Hat ein Kind sein Herz an ein Instrument verloren und erweist sich diese große Liebe nicht nach kurzer Zeit bereits als Strohfeuer, bedeutet das Erlernen neben allem Spaß auch Fleiß, neben aller Begeisterung auch Geduld und auch bei nachlassender Motivation, Ausdauer zu beweisen!
Macht es dem Nachwuchs im Großen und Ganzen auch Freude, in die Tasten zu hauen oder Saiten zu zupfen, so gibt es naturgemäß Phasen, in denen das Üben dennoch zur Nebensache wird, weil andere Hobbys, Freunde oder die Schule eben mal höhere Priorität genießen.
Kommt dann wieder ein neues Musikstück, das begeistert und ungemein dazu motiviert, es (fast) genau so wie der Musiklehrer bald spielen zu können, wird dies vermutlich mit neu erwachter Leidenschaft in Angriff genommen werden.
Die folgende Etüde vielleicht jedoch eher als notwendiges Übel in Kauf genommen und lustlos dahin gespielt.
So gibt es wahre Hochs, aber auch Tiefs, in denen die Motivation zum Üben hin und wieder ordentlich Anschub braucht. Und bis zu einem gewissen Alter des Kindes ist dies einfach Sache der Eltern.
5 Tipps, wie es (besser) mit dem Üben gelingt, gab es bereits vorgestern an dieser Stelle.
Heute die nächsten und damit auch letzten 5:
6 Lassen Sie Ihr Kind vorher alles bereit legen, das es zum Üben braucht
Wer keine Lust zu üben hat, dem ist jede Unterbrechung willkommen.
Nach den ersten Tönen wird das Fehlen des Hausaufgabenhefts festgestellt, nach einigen weiteren das Metronom gesucht, dann braucht der Geigenbogen dringend das Kolophonium aus dem Geigenkoffer… . Und schon sind 10 Minuten „Üben“ vorbei, in denen nicht wirklich etwas geschafft wurde.
7 Sorgen Sie für Abwechslung
Kindern fällt das Üben häufig leichter, wenn sie dabei ein wenig (elterliche) Gesellschaft haben. Sind Sie ohnehin an der Seite Ihres Kindes, können Sie ihm das Üben auf verschiedene Art und Weise schmackhaft machen:
– Loben Sie es für jeden Fortschritt!
– Bitten Sie Ihr Kind, Ihnen noch mal Ihr altes Lieblingsstück vorzuspielen, wenn Sie merken, dass es eine Pause vom neuen Stück benötigt.
– Begleiten Sie Ihr Kind an einem anderen Instrument, durch Gesang oder einfach durch Klatschen, wenn es das neue Stück schon gut beherrscht.
– Auch wenn es Kindern anfangs nicht leicht fällt: Lassen Sie immer mal wieder das Metronom zum Einsatz kommen. Denn immer im richtigen Takt bleiben zu können zeigt sicher die Passagen eines Stücks an, die noch nicht sicher „sitzen“ und an denen noch gefeilt werden muss, und es wird spätestens dann wichtig, wenn mit anderen zusammen musiziert werden soll.
8 Beenden Sie das Üben stets im Guten
Wohl jeder, der musiziert, kennt diese oder ähnliche kleine Rückschläge:
„Gestern klappte das Stück doch schon so gut – und heute will einfach gar nichts gelingen!“
„Diesen einen Takt/Griff da, den krieg ich in hundert Jahren nicht hin!“
„Das ist einfach zu schwierig! Oder ich zu blöd?“
Je nach Charakter des Kindes trägt es solche Momente mit Contenance und (äußerlicher) Geduld – oder aber es wird wütend, macht seinem Ärger lautstark Luft und manchmal mögen gar Tränen vor Ärger, Enttäuschung, Verzweiflung fließen.
Auch wenn Ihr Kind im wahrsten Sonne dann alles hinschmeißen will: Versuchen Sie, der Übe-Einheit ein schnelles, aber gutes Ende zu bescheren, damit dem Ganzen kein fader Nachgeschmack anhaftet.
Sei es, dass Ihr Kind einmal die Tonleiter in aller Ruhe rauf und runter spielt, das zweihändige Stücke noch einmal nur mit einer Hand spielt oder ein altes Stück, das es quasi aus dem Effeff beherrscht, noch einmal zur Motivation hervor geholt wird (am besten eines, das damals auch zunächst sooo schwierig erschien und nun mit Übung und Lernfortschritt zu einem wahren „Klacks“ fürs Kind geworden ist!).
9 Schenken Sie Motivation
Zeichnet sich ein Tief ab, in dem Ihr Kind so gar keine Lust hat auf sein Instrument, können kleine Motivationsschübe Wunder bewirken.
Diese können auf ganz unterschiedliche Art und Weise erfolgen:
– Schenken Sie Ihrem Kind eine CD seines Vorbilds am Instrument oder schauen Sie sich gemeinsam Videos von seinen Konzerten an. Auch er/sie hat mal klein angefangen!
– Besuchen Sie mit Ihrem Kind Schülerkonzerte seiner Musikschule oder andere Veranstaltungen, bei denen Kindern aktiv musizieren.
– Suchen Sie nach Gelegenheiten, bei denen Ihr Kind mit anderen musizieren kann, vielleicht in einem Orchester, mit musizierenden Kindern aus der Schulklasse oder Nachbarschaft oder innerhalb der Familie.
– Motivieren Sie es, bei gegebenen Anlässen (Weihnachtsfeier etc.) vor seinen Mitschülern zu spielen
– Wenn Ihr Kind Spaß daran hat: Lassen Sie es ein eigenes Konzert vorbereiten und laden Sie Großeltern, Geschwister und andere „höchst offiziell“ zu diesem kleinen Auftritt ein.
10 Stellen Sie bei ständiger Unlust den Sinn des Musikunterrichts in Frage!
Kinder lassen sich naturgemäß schnell begeistern und ihre Objekte der Begierde können sich dabei ständig ändern.
Auch wenn das Kind vorher beteuert hat, die Geige wäre sein Traum-Instrument, oder es würde jeden Tag fleißig üben, wenn es denn nur Klavier spielen dürfe: Kinder können einfach noch nicht abschätzen, was das Lernen eines Instruments wirklich mit sich bringt, und deswegen darf man es ihnen keinesfalls verübeln, wenn die Leidenschaft ebenso schnell wieder schwindet.
Bevor der Familiensegen schief hängt, weil das Üben zum leidigen Dauer-Thema wird: Hinterfragen Sie in aller Deutlichkeit, ob es Ihrem Kind das Instrument überhaupt noch Spaß macht.
Ist die nicht der Fall, kündigen Sie den Unterrichtsvertrag besser nicht sofort, sondern setzen Sie (gemeinsam mit) Ihrem Kind eine Frist, bis wann es noch dabei bleiben muss.
Nach einigen Wochen oder Monaten kann die Begeisterung durchaus zurück gekehrt sein und ein vorschnelles Ende des Unterrichts könnte bitter bereut werden.
Bleibt es jedoch dabei, dass Ihr Kind aufhören möchte, hadern Sie nicht damit! Auch wenn das Ganze unterm Strich „ein teurer Spaß“ war, ist es allemal eine gute Erfahrung fürs Kind – und niemandem ist damit gedient, die Sache mit Druck weiter zu führen.