Es mag einem manchmal die Decke auf den Kopf fallen, wenn man nach der Geburt „plötzlich“ zu Hause sitzt. Ohne den täglichen Plausch mit netten Kollegen, dafür rund um die Uhr beschäftigt mit der Pflege eines meist schlafenden Säuglings.
Und die Gespräche am Abend mit dem anderen Elternteil? Die drehen sich um Babyschwimmen und erste Zähnchen. Und nicht mehr um spannende Begegnungen mit Kunden oder Klienten. Manches Mal wünscht man sich dann sicherlich den manchmal anstrengenden, aber liebgewonnen Alltag als Arbeitnehmer/in zurück.
Monate und Jahre vergehen. Die Kinder sind größer und selbstständiger. Sie besuchen die Krabbelgruppe, die Kita, schließlich die Grundschule. Und je besser das Betreuungsangebot, desto eher scheint es verlockend, zurück ins Berufsleben zu kehren. Endlich wieder Neues zu erleben oder im vertrauten Job-Umfeld anzuknüpfen! Das bedeutet auch: endlich wieder mehr Geld in der Haushaltskasse! Und die Chance, sich aus der „Nur-Mutter-und-Hausfrau“-Rolle ein Stück weit zu befreien. Die Karten daheim neu zu mischen!
Doch bei allem Enthusiasmus und aller Vorfreude auf einen neuen Familienalltag melden sich sicher auch kritische Stimmen im Kopf. Ist alles zusammen gut zu schaffen: Kinder, Haushalt und Job? Und was, wenn doch nicht alles so rund läuft, wie man sich das erhofft hatte?
Arbeiten mit Kind: Zwischen Herausforderung und Erfüllung
Eltern, die arbeiten, haben Rechte, die sie kennen sollten. Doch um gesetzliche Regelungen für Arbeitnehmer/innen und Arbeitgeber/innen soll es hier und heute nicht gehen. Denn für ein harmonisches Arbeitsverhältnis sollte maßgeblich sein, dass man nicht ständig mit seinem Arbeitgeber über Paragraphen diskutieren muss!
Vielmehr sollte man als Jobsuchende/r im Vorfeld klare Vorstellungen entwickeln, was einem möglich ist. Und Wünsche und Vorstellungen schon beim Bewerbungsgespräch klar, ehrlich und deutlich zur Sprache bringen.
Problematisch, wenngleich verständlich ist beispielsweise, sich in Hoffnung auf den Traumjob deutlich flexibler darzustellen, als man tatsächlich ist. Viele Eltern möchten vermutlich gerne nur vormittags arbeiten, wenn die Kinder gut betreut sind. Doch die Arbeitswelt ist eben kein Wunschkonzert.
Behauptet man dennoch von sich, unglaublich flexibel zu sein, muss man damit rechnen, dass der Arbeitgeber dies auch einfordert. Und schon findet man sich womöglich mit schlechtem Gefühl am Arbeitsplatz wieder. Beim Gedanken daran, dass das Kind sich das erste Mal alleine mittags die Haustür aufschließen muss. Dass es keine warme Mahlzeit vorfindet, dass keine Mama und kein Papa da ist.
Nein, ab einem gewissen Alter ist das wahrlich nicht mehr schlimm! Und das Kind hat vielleicht das geringste Problem damit! Aber diese realistische Wissen wird im Zweifelsfall ein schmerzendes Elternherz kaum trösten können.
Fragen mit weitreichender Bedeutung schon frühzeitig klären
Es ist blauäugig zu denken: „Wenn ich den Job erst mal habe, findet sich schon alles zum Guten“. Besser ist immer, offen und ehrlich das Gespräch zu suchen. Bevor man sich in einem Arbeitsverhältnis wiederfindet, das mehr Belastung als Bereicherung bedeutet!
Stellen Sie sich und/oder Ihrem potentiellen Arbeitgeber beispielsweise folgende Fragen:
- Wie stehen die Chancen, in den Ferien zuverlässig Urlaub zu bekommen?
Und zwar wirklich dann, wenn man keinen Betreuungsplan B hat, weil die Ganztagsbetreuung ebenfalls geschlossen ist?
- Wie viel kann ich mir zutrauen?
20 Stunden die Woche? 25? Klingt ja erst mal nicht viel, so auf eine Woche verteilt. Man muss sich aber bewusst sein, dass es künftig nicht um eine Woche geht, sondern um jede Woche.
Arbeitet man bei 20 Stunden beispielsweise zwei ganze Tage á acht und einen halben Tag á vier Stunden? Dann bleibt unter der Woche etwa genauso viel „freie“ Zeit übrig. Die eben aber in aller Regel nicht wirklich frei ist. Das ist die Zeit, in der man mit dem Kind für Klassenarbeiten übt. In der man es zu Hobbys fährt, es von der Kita abholt, den Haushalt schmeißt. Bleibt dabei genug Zeit für einen selbst zum Erholen und auch mal Nichtstun?
Hinzurechnen muss man schließlich auch den Arbeitsweg. Und ungenutzte Zeiten des „Leerlaufs“. Beginnt man beispielsweise erst um neun Uhr mit der Arbeit, sind die Stunden davor verloren für andere Dinge. Da bügelt und staubsaugt man eher nicht, weil man nach dem morgendlichen Duschen frisch bleiben möchte. Vielmehr geht die Zeit vermutlich drauf fürs Fertigmachen. Für den Arbeitsweg. Für die paar Minuten, die man extra einplant, um nicht auf den letzten Drücker im Geschäft, im Büro zu erscheinen.
Kommt dann der Heimweg dazu, sind es eben unterm Strich nicht acht Stunden, die einen so ein Arbeitstag „kostet“. Sondern gut und gerne elf oder zwölf Stunden zwischen Aufstehen und Heimkehr nach Feierabend. In der niemand etwas im Haushalt gemacht hat und einiges liegen geblieben ist.
- Kann ich im Job erst mal „klein anfangen“?
Hat man die Wahl der Arbeitszeit, wenn man in neuer Situation als Elternteil in den Job zurückkehrt? Dann sollte man erfahrungsgemäß lieber erst einmal „bescheiden“ beginnen. Auch wenn die Aussicht auf höheres Gehalt und höheren Rentenbeitrag bei mehr Stunden verlockend sind.
Und dann sollte man schauen, wie sich alles einpendelt. Wie viele Wochenstunden es womöglich wirklich werden. Dann, wenn mal ein Kollege ausfällt, wenn eine Krankheitswelle herrscht, wenn Urlaubszeit ist. Und danach kann man (hoffentlich) zur rechten Zeit langsam aufstocken. Mit gutem Gefühl und in aller Ruhe. Wenn die Kinder auch schon wieder etwas größer und selbstständiger geworden sind.
- Werde ich ein gutes Gefühl bei der Arbeit haben?
Heutzutage ist doch eigentlich jeder überall erreichbar. Das Smartphone macht es möglich. Und darum sollte man „Notfallnummern“ bei der Kindergarten-, Klassen- und Schulleitung spätestens mit Arbeitsbeginn wieder auf Aktualität überprüfen. Erteilen Sie dazu idealerweise, sofern erforderlich, Vollmachten an Personen, die Ihr Kind bei Erkrankung von Kita oder Schule abholen dürfen.
Schulkinder sollten ebenso die elterlichen Telefonnummern unterwegs immer parat haben. Sei es im Schulmäppchen, auf der Rückseite der Busfahrkarte oder am Schlüsselband.
Beruhigend ist es auch zu wissen, dass man in Notfällen mal mit Kollegen Arbeitszeiten tauschen oder füreinander einspringen kann. Erkundigen Sie sich möglichst früh bei Ihrem Arbeitgeber, wie flexibel dies zu handhaben ist.
- Inwieweit zieht der andere Elternteil mit?
Noch immer ist es weit verbreitet, dass Männer Vollzeit arbeiten. Während Frauen eher dazuverdienen, wenn es nach der Kinderphase wieder passt. Dann sind Rollen oft schon verfestigt. Die Mutter kümmert sich immer. Und vor allem, wenn die Kita anruft, weil das Kind plötzlich erkrankt ist.
Mit der Rückkehr ins Arbeitsleben sollte man eingefahrene Muster jedoch neu überdenken. Auch für Väter sollte es möglich sein, mal einen Tag zu Hause zu bleiben. Oder wenigstens früher heim zu kommen, wenn das Kind Betreuung braucht.
Denn ansonsten hat man als Mutter schnell das Gefühl, dass die Arbeit nicht Abwechslung vom Alltag ist. Sondern vielmehr eine zusätzliche Last, bei der man nie wirklich mal den Kopf frei hat. Und diesen Stress macht auf Dauer kein Geld wett!
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