Vor nicht allzu vielen Jahren war es noch üblich, dass Kinder erst nach dem Wechsel auf die weiterführende Schule mit einer Fremdsprache in ersten Kontakt kamen. Doch die Zeiten haben sich bekanntermaßen rasant geändert. Und so scheint heute vor allem das Englische schon im Umfeld der Jüngsten omnipräsent. Würde man einen Tag lang zählen, wie viele englische Begriffe man liest, hört und benutzt, man wäre sicherlich erstaunt.
Für Kinder ist es natürlich eine wunderbare Sache, dass sie schon früh und ohne Berührungsängste Englisch lernen. Denn die Fähigkeit, diese Sprache sprechen und lesen zu können, ist wahrlich eine nützliche und wichtige fürs ganze Leben.
Doch nicht jedes Kind ist ein Sprachgenie. Manch eines tut sich schon im Deutschunterricht schwer mit Grammatik und Rechtschreibung. Und dann wird die zusätzliche Sprache schnell zur Last anstatt zur Freude.
Natürlich können engagierte Lehrkräfte und zeitgemäße Schulbücher viel dazu beitragen, die Freude an der Fremdsprache zu fördern. Doch darüber hinaus können natürlich auch Eltern ihren Teil leisten. Sei es, um kleine Schwächen auszugleichen und das Kind neben dem Unterricht zu fördern. Oder aber, zusätzlichem Wissensdurst und Lerneifer gerecht zu werden. Möglichkeiten dafür gibt es viele!
1. Vokabeltraining – regelmäßig und mit System
Auch wenn bei dem Wort allein sich vielen Kindern die Nackenhaare aufstellen. Vokabeln sind und bleiben das A und O jeder Sprache. Egal wie wortgewandt und kreativ man in der eigenen Sprache ist. Ohne ein umfangreiches Vokabular wird es immer an Ausdrucksfähigkeit in der Fremdsprache hapern und man bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück.
Das Thema „Vokabeln lernen“ gehört dabei wohl zu jenen, die in fast jeder Familie immer mal wieder zum Alltag gehören. Und darum haben wir diesem wichtigen Aspekt schon ganze Artikel gewidmet. Beispielsweise HIER.
2. Nur Mut! Sich in der Familie gemeinsam an der Fremdsprache versuchen
Sprechen Sie doch mal Englisch oder Französisch mit Ihren Kindern, wenn Sie es auch in der Schule einmal gelernt haben. Womöglich haben Sie diese Kenntnisse lange nicht mehr genutzt und sie sind etwas eingestaubt? Macht nichts! Denn das ist doch eine wunderbare Motivation, Wissenslücken zu schließen und fehlende Vokabeln nachzuschauen. Brauchte man dafür früher umfangreicher Wörterbücher, liefern nun bekannte Verlage und andere Anbieter im Internet sehr differenzierte Übersetzungsmöglichkeiten und Synonyme.
Zudem sind lebendige Dialoge über Alltagsthemen beste Basis, über Redensarten und grammatikalische Fragen nachzudenken. Und: sich gegenseitig zu helfen! Den Nachwuchs wird es jedenfalls ungemein beruhigen zu sehen: Auch Erwachsene lernen nie aus!
3. Noch keine Fremdsprachenkenntnisse? Dann ist dafür nie zu spät!
Das Kind lernt eine Sprache, die man selber spannend findet, mit der man bislang jedoch kaum Berührungspunkte hatte? Dann kommt einem womöglich die Idee, sich mit dem Kind gemeinsam an Spanisch, Italienisch oder Französisch zu versuchen.
Dabei genügt es garantiert aber nicht, regelmäßig in die Schulbücher des Kindes zu schauen. Nicht ohne Grund findet Fremdsprachenunterricht in der Schule mehrere Stunden pro Woche statt. Und das über viele Jahre hinweg.
Vielleicht weckt das regelmäßige Abhören der Vokabeln aber ein eigenes, tieferes Interesse an der Sprache? Perfekt! Denn es ist nie zu spät, diese neu zu erlernen! Und es dürfte nicht schwer sein, für die gängigsten Fremdsprachen einen Kurs – beispielsweise an der Volkshochschule – zu finden. Oder alternativ einen unterrichtenden Muttersprachler, vielleicht auch einen Studenten für privaten Unterricht. Das Langzeitziel dabei vielleicht: Die Sprache im Urlaub zu sprechen.
4. Der Praxistest: Ein Aufenthalt im Ausland
Kommt es für Ihr Kind in Frage, einige Wochen oder gar Monate im Ausland bei einer Familie zu leben? Perfekt, denn so einfach wie vor Ort übt sich eine Fremdsprache nie! Erkundigen Sie sich frühzeitig, ob es beispielsweise Partnerprogramme mit Schulen im Ausland gibt. Idealerweise schon beim Wechsel auf die weiterführende Schule
Ansonsten kann man einen Auslandsaufenthalt auch selbst organisieren, sollte sich aber rechtzeitig über Möglichkeiten und vor allem Kosten schlau machen.
5. Bücher und Hörbücher, wie Kinder woanders auf der Welt sie lesen und hören
Motivierend und daher eine gute Sache ist es immer, wenn man etwas aus eigenem Antrieb heraus lernt. Nicht, weil der Lehrer will, dass man die Vokabeln parat hat. Sondern weil diese einem Möglichkeiten eröffnen, die einen selbst begeistern. Wie toll ist es schließlich, wenn man plötzlich einen Film in Originalsprache gucken kann und alles versteht! Wie cool, wenn man als einziger am Urlaubsort den Nachrichten im Radio folgen kann! Das beweist schließlich: Das Lernen, die Anstrengung haben sich gelohnt! Es geht immer weiter voran! Und man kann die Sprache wirklich brauchen. Nicht nur, um gute Noten in der Klassenarbeit zu schreiben und den Zeugnisschnitt zu verbessern!
Am spannendsten sind daher auch für Kinder schon Bücher, wie Kinder im Heimatland der Sprache sie lesen. Filme und Serie, in denen Muttersprachler sprechen. Zum Glück ist es in Zeiten des Internets keine Schwierigkeit mehr, altersgerechte Kinder- und Jugendbücher in praktisch jeder Sprache zu ordern.
6. Internetseiten, die das wahre Leben erzählen
Geschichten sind schön, aber Nachrichten erzählen vom echten Leben. Und viele Nachrichtenseiten bereiten die News des Tages leicht verständlich und kindgerecht für ihre jüngsten Leser auf. Nicht nur in Deutschland natürlich, sondern auch in anderen Ländern. Machen Sie es sich zum Ziel, jeden Tag einen kleinen Artikel der Nachrichtenwelt in der zu erlernenden Fremdsprache zu lesen. So begegnet man automatisch vielen unterschiedlichen Themenbereichen. Und vielfältiges Vokabular aus dem Alltag, aber auch zu Spezialgebieten, gesellt sich zum Wortschatz hinzu.
7. Immer ein Highlight? Ein Kinobesuch!
Das Kind hat schon einige Zeit Englischunterricht? Und es gibt aktuell einen Kinofilm, der zusätzlich zur synchronisierten Fassung auch in originaler, englischer Sprache läuft? Dann sollte man den Versuch wagen, den Geschehnissen auf der Leinwand in dieser Version zu folgen.
Idealerweise wählt man für die ersten Versuche aber die Variante „Original mit Untertitel“. Ansonsten ist es besonders für jüngere Kinder zu frustrierend, kaum etwas zu verstehen und nicht in die Handlung hineinzukommen. Und zum Trost sei auch Fortgeschrittenen gesagt. Manches ist auch für geübte Ohren so schlecht zu verstehen, dass man sich in 90 Minuten kaum ausreichend „einhören“ kann.
Bildquelle: © bigstock.com/ undrey