Jede mehrtägige Klassenfahrt ist für Schulkinder ein besonderes Erlebnis. Und ebenso die Übernachtung im Kindergarten, bei Freunden oder bei den Großeltern für die Kleineren. Nicht selten malen Kinder sich da im Vorfeld aus, wie toll es wohl sein wird, bei Taschenlampenlicht zu flüstern. Schließlich tuschelnd und kichernd einzuschlafen. Und Dinge zu erleben – vielleicht gar eine Nachtwanderung? -, von denen man Papa und Mama später stolz erzählen kann.
Doch nicht jedes Kind sieht Übernachtungen außerhalb des eigenen Zimmers voller Vorfreude und Gelassenheit entgegen. Denn was, wenn (wieder) das Heimweh plagt? Wenn man plötzlich in fremder Umgebung im Dunkeln wachliegt? Und sich dann nichts mehr wünscht, als zu Hause im eigenen Bett zu liegen? Dann kann so eine Nacht schließlich ganz schön lang werden. Und wecken möchte man dann ja auch niemanden! Vor allem nicht, wenn es womöglich wenig empathische Kinder gibt, die einen für seinen Kummer auslachen.
Auch für Eltern ist dies keine leichte Situation. Doch nicht jede Übernachtung außer Haus kann man umgehen. Und ein Vermeidungsverhalten ist in diesem Fall auch nicht förderlich. Denn so wachsen Ängste womöglich heran. Und diese halten das Kind schließlich davon ab, tolle Kindheitserfahrungen zu machen.
Vielmehr sollte man…
… keine Ängste heraufbeschwören, wo keine sind!
Das Kind kann es kaum erwarten, endlich seinen Rucksack für die Übernachtung außer Haus zu packen? Perfekt! Dann sollte man sich mit ihm freuen – auf das spannende Erlebnis einerseits und über die kindliche Unbeschwertheit andererseits. Tatsache ist schließlich: Sollte es nachts Probleme geben, ist das Kind ja nicht allein. Erwachsene sind ebenso zur Stelle wie beste Freunde. Und daheim werden Eltern ein klingelndes Telefon sicherlich nicht überhören.
So detailreich mag ein Kind darüber gar nicht nachdenken. Aber es spürt, wenn Mama und Papa es mit gutem Gefühl am Bus verabschieden. Ebenso spürt es aber auch elterliche Ängste und Unsicherheit.
„Wir legen unsere Handy ans Bett.“ „Wenn was ist, ruf‘ uns an!“.
Hoppla?! „Was könnte denn sein?“, denkt sich da das Kind womöglich. Und malt sich gar düstere Szenarien aus, die ihm ein ungutes Bauchgefühl bescheren. Von wachliegenden und sich Sorgen machenden Eltern. Und wenn diese sich sorgen, muss es dafür doch einen Grund geben…. .
Kurzum: Natürlich ist es sinnvoll, dass Lehrkräfte Notfallnummern haben, unter denen Eltern immer erreichbar sind. Aber man sollte doch immer vom besten Fall ausgehen. Von einer tollen Fahrt, auf der nichts passiert und von der alle gesund und glücklich zurückkehren. Und nicht – aus welchem Grund auch immer – übermüdet nach schlaflosen Nächten.
… das Thema „Heimweh“ nicht dramatisieren
Spricht Ihr Kind jedoch selbst das Thema an? Oder merken Sie, dass es Gesprächsbedarf hat? Dann reden Sie sachlich und unpathetisch über Heimweh. Denn dies sollte kein Tabuthema sein, das man lieber ausklammert.
Beginnen Sie das Gespräch positiv. Sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie stolz sind, dass es sich zu Hause am allerwohlsten fühlt. Wäre ja auch schlimm, wenn dem nicht so wäre. Aber immer daheim verpasst man eben auch manch tolles Abenteuer! Um diese zu erleben, muss man auch mal etwas wagen. Und wenn man dabei Heimweh bekommt, ist dies absolut kein Zeichen von Schwäche. Wahrlich nichts, wofür man sich zu schämen braucht.
Jeder Mensch hat schließlich seine Ängste oder fühlt sich in bestimmten Situationen unwohl. Das ist ganz normal, auch wenn niemand gerne drüber redet. Und viele Menschen tun sich eben schwer mit Veränderungen ihrer Schlafgewohnheiten. Manch einer schläft womöglich sein Leben lang schlecht in fremden Hotelbetten und unbekannter Umgebung. Na und? Es gibt wahrlich Schlimmeres.
… sein Kind ermutigen, über seine Gefühle zu sprechen
Jeder kennt vermutlich das ungute Gefühl von Heimweh. Und besonders für Betreuungspersonen bei Klassenfahrten dürfte dies aus langjähriger Erfahrung bekanntes Terrain darstellen. Bei diesen findet das Kind im „Notfall“ garantiert ein offenes Ohr für seinen Kummer. Und ebenso bei der besten Freundin, die es fest in den Arm nimmt.
… den Nachwuchs unterwegs nicht ständig an daheim erinnern
Wie heißt es schön? Hört man nichts voneinander, ist dies meist ein gutes Zeichen! Und so sollte man es bei Klassenfahrten halten, wenn das eigene Kind zu Heimweh neigt. Besser keine ständigen Anrufe oder Nachfragen, wie es ihm geht, ob es gut am Ziel angekommen ist. Denn schon schweifen die kindlichen Gedanken wieder nach Hause. Zu Geschwistern, die es gerade womöglich mit Eltern gemütlich haben. Und zu Mama und Papa, die sich offensichtlich Sorgen machen, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte.
Was jedoch zu jeder Übernachtung dazu gehören sollte? Ein Stückchen Zuhause, das Geborgenheit vermittelt. Klassiker natürlich: Stofftier oder Kuschelkissen. Oder ein winzig kleiner Brief von Mama und Papa mit guten Wünschen, wenn das Kuscheltieralter schon als „peinlich!“ gilt… .
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