Hat man den Frühjahrsputz samt bester Absichten, mal gründlich „klar Schiff“ zu machen, einmal begonnen und hat man sich tatsächlich an das Entrümpeln von Ecken gewagt, um die man sonst gerne einen großen Bogen machte, geht dies vielleicht leichter als gedacht von der Hand?
Womöglich gewinnt man gar die neue Erfahrung, dass Entsorgen richtig Spaß machen kann, dass es zu einer echten Leidenschaft oder zu einer lieben Gewohnheit werden kann, regelmäßig die Daseinsberechtigung der Dinge zu hinterfragen? Perfekt!
Oder läuft es zäher als erwartet, weil man immer wieder über dieses und jenes stolpert, das man ratlos in Händen hält, und nicht so recht entscheiden kann, was damit geschehen soll?
Heute, im zweiten Teil unserer dieswöchigen, kleinen „Aufräum-Serie“ geht es um solche typischen „Problemfälle“, die Kopfzerbrechen bereiten können.
Und ohne weitere lange Vorrede geht es gleich los im im Schlafzimmer:
Klamotten
Was man am Körper tragen kann, bedeutet vielen Menschen mehr als gewärmt zu werden, schick auszusehen oder praktisch im Alltag gekleidet zu sein.
Kleidungsstücke sind oft auch Erinnerungsstücke. Nicht nur das Kleid, in dem man den Liebsten einst kennen lernte, oder der Anzug, in dem man vor den Traualtar schritt!
Manch einer verbindet mit quasi jedem Teil im Schrank eine kleine Geschichte – und dann kann das Ausmisten verdammt schwer fallen!
Gewinnt dennoch die Einsicht, dass es einfach zu viel von allem ist, dass erst Platz geschaffen werden muss, bevor wieder Neues Einzug halten darf, hilft es, die Sache nüchtern zu betrachten:
Was hängt aus Sentimentalität im Kleiderschrank?
Was aus Gewohnheit?
Was in der (eher unerfüllbaren…) Hoffnung, man würde irgendwann wieder hineinpassen?
Oder in dem Glauben, es könnte noch einmal modern werden?
Im Kleiderschrank sollte jedoch vor allem (am besten ausschließlich!) das hängen, was immer wieder getragen werden kann und tatsächlich immer wieder getragen wird.
Räumen Sie Ihren Schrank einmal vollkommen leer, legen Sie das zur Seite, was wirklich regelmäßig zum Einsatz kommt, und schenken Sie dem Rest Ihre volle Aufmerksamkeit:
Manches kann unter den obigen Aspekten sofort raus?
Bei manchem spürt man, dass das Herz in Wirklichkeit doch gar nicht mehr daran hängt?
Weg damit!
Den übrigen Dingen, bei denen man es womöglich bereuen könnte, sich vorschnell von ihnen getrennt zu haben, wird ein Ultimatum gestellt: All das, von dem man (realistisch!) hoffen kann, es würde wieder modern oder man könnte nach Wochen eiserner Disziplin wieder hineinpassen, kommt in einen Karton und wandert in den Keller.
Wichtig: Ein großer Zettel darauf mit einem Termin, wann die (wirklich!) endgültige Entscheidung über den Verbleib der Sachen gefällt wird. Idealerweise ein Zeitpunkt im Sommer, denn passen zu klein gewordene Sachen dann nicht, werden sie es im Winter tendenziell noch weniger tun.
Wenn der vermerkte Tag gekommen ist und die Sachen (aus welchen Gründen auch immer) nach wie vor nicht tragbar erscheinen: Raus aus dem Haus damit! Ohne Wenn und Aber und Aufschub!
Unbenutztes
Über den Verbleib von Dingen, mit denen man weniger emotional verbunden ist, lässt sich meist schneller und sachlicher entscheiden.
Oft müssen diese Dinge aber erst entdeckt werden, denn viele halten sich irgendwo in den hintersten Ecken versteckt oder stehen seit Jahr und Tag so unscheinbar herum, dass sie einem gar nicht mehr auffallen.
Gehen Sie mit offenen Augen durch Ihre Wohnung und den Keller, spüren Sie diese auf und fragen Sie sich:
Von welchen der aktuell unbenutzten Stücke denken Sie, dass Sie sie irgendwann noch einmal gebrauchen werden?
Den nicht wirklich hübschen Regenschirm?
Die sperrige Küchenmaschine?
Das alte Fondue-Set, das bereits einen Nachfolger hat?
Das längst ausgediente Aquarium-Set?
Je länger die Dinge bereits unbenutzt sind (5, 10, 15, … Jahre?), desto unwahrscheinlicher ist es realistisch betrachtet, dass sie jemals wieder in Gebrauch genommen werden.
Geben Sie weg, was Sie nicht mehr benötigen. Funktionierendes und gut Erhaltenes selbstredend idealerweise dorthin, wo es noch Verwendung finden kann!
Geschenktes
Wer etwas verschenkt, möchte in aller Regel einem anderen Freude bereiten. Das mag mal mehr und mal weniger gut gelingen.
Auf jeden Fall verpflichtet es den neuen Besitzer aber nicht dazu, das geschenkte, gute Stück auf alle Zeit in Ehren zu halten!
Wenn es eine schöne Erinnerung an einen lieben Menschen ist, die man gerne anschaut, die einem etwas bedeutet, die einem ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, soll es natürlich bleiben.
Verbindet man jedoch eher negative Gefühle mit dem Geschenkanlass oder mit der schenkenden Person, sollte man sich davon befreien!
Ebenso darf ein geschenktes Buch natürlich ebenso weg- oder weitergegeben werden wie ein selbstgekauftes, wenn es ausgelesen ist, man es nicht wieder lesen wird und kein Sammler von Lektüre ist.
Deko-Stücke, die nicht mehr gefallen, müssen nicht ewig in der Vitrine bleiben, weil sich der einst Schenkende wohl fragen könnte, wo sie wohl geblieben sind.
Noch schwieriger wird es, wenn es sich bei Geschenken um etwas Handgemachtes, Gebasteltes handelt:
Da hat sich jemand Gedanken und viel Mühe gemacht, viel Zeit und womöglich Geld fürs Material investiert!
Natürlich sollte man solche Stücke nicht gedankenlos entsorgen, aber das tut ja wohl auch niemand!
Alles sollte aber seine Zeit haben.
Und wenn diese vorbei ist, das anfangs so schöne Geschenk ohnehin verblasst, eingestaubt oder eher bedeutungslos geworden ist, muss es nicht mehr aus (falschem) Anstandsgefühl im Regal stehen.
Wenn Sie die Erinnerung daran nicht verlieren wollen: Machen Sie ein Foto, bevor Sie das gute Stück entsorgen.
Und stecken Sie es nicht unbedingt in eine gemeinsam genutzte Mülltonne, wenn die nette Nachbarin einst die Schenkende war… .
Ist ein Geschenk „noch gut“, stellt sich oft die Frage: „Darf man Geschenktes weiter verschenken?“
Umgekehrt gefragt: Warum sollte man es nicht „dürfen“?
Wenn es jemand anderem noch eine Freude macht: Wunderbar!
Vielleicht sollte man das Geschenk nicht unbedingt an den ursprünglichen Schenker zurückgeben, aber ganz ehrlich: Bevor der ungeliebte Eierlikör schlecht wird oder die Schokolade, die man selbst nicht mag, ihr Verfalldatum erreicht, ist sie bei jemand anderem, dem damit eine Gaumenfreude beschert wird, doch zweifelsohne sehr viel besser aufgehoben.
Kaputtes
Den Fahrradreifen oder das alte Planschbecken kann man doch noch flicken!
Das T-Shirt und die dicken Wollsocken noch stopfen!
Den alten Stuhl leimen und aufpolieren!
Die Uhr mit einer neuen Batterien versehen lassen und ein neues Armband dafür kaufen!
Ganz ehrlich: Sind all das im Grunde nicht nur Ausreden, weil man sich nicht gut trennen kann oder will? Oder weil das schlechte Gewissen nagt („Eigentlich noch gute Dinge gehören nicht auf den Müll!“)?
Oder hat man es wirklich, ganz, ganz ehrlich vor, solche Projekte in absehbarer Zeit (!) Angriff zu nehmen?
Wenn nicht, sollte man sich diese Wahrheit eingestehen und Abschied nehmen!
Fotos, Briefe, persönliche Erinnerungsstücke
Je persönlicher die Dinge, desto schwieriger und individueller die Entscheidung, was damit geschehen soll. Ist alles andere oben Erwähnte bereits eine Sache des eigenen Bauchgefühls, gibt es für solche Fälle erst recht kein Patentrezept.
Einige mögliche Lösungen:
– Noch einmal einen Blick drauf werfen, sich noch einmal bewusst erinnern und dann mit gutem Gefühl abhaken, wovon man sich lösen kann und möchte.
– Fotos aus vergangenen Zeiten anderen zukommen lassen, denen diese ebenfalls etwas bedeuten.
– Wenigstens die Spreu vom Weizen trennen und künftig nur die Dinge, die einem wirklich am Herzen liegen, in einer „Schatzkiste“ verwahren.
– Bei Unsicherheiten – wie oben bei den Anziehsachen – sich selbst eine Frist setzen und das Ausmisten vertagen. In einem Jahr, in dem man sicherlich immer wieder an die Dinge denken wird, die man zuvor vielleicht ewig nicht mehr in den Händen hatte, kann die Sicht darüber bereits eine ganz andere und sehr viel klarere sein.
Weitere Problemfälle, die es zu lösen gilt, gibt es übermorgen an dieser Stelle, ebenso wie eine kleine Auflistung der Dinge, von denen man sich nicht (vorschnell) trennen sollte.
Außerdem: Was tun gegen das schlechte Gewissen beim Ausmisten?
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