Wenn Kinder noch sehr klein sind, interessiert sie vieles, aber bestimmt nicht, welche Stunde es gerade geschlagen hat oder zu welcher Uhrzeit genau das ersehnte Kleinkinderturnen beginnt. Mama und Papa managen zuverlässig den Alltag und haben dabei unbemerkt fürs Kind praktisch jederzeit die Uhr im Blick.
„Schon so spät? In 20 Minuten müssen wir in der Kita sein!“
„Noch so früh? Da haben wir ja noch zwei Stunden Zeit!“
Selbstverständlich, sicher und ohne große darüber nachzudenken hantieren wir mit Uhrzeiten. Zum Glück, denn über die ersten Lebensjahre hinaus gewachsen kommt wohl niemand ohne Kalender und Uhr wirklich gut durchs Leben.
Wann ist also der richtige Zeitpunkt, an dem sich ein Kind mit der Uhr vertraut machen sollte? Beziehungsweise wann man als Eltern dem Nachwuchs zeigen sollte, was es auf sich hat mit Zeigern, vollen und halben Stunden?
Kurz gesagt: Frühestens, wenn das Kind bewusst Interesse zeigt – und das kann bereits im Kindergartenalter der Fall sein.
Spätestens sollte die Uhrzeit Alltagsthema daheim werden, wenn dies Stoff im Grundschulunterricht ist oder wenn das Kind dieses sichere Wissen einfach benötigt, um beispielsweise Verabredungen einhalten oder den Bus pünktlich erreichen zu können.
Uhr und Zeit sind immer präsent
Die Zeit ist ein Thema, das im Alltag einfach eine große Rolle spielt, und keines, das man explizit heraufbeschwören muss.
Gespräche über die Uhrzeit ergeben sich so immer wieder von ganz allein. Und Uhren gibt es praktisch immer und überall, so dass man ganz selbstverständlich mit Zeitbegriffen („Der Wecker klingelt um 7 Uhr“, „noch 5 Minuten“, „in einer halben Stunde“, „um zwölf Uhr mittags“) hantieren kann. Dabei beginnen Kinder, nach und nach automatisch ein Gespür für Uhrzeit und Dauer zu entwickeln.
Möchten Kinder es jedoch ganz genau wissen, ist eine passende „Erklär“-Uhr sicherlich zu finden. Vielleicht an der Wand in der Küche oder im Flur, auf jeden Fall aber im Spielzeughandel, wenn man sich nach einer Lern-Uhr für Kinder umschaut. Ob ohnehin vorhanden oder extra angeschafft: Wichtig ist, dass die Uhr möglichst groß und übersichtlich ist. Perfekt an Lern-Uhren für Kinder ist überdies, dass sie mit den Händen die Zeit im wahrsten Sinne „begreifen“ und „erfassen“ lassen.
Üblicherweise sind Lern-Uhren zudem so gestaltet (dank deutlicher Unterscheidung von Stunden- und Minutenzeiger, Einteilung des Ziffernblatts von 1 – 12, aber zusätzlich auch von 13 – 24 Uhr), dass alle wichtigen Aspekte der Uhrzeit leicht erklärt werden können.
Aber wo beginnt man nun mit dem Erklären von Minuten, Sekunden, Stunden und deren Bruchteilen?
Die Basics zuerst: Denken Sie in ganz kleinen Schritten
Wenn Kinder Fragen zur Uhrzeit stellen, scheinen die Antworten für Erwachsene so spielend einfach, ist es schließlich für „Große“ selbstverständlich, dass eine Stunde 60 Minuten hat und ein Tag 24 Stunden. Für Kleine aber eben nicht!
„Wie viele Minuten vergehen während einer Stunde, wie viele Sekunden während einer Minute?“
Ist das Kind schon mit dem Zahlenraum bis 100 vertraut? Und hat es auch bereits eine Vorstellung davon, was diese Zahlen bedeuten? Dann wird es verstehen, dass eine Stunde aus 60 Minuten besteht, die in 12 „5-Minuten-Päckchen“ eingeteilt sind. Ebenso verhält es sich mit den Sekunden. Versuchen Sie doch mal mit Ihrem Kind zusammen, die 60 Sekunden einer tickenden Uhr mitzuzählen.
(Linktipp: Eine Erklärung, warum dem so ist und die Stunde nicht aus „runden“ 100 Minuten besteht und ein Tag 24 statt vielleicht nur 20 Stunden hat, ist übrigens HIER zu finden)
Ein kleines Experiment dazu
Überlegen Sie mit Ihrem Kind zusammen, wie die Uhr alternativ eingeteilt sein könnte. Vielleicht in „runde“ Zahlen wie zehn Stunden pro Tag oder 100 Minuten pro Stunde? Zeichnet man dies auf Papier, zeigen sich schnell die Tücken an alternativen Modellen und der Vorteil der 12 liegt postwendend auf der Hand. Sie lässt sich nämlich durch eins, zwei, drei, vier und sechs teilen (ebenso wie die 60), sodass eine schöne Verteilung auf dem runden Ziffernblatt entsteht.
„Wo startet eine neue Stunde? Und was hat es mit großem und kleinem Zeiger auf sich?“
Wieviel von einer Stunde bereits vergangen ist, zeigt der große Stundenzeiger. Und zwar immer von der „12“ aus gezählt, egal, wo sich der „kleine“ (Stunden)Zeiger gerade befindet. Ist der große Zeiger einmal „rum“,hat er 60 Minutenschritte hinter sich und ist wieder dort, wo er genau eine Stunde zuvor auch war. Der kleine Zeiger wandert hingegen zweimal – und nicht nur einmal! – von Mitternacht zu Mitternacht um die Uhr, so dass ein Tag nicht 12, sondern 24 Stunden hat.
„Was bedeutet „viertel acht“?“
Erfahrungsgemäß erfordert es am meisten Geduld und Ausdauer, die sprachlichen Spezialitäten der 5-Minuten-Schritte zu erläutern. Dabei sind diese im Alltag viel geläufiger als die Angaben in Stunden und Minuten. Auf die Frage, wie spät es ist, wird kaum jemand antworten „Es ist sieben Uhr fünf“. Oder: „Es ist sieben Uhr fünfundzwanzig“. „Fünf nach sieben“ oder „fünf vor halb acht“ wird man statt dessen viel öfter zu hören bekommen. Und die abendliche Verabredung terminiert man entsprechend ebenfalls auf „Viertel nach acht“, während man umgangssprachlich selten von „zwanzig Uhr fünfzehn“ sprechen wird.
Warum es „Viertel vor“, „Viertel nach“ und „halb“ heißt, lässt sich dabei am einfachsten und am besten optisch verdeutlichen:
Drucken Sie drei Bilder von einer Uhr aus oder malen Sie diese auf und schraffieren Sie jeweils die Fläche, die der Minutenzeiger zwischen voller Stunde und „Viertel nach“ / “halb“ / “Viertel vor“ durchlaufen hat.
Man sieht: Teilt man die Fläche des Ziffernblatts in vier gleich große Teile ein (anschaulich: wie bei einem Kuchen oder einer Pizza), ist der große Zeiger um „Viertel nach“ über ein Viertel gewandert, seit es die letzte volle Stunde geschlagen hat. Zwei Viertel entsprechen der Hälfte, in dem Fall also einer halben Stunde, wobei wichtig zu betonen ist, dass das „halb“ sich bereits auf die nächste volle Stunde bezieht (Nach „Viertel nach drei“ kommt „halb vier“!).
„Viertel vor vier“ (oder je nach Region auch „drei viertel vier“) wird das Kind sich vermutlich dann bereits selbst erklären können.
Die verbleibenden „Lücken“ („fünf nach“, „zehn nach“, „zwanzig nach“, „fünf vor halb“, „fünf nach halb“, „zwanzig vor“, „zehn vor“, „fünf vor“) brauchen vielleicht etwas mehr Zeit und Übung. Früher oder später wird das Kind sie von ganz allein füllen, wenn es die Begriffe im Alltag oft hört.
Die Tücken im Detail
Manch eine Kniffligkeit liegt zunächst gut verborgen. Und offenbart sich erst, wenn man das ach so Selbstverständliche logisch zu erklären versucht.
„Warum ist von „15 Uhr“ die Rede, obwohl weit und breit keine „15“ auf der Küchenuhr zu entdecken ist?“
An der Lern-Uhr lässt sich erklären, warum es am Nachmittag korrekterweise „15 Uhr“ statt „drei Uhr“ heißen müsste. Seit Mitternacht ist der Stundenzeiger nicht nur drei Stundenschritte weit gewandert, sondern zuvor bereits einmal ganz herum (12 Stunden) und danach noch einmal drei Stunden weiter. Das macht zusammen 15.
„Warum heißt es nachts 0:20 h statt 24:20 h?“
Auch wenn auf der Kinderuhr die 24 zu sehen ist: 24:00 Uhr gibt es strenggenommen gar nicht. Auf 23:59 folgt 0:00 Uhr, auch wenn am Ende der letzten Sekunde eines Tages 24 Stunden vergangen sind. 24:20 h würde bedeuten, dass bereits ein Drittel der 25. Stunde verstrichen wäre, aber der Tag hat ja bekanntlich nur 24 Stunden.
Seien Sie kreativ! Nutzen Sie die besagte Lern-Uhr! Aber beispielsweise auch eine Maltafel, um im großen Format und in verschiedenen Farben alle Fragen möglichst anschaulich zu beantworten. Lassen Sie so Ihr Kind (mit Ihrer Unterstützung) sich vieles Wissen selbst erarbeiten. Denn was es sich selbst erklären kann, wird schnell als neues, verstandenes Wissen „abgespeichert“ werden.
Spielend die Uhr üben – zu Hause und unterwegs
– Viele Gesellschaftsspiele für Kinder haben die Uhr zum Thema gemacht. Mit ihnen verliert das Lernen der Uhr den schulischen Charakter. Statt dessen wird spielend geübt, wie viel Zeit zwischen zwei Uhrzeiten vergangen ist, wo großer und kleiner Zeiger zu einer bestimmten Uhrzeit stehen. Und auch, welche Zeigerstellung zur passenden Anzeige einer Digitaluhr gehört.
– Die erste eigene Uhr ist ideales Geschenk zur Einschulung, das ungemein motivieren kann, sich ausführlich mit dem Thema „Uhrzeit“ zu beschäftigen.
– Und „natürlich“ gibt es auch Apps fürs Smartphone, mit denen Kinder das Lesen der Uhr lernen und üben können.
Bildquelle: © unsplash.com/Markus Spiske