Immer wieder kann es zu Situationen im Leben kommen, die für Familien einen Neustart bedeuten. Der Klassiker: Der Hauptverdiener in der Familie findet beruflich eine neue Wirkungsstätte weit entfernt vom aktuellen Zuhause. Und Ehepartner und Kinder zieht es mit in die Ferne in ein neues Heim.
Vielleicht kommt aber auch der Moment, in dem alle Lust verspüren, mal etwas Neues zu wagen? Einfach wider der Vernunft alle Zelte abzubrechen, woanders einen Neustart zu wagen, neue Luft zu schnuppern? Auch damit gehen viele Veränderungen für alle Beteiligten einher.
Für Kinder bedeutet dies in der Regel auch, gute Freunde zurück zu lassen. Und so sehr man sich dann auch verspricht, in Kontakt zu bleiben, sich niemals zu vergessen. Im Kindesalter ist selbst der beste Freund schnell aus den Augen, aus dem Sinn, wenn er nicht mehr „greifbar“ ist.
Übers Internet zu telefonieren ist zwar schön und gut. Doch wenn Gemeinsamkeiten im Alltag fehlen, wenn echte Verabredungen nicht mehr stattfinden können, ist dies kein adäquater Ersatz. Dann suchen sich beide Seiten eher neue Freunde – und der Gesprächsstoff dünnt immer weiter aus.
Doch was, wenn es sich dann schwierig gestaltet, solch neue Freundschaften zu knüpfen? Wenn das Kind sich dabei so sehr einen neuen besten Freunde wünscht, weil es das schöne Gefühl der Freundschaft vermisst? Überdies vielleicht möchte, dass es sehr schnell geht mit neuen Kontakten? Und in seinem Bemühen womöglich übers Ziel hinaus schießt?
Dann ist das einerseits natürlich kein Grund, gleich zu verzweifeln und die Flinte ins Korn zu werfen! Jeder weiß: Beziehungen aufzubauen, Vertrauen zu entwickeln, Gemeinsamkeit zu finden, das braucht Zeit. Ob in der Freizeit, in der Schule oder bei der Arbeit. Und ebenso gibt es Faktoren und Verhaltensweisen, die dem Knüpfen neuer Freundschaften nicht gerade zuträglich sind.
Doch Kinder merken manchmal vielleicht gar nicht, dass ihr Verhalten kontraproduktiv ist in ihrem Bemühen, gut bei anderen anzukommen. Und dann sollte man den über-engagierten Nachwuchs als Eltern ruhig darauf hinweisen! Zum Beispiel, wenn er Folgendes an den Tag legt.
1. Neues aus Prinzip schlecht machen!
Ihrem Kind ist womöglich nicht bewusst, dass es Neues indirekt kritisiert, indem es Vergangenes stets über den grünen Klee lobt. Der alte Kindergarten hatte einen viel größeren Garten, tollere Spielgeräte – und das Essen war auch besser! Die alte Grundschule war viel schicker, moderner, die Lehrer netter! In der Großstadt waren die Möglichkeiten und Angebote deutlich vielfältiger als nun hier im eher kleinen, verschlafenen Dorf! Da kommt beim potentiellen neuen Freund doch der Gedanke auf, dass er es mit einem „Meckerfritz“ zu tun hat. Mit einem, dem nichts gut genug ist.
Ermutigen Sie Ihr Kind, natürlich von dem Ort zu erzählen, an dem es bisher gelebt hat. Aber dabei auch kritisch zu hinterfragen, ob dort wirklich alles besser war. Oder ob das Schlechtmachen von Neuem vielleicht nur Ausdruck von möglichem „Umzugsfrust“ ist?
2. Immer der Lauteste sein sein müssen!
Mal laut zu sein, mal zusammen zu johlen, auf dem Fußballplatz kurze Kommandos zu brüllen. Alles ganz natürlich im Kindesalter und völlig in Ordnung! Aber wer wirklich immer laut, nie zu überhören ist, der nervt schnell andere. Kinder merken es vermutlich gar nicht, wenn man sie immer und überall eindeutig heraushört. Wenn sie auf dem Spielplatz stets schreien, alle übertönen. Aber das kann für andere sehr anstrengend sein.
Vielleicht ist das laute Sprechen, ständige Brüllen eine unangenehme Angewohnheit? Vielleicht hat das Kind diese „geerbt“ oder abgeschaut, weil andere in der Familie ebenfalls laut sprechen? Eventuell ist das Lautsein aber auch der unbewusste Versuch, Unsicherheit zu überspielen und möglichst viel Aufmerksamkeit zu bekommen?
Dann ermutigen Sie Ihr Kind, es anders zu versuchen. Niemand möchte schließlich permanent angeschrien werden! Und im Gegenteil erfordert gerade das Leisesprechen schließlich die gewünschte Aufmerksamkeit beim Zuhörer.
Ist das ständige Lautsein und Lautsprechen auffällig? Dann ist der Kinderarzt – wie eigentlich immer – erster Ansprechpartner. Auch Hörprobleme, denen man natürlich auf den Grund gehen sollte, können schließlich Ursache für überlautes Sprechen sein.
3. Pausenlos plappern!
Freundschaft, das ist ein Geben und Nehmen. Dazu gehört der ständige Austausch, das Reden ebenso wie das Gehörtwerden! Lernt ein Kind andere Kinder kennen, ist es sicherlich unsicher am ersten Tag im neuen Kindergarten oder der neuen Schule. Dann möchte es vermutlich, dass andere es interessant finden. Und zu diesem Zweck möglichst viel über sich erzählen. Möchte keine peinlichen Pausen entstehen lassen. Und merkt dabei womöglich gar nicht, dass es andere ohne Punkt und Komma „voll quatscht“.
Ein echter Freund ist aber in aller Regel auch ein guter Zuhörer! Ermutigen Sie Ihr Kind daher, aufmerksam zu sein, Fragen zu stellen, zuzuhören. Vor allem, wenn Sie wissen, dass es in solchen Situationen gerne hemmungslos „drauflos plappert“.
4. Angeben!
Der gemeinsame Spaß am Fußball beispielsweise kann der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein. Doch wenn es um sportliche Leistungen geht, neigt mancher Zeitgenosse dazu, mit seinen Leistungen nicht hinterm Berg zu halten. Machen Sie Ihr Kind bei Bedarf immer wieder darauf aufmerksam, dass kleine Angeber wahrlich nie gut ankommen!
Selbst wenn es stimmt, dass Ihr Kind die größte Sportskanone ist. Dass es soundsoviel Tore für seine Mannschaft in der letzten Saison geschossen hat. Und überhaupt immer der Beste in seiner alten Klasse im Laufen, Springen, Werfen war. Aber das werden neue Freunde auch selbst merken. Und solange sollte der Nachwuchs es besser für sich behalten, um nicht als Angeber zu gelten.
5. Lügen!
Nichts ist peinlicher, als dass einen jemand bei einer Lüge erwischt! Das wissen auch schon die Kleinsten. Daher erinnern Sie Ihr Kind daran, dass Lügen kurze Beine haben, wenn es zum Flunkern neigt. Zu erzählen, dass man gerade die ganzen Sommerferien auf einem Luxus-Kreuzfahrtschiff verbracht hat, mag einen interessant machen. Wenn es jedoch in Wahrheit die rustikale Ferienwohnung im Mittelgebirge war, kommt es nicht gut an, wenn das rauskommt.
Dazu kommt: Je interessanter die (Lügen)Geschichte, desto schneller wird sie die Runde machen. Und desto mehr Nachfragen werden kommen, in denen das Kind sich früher oder später verhaspeln wird. Daher: Immer schön bei der Wahrheit bleiben!
6. Sich Freundschaften erkaufen wollen!
Freundschaft gehört zu den Dingen, die man nicht kaufen kann. Und die dennoch mehr wert sein können als alles Geld der Welt. Freundschaften gewinnt man, wenn es einfach passt zwischen zwei Menschen. Und nicht, indem man andere permanent ins Kino einlädt, in die Eisdiele, auf einen Schokoriegel zum Kiosk. Geben und nehmen, das sollte in einer Freundschaft hingegen immer auf Gegenseitigkeit beruhen. Und sich dabei wahrlich nicht auf materielle Dinge beziehen!
Weisen Sie Ihr Kind darauf hin, dass man einem echten Freund natürlich auch mal etwas Gekauftes schenken darf. Aber dass nicht jeder gleich ein Freund ist oder wird, der großzügige Geschenke annimmt!
So wunderbar das Thema „Freundschaft“ auch ist, gibt es leider so manches, das dieser im Wege stehen kann. Sechs weitere Verhaltensweisen, die ebenso wenig gut ankommen dürften, gibt es übermorgen an dieser Stelle in der Fortsetzung.
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