Viele Elten können sicherlich ein Lied davon singen:
Abends, wenn es eigentlich heißen sollte „Schlafenszeit“, ist der Nachwuchs so gar nicht müde zu kriegen.
Statt dessen hellwach und voller Tatendrang, vor allem, wenn im Sommer die Sonne noch hoch vom Himmel herunter lacht und es für Kinder ganz und gar nicht einzusehen ist, warum dem fröhlichen Spielen im Freien schon ein Ende bereitet werden soll!
Morgens dann: Bleierne Müdigkeit.
Augen, die nicht aufgehen wollen. Und im schlimmsten Fall Miesepetrigkeit und so richtig, richtig schlechte Laune!
„Heute Abend geht es aber mal eher ins Bett!“ – denkt oder sagt man dann gerne.
Ein Vorsatz, der bis abends dann allzu häufig wieder in Vergessenheit geraten ist oder sich allen guten Absichten zum Trotz nicht in die Tat umsetzen lässt?
„Ich will aber noch nicht ins Bett!“
Diesen Satz kennen wohl alle Eltern.
„Warum?“, mag man sich da fragen, müsste es doch herrlich sein, so früh zwischen kuscheligen Kissen und flauschiger Decke verschwinden zu können mit der Aussicht, am nächsten Morgen mal so richtig ausgeschlafen zu sein.
De facto kennen dies aber doch auch viele Erwachsene?! Mal ist es der spannende Film, der einen viel zu lange wach hält. Mal das Gefühl, einfach noch nicht müde zu sein, oder der Wunsch, die Bügelwäsche, einige E-Mails oder anderes noch schnell am selben Tag zu erledigen.
Bei Kleinkindern und Kindergartenkindern sind häufig die berühmten „Gespenster unterm Bett“ der Grund dafür, dass sie abends nicht ins Bett wollen, oder es ist der zu späte oder zu lang ausgefallene Mittagsschlaf, der abends einfach die Augen nicht zufallen lässt.
Bei Grundschulkindern sind es in der Regel andere Gründe.
Kinder in diesem Alter wissen bereits genau, wie ihre Schlafumgebung gestaltet sein soll, und was sie nachts brauchen, um sich wohlzufühlen.
Sie entscheiden, ob es in ihrem Zimmer nachts ganz dunkel sein soll oder ob ein Nachtlicht brennen soll, und lassen sich durch Geräusche im Haus mit zunehmendem Alter immer weniger beeindrucken.
Tatsächlich ist es bei ihnen viel weniger das Nicht-ins-Bett-wollen als das Noch-länger-aufbleiben-wollen, das an vielen Abenden zu Diskussionen führt und alle möglichen Gründe (Hunger, Durst, Gute-Nacht-Kuss vergessen, doch noch gar nicht müde, noch etwas Wichtiges zu erzählen vergessen…) aus dem Hut zaubern lässt, noch einmal den Eltern im Wohnzimmer einen Besuch abzustatten.
Was hilft? Vielleicht das sichere Gefühl seitens des Kindes, dass es rein gar nichts verpasst, wenn es bereits früh schläft?
1.) Schneit das Kind abends noch einmal ins Wohnzimmer während der Fernseher läuft, halten Sie das TV-Programm idealerweise an.
Viele moderne Geräte (Fernseher, Receiver) ermöglichen es, jederzeit das laufende Programm zu stoppen und später an selber Stelle fortzusetzen.
Abgesehen davon wird das Kind sehr viel bereitwilliger der Rückzug antreten, wenn bei Ihnen nur „langweilige Nachrichten“ laufen anstatt eines Actionfilms. Hört man Schritte auf der Treppe, bleibt vielleicht ausreichend Zeit zum Umschalten…?
2.) Geben Sie Ihrem Kind im Bett liegend noch Zeit, mit Ihnen alles zu besprechen, was tagsüber in Vergessenheit geraten sein könnte oder was ihm vielleicht unter den Nägeln brennt, seien es besonders schöne Erlebnisse wie der Kindergeburtstag des besten Freundes am Nachmittag oder auch Dinge, die eventuell Sorge bereiten wie die anstehende Klassenarbeit am nächsten Morgen.
Erst einmal im Bett, kommt die Müdigkeit (hoffentlich) von allein
Jedoch nicht beim spannenden Hörspiel oder gar mit der unters Kopfkissen geschmuggelten Spielkonsole!
Lesen ist für Grundschulkinder in vielerlei Hinsicht abends die richtige Beschäftigung. Es erfordert Ruhe und Konzentration und bietet das gute Gefühl, selbst im Falle des unerwartet plötzlichen Einschlafens nichts zu verpassen.
Übermannt einem beim neuen Hörspiel die Müdigkeit, versäumt man gar das aufregende Finale!
Beim Buch droht diese Gefahr nicht. Hier wird einfach eine Stelle mit dem Lesezeichen markiert, wenn die Augenlider schwer werden, und man kann sich gewiss sein: Die Geschichte wird nicht weglaufen und am nächsten Tag beim Weiterlesen genau an der Stelle weiter gehen.
Na ja, und da Lesen die Fantasie anregt, den Wortschatz erweitert, Grammatik verfeinert, Rechtsscheibung trainiert etc., ist es ohnehin nie verkehrt!
Störenfriede der Nachtruhe
Als Erwachsener weiß man in der Regel sehr genau, was einem dem Schlaf raubt:
Unerledigtes oder Anstehendes, das die Gedanken endlos kreisen lässt.
Zu viel Zucker oder schweres Essen kurz vor dem Schlafengehen vielleicht.
Ein unregelmäßiger Schlafrhythmus etc.
Bei Kindern ist es Aufgabe der Eltern, „Schlafräuber“ zu erkennen und zu vermeiden:
– Der Trailer aufs kommende Fernsehprogramm nach der angeschauten Kindersendung vielleicht, denn damit ist wieder der Punkt „Angst, etwas zu verpassen“ erfüllt?
– Gewürztes Essen wie Cracker und Chips zu später Stunde? Im Sommer das beliebte Grillen, denn Marinaden mit viel Salz und süße Getränke fördern den nächtlichen Durst?
– Wildes Toben, Wasserschlachten im Garten? Die machen noch mal richtig munter! Besser: Ein entspannter, gemeinsamer Spaziergang, die kurze, berühmte „Runde um den Block“ an der frischen Luft, bei der man zur Ruhe kommen kann.
Das Thema „Schlafenszeit“ nicht zum Zankapfel werden lassen!
Das Kind soll schlafen, will es aber nicht und tut es dann auch nicht?
Das ist idealer Nährboden für kleine „Machtspielchen“, mit denen Kindern immer mal wieder gesetzte Grenzen überprüfen.
Je lockerer das Thema Schlafengehen gehandhabt wird, wenn das Kind mal nicht früh raus muss (Ferienzeiten, Wochenenden), desto weniger Bedeutung wird ihm vermutlich generell beigemessen werden.
Daher: Ab und zu wach bleiben dürfen, bis die Augen zufallen, ist für Kinder immer wieder spannend und muss auch mal erlaubt sein, wenn am nächsten Morgen kein Wecker klingelt!