Viele Eltern können vermutlich von folgendem Phänomen ein Lied singen. Abends sind die Kinder nicht ins Bett zu bekommen. Morgens kostet es Geduld, Zeit und Nerven, sie wieder aus den Federn zu werfen. Ein Trost? Damit ist man nicht allein. Denn davon, dass Kinder und Jugendliche durchschnittlich zu wenig schlafen, liest und hört man derzeit oft.
Die Folgen davon sind jedem aus eigener Erfahrung bekannt. Wer nicht ausgeschlafen ist, ist müde. Und das wiederum kann dazu führen, dass – im Falle der Kinder und Jugendlichen – die Konzentrationsfähigkeit leidet. Und zu Hause? Da verbreitet der übermüdete Nachwuchs schlechte Laune, ist er eben unter der Woche reizbarer und quengeliger als ausgeschlafen am Wochenende.
In einer Hinsicht können Eltern jedoch beruhigt sein. Es ist nicht ihre Schuld, dass der Nachwuchs zu wenig schläft. Weil sie ihn nicht konsequent genug ins Bett schicken oder das Handy allabendlich rechtzeitig einkassieren. Es ist aber auch nicht die Schuld ihrer Kinder, die scheinbar einfach keine Lust haben, den Tag frühzeitig zu beenden.
Heute weiß man vielmehr: Hormone sind mitverantwortlich dafür, dass sich der Schlafrhythmus Jugendlicher nach hinten verschiebt. Und das bei wieder steigendem Schlafbedürfnis. Während die Schule jedoch trotzdem stets zur selben Zeit beginnt. Und das Zeitfenster für erholsamen Schlaf unterm Strich irgendwann oft einfach zu klein wird.
Ein späterer Schulbeginn käme dem Schlafrhythmus Jugendlicher entgegen, aber…
Doch was tun? Auf die Straße gehen oder anderweitig seine Stimme dafür erheben, dass die Schule künftig später beginnt? Das würde das Problem vielleicht lindern, dafür aber andere aufwerfen. Der Schultag würde sich dadurch noch weiter in die Nachmittagsstunden ziehen. Noch weniger Freizeit bliebe zwischen Schule und Sonnenuntergang, um einfach mal draußen zu spielen oder die Sonne zu genießen. Im Winter mitunter sogar gar keine. Gingen Schüler künftig später aus dem Haus, würde das zudem manch berufstätige Eltern vor arge Probleme stellen. Denn ob die Arbeitswelt sich mit umzustellen bereit wäre, steht auf einem anderen Blatt.
… wie bekommen Kinder und Teenager auch ohne späteren Schulbeginn regelmäßig genügend Schlaf?
Anstatt auf eine Änderung der Unterrichtszeiten zu warten, sollte man andere Wege finden, damit Schlafmangel nicht zum Problem wird. Wie das erfahrungsgemäß gelingt? Indem man als Eltern beispielsweise folgende sechs Tipps beherzigt.
1. So oft wie möglich: Einfach schlafen lassen!
Teenager haben die bemerkenswerte Gabe, ihren Schlafrhythmus quasi beliebig verschieben und den Gegebenheiten anpassen zu können. Kaum müssen sie morgens mal nicht raus, schlafen manche bis zur Mittagszeit. Und das sollte man ihnen auch gönnen. Auch wenn das gemeinsame Frühstück dadurch ausfällt. Jugendliche leisten viel heutzutage, ihre ganze Woche ist häufig durch Termine bestimmt. Da sollte man ihnen in der Freizeit Freiräume lassen. Auch zum Schlafen, wann ihnen gerade danach ist.
2. Frühzeitig die Abendstimmung einläuten
Wichtig ist dies vor allem, wenn es im Sommer lange hell ist. Dann hilft eine lichtundurchlässige Jalousie im Kinderzimmer, sich auf die Nacht einzustellen. Manch ein Teenager schätzt zudem daheim und unterwegs ein Accessoire, das für andere witzig aussieht, aber effektiv wirkt. Die Schlafmaske nämlich.
Zur Abendstimmung gehören auch feste Familienrituale, die man ganzjährig pflegen kann. Unabhängig davon, wie hoch die Sonne jeweils noch am Himmel steht. Fixe Zeiten fürs Reinkommen vom Spielen, fürs Abendessen und Ranzenpacken schaffen einen Rhythmus. Und dank diesem sollte dem rechtzeitigen Zubettgehen nichts mehr im Wege stehen.
3. Aufregung vor dem Einschlafen vermeiden
Nicht erst unmittelbar vor dem Einschlafen sollten Kinder und Jugendliche zur Ruhe kommen, sondern bereits in den Stunden davor. Aufregende Filme und Bücher sind da eben so hinderlich wie hitzige Familiendebatten oder Toben und Sport im fortgeschrittenen Abend. Was ebenso wachhalten kann: Ein schwer arbeitender Magen nach dem Genuss von schwerem Essen. Auch Süßes scheint manche Kinder regelrecht aufzuputschen, auch wenn Studienergebnisse gegen diese subjektive Erfahrung zahlreicher Eltern sprechen.
4. Typische „Schlafstörer“ entfernen
Manche Kinder finden einfach kein Ende, wenn es um Smartphone und Internet geht. Und da hilft dann nur konsequent: Handy einkassieren, WLAN ausschalten. Davon schlafen Kinder und Jugendliche vielleicht nicht automatisch früher. Aber womöglich bereitwilliger, wenn die Müdigkeit sich eben doch meldet. Und sie dann nicht noch eine Nachricht, noch ein Level verleitet, die Augen mühsam offen zu halten.
Zumindest für die Jüngeren ist dies ein adäquates Mittel, damit sie die Uhrzeit nicht vergessen. Bei Größeren wird man da schon auf größeren Widerstand stoßen. Aber ab einem gewissen Alter werden diese ja auch wieder vernünftiger und schalten das Smartphone freiwillig aus.
5. Darauf achten, dass der Nachwuchs alles rechtzeitig am Tag erledigt. Und der „Aufschieberitis“ möglichst keine Chance geben!
Ein anderer Schlafstörer? Die plötzliche Erkenntnis im Halbschlaf, dass man etwas Dringendes für den nächsten Tag zu erledigen vergessen hat. Keine Vokabeln gelernt, obwohl am nächsten Tag ein Test ansteht? Die Sachen für den Schwimmunterricht nicht gepackt? Da wird manch ein Kind, das schon halb im Land der Träume weilte, plötzlich wieder hellwach.
Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, dass es tagsüber alles erledigt. Durch Erinnern oder durch Spickzettel an der Pinnwand, wenn Sie selbst bis abends berufstätig und außer Haus sind.
6. Den Nachwuchs zum Mittagsschläfchen motivieren
Für viele arbeitende Menschen ist er graue Theorie und erscheint als wahrer Luxus. Der Mittagsschlaf. Tagsüber einfach mal abschalten, die Augen zumachen, ein halbes Stündchen ins Reich der Träume entschwinden. Herrlich! Aber kommt man danach wirklich wieder auf Touren? Oder ist nicht vielmehr der restliche Tag im Eimer?
Damit es ein wirklicher „Powernap“ ist, der neue Energie schenkt, sollte die Auszeit nicht länger als dreißig Minuten dauern. Oft liest man jedoch auch von zehn bis maximal zwanzig Minuten. Anstatt auf solche Empfehlungen zu vertrauen, sollte jedes Kind und jeder Jugendliche es doch besser selbst mal ausprobieren. Und so herausfinden, nach wie vielen Minuten Mittagsschlaf er fit wieder durchstarten kann. Gutgelaunt und nicht mehr quengelig und von Müdigkeit gebeutelt.
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