Was gibt es gemütlicheres, wenn es draußen düster und eisig ist, wenn der Wind vielleicht ein wenig an den Rollladen klappert und man wahre Glücksgefühle darüber spüren kann, dass man nicht mehr hinaus muss in die Kälte, als es sich bei Dämmerlicht mit einem Buch bequem zu machen? Einem Buch vielleicht, das einen die Zeit vergessen lässt und schaurig-schöne Gruselmomente bereit hält?
Das hier und heute vorgestellte Buch ist ein Klassiker (und hat daher auch hier seinen Platz bei unseren Kinderbuchklassikern, wobei es tatsächlich weniger ein klassisches KINDERbuch ist, als ein fesselnder Lesestoff für alle ab etwa 12 Jahren aufwärts!), auch beliebte Lektüre im Deutschunterricht und dabei so einzigartig und faszinierend, dass man dennoch nicht mit dem Kauf und dem Lesen warten sollte, bis Sohn oder Tochter es vielleicht eines Tages für die Schule benötigen, um diese packende Geschichte nicht zu verpassen.
„Krabat“ spielt in einer anderen, längst vergangenen Zeit und sofort mit dem Lesen der ersten Zeilen ist man mittendrin in dieser finsteren Vergangenheit, in der ein Junge namens Krabat als Sternsinger von Haus zu Haus zieht, bevor er magisch angezogen von einer Stimme in seinem Kopf den Weg antritt in ein neues Leben als Müllerknappe… .
Zum Inhalt von „Krabat“:
Krabat ist 14 Jahre jung, die Zeit Anfang des 18. Jahrhunderts karg, von Not und Hunger geprägt. Geleitet von einem Traum findet sich Krabat schließlich wieder in einer unheimlich anmutenden Mühle im Oderbruch, wo der ebenso obskure Müllermeister ihn bereits zu erwarten scheint.
Glücklich, sich dort als Lehrling des Müllerhandwerks versuchen zu dürfen, zieht Krabat in die Mühle ein, zu elf weiteren Müllerburschen, mit denen er künftig Leben und Arbeit teilen wird.
Hinein gerät er dabei in eine beklemmende Umgebung, in der die Uhren anders zu ticken scheinen als in der Welt da draußen, in der sich mysteriöse Todesfälle ereignen, in der es zu schauerlichen, nächtlichen Begegnungen kommt.
In der die Gesellen dem Gutdünken des strengen Müllermeisters ausgeliefert sind und aus der es für die jungen Männer kein Entkommen zu geben scheint.
Denn dieser bedrohliche Meister vermag so viel mehr zu vermitteln als das Müllerhandwerk: Er beherrscht die Kunst der schwarzen Magie und unterrichtet seine Schüler neben ihrer Arbeit in der Mühle auch in ebendieser.
Die Jahre ziehen dahin, neben dem Müllerhandwerk lernt Krabat begierig die Zaubersprüche und Geheimnisse der finsteren Zauberei – und das Mädchen kennen, das fortan sein Tun und Denken beherrscht.
Unheil bahnt sich damit an, denn schon so manch eine Liebschaft seiner Gesellen wurden vom düsteren Müller mit dem Tode bestraft… .
Wie eingangs bereits erwähnt ist „Krabat“ von Otfried Preußler – beruhend auf der schon sehr alten Krabat-Sage – genau das richtige Buch für stürmische Herbstabende oder dunkle Winterstunden bei Kerzenschein.
Wohlig und warm eingepackt sollte man sich an die Lektüre dieses genialen Werks begeben, denn die Geschichte geht unter die Haut; man kann beim Lesen die winterliche Kälte förmlich in sich hinaufsteigen fühlen und ständig scheint der einäugige Blick des gespenstischen Müllers auf einem zu ruhen.
In aller Ausführlichkeit, aber niemals langatmig verfolgt der Leser Krabats drei Lehrjahre in des Müllers Mühle, bekommt schleichend einen Eindruck von der alles beherrschenden Macht des Meisters, kann die Mühle und ihre Bewohner kennen lernen und Sympathien für sie entwickeln, kann teilhaben an den wiederkehrenden Jahreszeiten und den mit ihnen verbundenen Ritualen.
Ebenso – völlig ohne Effekthascherei, ohne künstlich erzeugte Spannung oder gezwungenes Auf-die-Folter-Spannen des Lesers – ruhig und unaufgeregt erfolgt der Schluss: Ist man wenige Seiten vor Ende des Buchs angelangt, vermag man sich kaum vorzustellen, dass in wenigen Minuten die Geschichte fertig erzählt sein soll!
Was wird noch passieren? Wie werden sich die Dinge finden? Es gibt doch noch so viele offene Fragen!
So besonnen wie das Buch begann endet es. Ein wenig Geheimnis, Ungeklärtes, eben Unerklärliches bleiben zurück und so wird noch einmal der Gesamteindruck der Geschichte unterstrichen: Mystisch, düster, legendär.
Das vielfach ausgezeichnete Geschichte „Krabat“ von Otfried Preußler ist als Buch aus verschiedenen Verlagen erhältlich, wurde mehrfach verfilmt und ist „natürlich“ auch als Hörbuch oder eBook zu haben.