Wer Teenager im Haus hat, mag das folgende Phänomen vielleicht ebenfalls kennen. Diese wohnen zu Hause, schlafen fast immer dort, essen oft dort. Und dennoch sieht man sie ziemlich selten. Oft zeugen nur Turnschuhe, Tasche und Jacke an und bei der Garderobe davon, dass sie daheim sind. Denn viel familiäres Miteinander steht außerhalb der Ferienzeiten erfahrungsgemäß bei manchen nicht hoch im Kurs.
Und das kann man dem schon so großen Nachwuchs in der Tat nicht übelnehmen! Wer einerseits tagaus, tagein lange in der Schule sitzt, der braucht einfach Momente des Abschaltens. Wer sich darüber hinaus um Hobbys, Führerschein, Jobben und vielleicht sogar Ehrenamtliches kümmert, der braucht einen abgeschiedenen Rückzugsort und Ruhe.
Und am Wochenende?
Da widmet der Teenie seine kostbare Freizeit – nach ausgiebigem Ausschlafen – sicherlich lieber den Freund(inn)en als den Eltern. Dann sind Shopping angesagt, Chillen in Cafés, Kino und Ausgehen am Abend. Alles verständlich – und kein Vorwurf! Aber schade ist es trotzdem, wenn es denn so ist.
Doch womit lockt man einen Teenager hinterm Ofen vor?
Was können Eltern anbieten für mehr Miteinander?
Als attraktives Programm der Freizeitgestaltung daheim?
Einen gemeinsamen TV- oder DVD-Abend vielleicht?
Womöglich. Wenn die Geschmäcker diesbezüglich denn nicht allzu verschieden sind.
Ein gemütliches Abendessen mit Raclette oder ähnlichem?
Schön und gut. Aber das dauert meist nicht so lange, dass die Freunde nicht doch noch ins Spiel kommen können.
Oder einen Familien-Spieleabend?
Das mag in den Ohren manches Teenies doch arg spießig und angestaubt klingen. Aber vielleicht schafft es ja dennoch, dass der fast volljährige Mitbewohner es auf einen Versuch ankommen lässt? Schließlich ist Spielen äußerst entspannend. Es ist überdies ein wunderbarer Abschluss einer anstrengenden Woche. Da kann man mal abschalten, den Alltag, die Arbeit, den Schulstress vergessen. Und man kann es sich außerdem schön machen am großen Familientisch mit Knabberkram und Lieblings-Snacks.
Geschafft? Teenager überzeugt? Termin gefunden? Alle um einen Tisch versammelt?
Dann stellt sich natürlich gleich die erste und vielleicht wichtigste Frage!
1. Was spielen wir denn überhaupt?
Lassen Sie am besten Ihren Teenie den ersten Vorschlag machen – und sich womöglich überraschen, wie die Antwort lautet!
Fast vergessene Schätze der Kindheit
Manch ein Teenager ist eben doch bei Weitem noch nicht so erwachsen, wie er gerne tut. Und nicht so cool, wie er sich im Alltag und vor allem vor Gleichaltrigen gerne präsentiert. Und dann kommt vielleicht plötzlich die Frage auf: „Haben wir eigentlich dieses eine Spiel noch? Das wir früher immer gespielt haben?“ Wenn ja: prima! Dann raus damit aus dem Keller. Und sich gemeinsam in fast vergessene Spielabenteuer stürzen. Womöglich merkt man dabei: Die Erinnerung verklärte einiges. Und nach so langer Zeit ist das liebste Spiel der Kindertage eine recht fade Angelegenheit. Vielleicht stellt man aber einmal mehr beruhigt fest: Manche Spieleklassiker sind zeitlos. Und auch wenn sie zwischendurch mal langweilig scheinen, sind sie im Grunde für jedes Lebensalter geeignet. Weil sie eben so simpel sind, weil niemand lange Anleitungen studieren und erklären muss. Weil man sich dabei und nebenbei prima unterhalten kann.
Also warum nicht mal wieder auf zum fröhlichen Kartenpärchen-Suchen oder Vier-Figuren-in-Richtung-Haus-würfeln?
Bekanntes und Bewährtes – oder lieber Neues?
Am entspanntesten ist jeder Spieleabend natürlich, wenn alle Beteiligten wissen, was sie erwartet. Das betrifft Spielinhalt, vor allem aber auch die Spieldauer. Der eine schätzt eben das monumentale Spiel, das sich gefühlt ewig hinziehen kann. Der andere bevorzugt viele kurze, knackige Spielrunden, sodass jeder mal gewinnen kann. Gut ist es dann, wenn man auf das im Spieleschrank zurückgreift, das alle kennen und mögen.
Natürlich ist aber ein Familien-Spieleabend eine tolle Gelegenheit, in größerer Runde neue Brett- oder Kartenspiele zu testen. Neue Spiele erfordern zwar in der Regel etwas mehr Geduld. Denn manch ein Brettspiel oder Kartenspiel hat ein sehr umfangreiches Regelwerk. Aber für ein Spiel, das das eigene Interesse weckt, sollte man sich die Zeit nehmen. Wer weiß, vielleicht wird es schließlich zum neuen Dauerbrenner? Neue Spiele zu „erlernen“ erfordert jedoch Konzentration. Und man sollte die eine oder andere Revanche bei Gefallen einplanen. Daher ist es ratsam, das neue Spiel am Anfang des Abends hervorzuholen.
Alle an einem Strang: „Escape“-Spiele
Sie sind im Moment sehr angesagt. Und das zurecht. Wer gerne knobelt und mit- statt gegeneinander spielt, dem dürften es diese Spiele antun. Denn dabei gilt es, Lösungen zu kniffligen, abwechslungsreichen Rätseln zu finden. Man möchte für das „Escape-Erlebnis“ jedoch nicht tief in die Tasche greifen? Und nicht die eigenen vier Wände verlassen? Kein Problem! Man kann sich das Spielprinzip mittlerweile nämlich auch als Brettspiel ins Haus holen.
Nervenkitzel und Gemeinschaftserleben sind dabei garantiert. Allerdings mit einem entscheidenden Nachteil: „Escape-Games“ kann man naturgemäß nur einmal spielen. Also theoretisch natürlich auch mehrmals, aber dann sollten schon Jahre dazwischen verstreichen. Eben so lange Zeit, bis auch der Letzte sich (hoffentlich) nicht mehr an Rätsels Lösung erinnern kann. Manche dieser Spielumsetzungen für daheim erfordern jedoch gar, dass man dem Material mit Schere, Stiften und anderem zu Leibe rückt. Dann ist das Spiel nach einer Runde tatsächlich ein Fall für die Papiertonne.
Aber Spaß macht es – und das zählt doch! Und mit den teilweise doch recht anspruchsvollen Herausforderungen sind diese Spiele geradezu perfekt Spiele für Eltern und Teenies. Warum? Weil diese auf einer Augenhöhe rätseln können.
2. Bevor es losgeht: Spielregen „der anderen Art“ festlegen
Das kann bedeuten: Handys aus (und zwar alle!) und volle Konzentration aufs Spiel! Vor allem bei den besagten „Escape-Games“, denn da läuft die Uhr unerbittlich. Daher gilt auch für Eltern: Smartphone weg! Nicht doch noch mal eben noch zum Wäschetrockner laufen! Nicht doch zwischendurch den Müll raus bringen, die Spülmaschine leerräumen. Denn das sind wahre Stimmungskiller. Und als solche nehmen sie so einem Familien-Spieleabend den „ehrwürdigen“ Rahmen, den er verdient.
3. Beschließen: Das machen wir mal wieder!
Und da spontane Unternehmungen mit Teenager am Wochenende gar nicht leicht umzusetzen sind? Am besten gleich einen (für alle) verbindlichen Termin im Kalender festlegen.
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