?
Ein bisschen von alledem führte dazu, dass die abc-mama nach „Das doppelte Lottchen“ ein weiteres Buch aus der Feder von Erich Kästner zur Hand nahm.
Wie erwartet, gefiel auch dieses Buch – ein Kinderbuch, für das man jedoch nie zu alt wird, und das selber, immerhin schon vor über 80 Jahren erschienen, nie „alt“ geworden ist! – bestens und soll an dieser Stelle noch einmal allen vorgestellt werden, die vielleicht gerade auf der richtigen Lektüre für lange Herbstabende sind.
Zum Inhalt von „Pünktchen und Anton“:
Ein Mädchen, genannt „Pünktchen“, wächst behütet in einem wohlhabenden Elternhaus auf – umgeben von ihrer Mutter, die sich allerdings noch lieber als um ihre Tochter um gesellschaftliche Dinge kümmert, von ihrem liebevollen Vater, der jedoch viel, viel Zeit in seiner Fabrik verbringt, sowie von Hund, Haushälterin und Kindermädchen.
Ganz anders stellt sich Antons Situation dar: Sein Leben allein mit seiner schwer erkrankten Mutter ist karg, doch der pflichtbewusste, tapfere Junge beißt sich durchs Leben, versorgt Haushalt und Mutter, geht zur Schule und verdient nebenbei noch den Lebensunterhalt für die kleine Familie.
Gemeinsam ist den beiden Kindern die Freundschaft, die sie verbindet, sowie die Tatsache, dass beide echte „Pfundskerle“ sind: Aufrichtig, couragiert, sensibel im Umgang mit ihren Mitmenschen und zudem überaus sympathisch.
Solange sie zusammenhalten, kann die beiden nichts erschüttern: Weder unausstehliche Nachbarskinder noch die kriminellen Machenschaften, die sich im Hause Pogge (Pünktchens Familie anbahnen… .
„Pünktchen und Anton“ ist eine Geschichte, die zu Herzen geht, weil sie dank ihrer Titelhelden einfach so „lieb“ ist:
Zwei Kinder sind Pünktchen und Anton, die im jeweils anderen nur den Menschen sehen und sich nicht darum scheren, ob ihr Gegenüber nun arm oder reich ist.
Zwei, die den Erwachsenen gewitzt, selbstbewusst und auf sehr charmante Art vor Augen führen, wozu Kinder schon in jungen Jahren imstande sind, wenn sie die Welt durch kleine Taten ein großes Stück besser machen.
Zwei, die ihren Eltern bewusst machen, dass sich die Großen gerne öfter mal sehr kritisch unter die Lupe nehmen dürfen.
Auf Augenhöhe mit kleinen Zuhören oder Lesern, sie direkt ansprechend erzählt Erich Kästner den Kindern, die in den Genuss seiner Bücher kommen, augenzwinkernd, sehr sympathisch und humorvoll von den Ereignissen, die sich da ereignen.
In den kurzen Einschüben – auf charmante stellt der Autor seinen Lesern im Vorwort frei, ob sie diese nun lesen wollen oder nicht – lässt Erich Kästner das Geschehene Revue passieren, sinniert anschaulich über das Leben, über menschliche Verhaltensweisen und Charakterzüge, schweift ab, fasst zusammen und bleibt so das ganze Buch über in der Rolle des liebenswerten Erzählers.
„Pünktchen und Anton“ ist trotz seines fortgeschrittenen Alters ein zeitloses Buch für Kinder, obwohl es ob der Beschreibung eines Alltags zu jener Zeit an manchen Stellen natürlich sehr nostalgisch wirkt.
An den Menschen hingegen, an Werten, die es sich zu pflegen lohnt, hat sich zum Glück weniger geändert.
„Pünktchen und Anton“ ist ein märchenhaftes Kinderbuch (zum Selberlesen ab etwa 10 Jahren) und Vorlesen (schon ab dem frühen Grundschulalter), das einen am Ende glücklich zurück lässt und von ein bisschen mehr heiler Welt träumen lässt.
Hier und da fast „zu schön, um wahr zu sein“, erzählt mit sehr viel Wortwitz, ausgezeichnet durch sehr spannende Momente und ebenso komische Szenen – geprägt durch den unerschütterlichen, forschen und kreativen Charakter von Luise alias „Pünktchen“.
Dies und das zum Buch
„Pünktchen und Anton“ von Erich Kästner ist als 160 Seiten starkes Buch aus dem Dressler Verlag erhältlich (12 €, ISBN 9783791530147), wurde im Laufe der Jahrzehnte mehrfach verfilmt und auch Hörspiel- und Comic-Freunde können in den Genuss der Geschichte kommen.
Hör- und Leseproben, ein Autorenportrait und vieles mehr finden sich hinter den jeweiligen Links.
Weitere Klassiker der Kinderliteratur gefällig?
Wer Lust bekommen hat, in weiteren Kinderbuch-Klassiker zu schmökern, findet hier bei uns im Blog vielleicht passende Anregungen.
1 Kommentar
Kommentarfunktion ist ausgeschaltet.