In vielen Kreisen hat sie sich schon zum festen Bestandteil von Kindergeburtstagsfeiern gemausert: Die Mitbringseltüte wird immer beliebter. Gefüllt mit Süßem und kleinen Überraschungen soll sie den Kindern am Schluss eines gelungenen Kindergeburtstags eine Freude machen. Viele Eltern sperren sich jedoch gegen diesen neuen Brauch und möchten die Kinder mit den Geschenktüten nicht über alle Maßen verwöhnen. Gibt es einen Kompromiss bei der Mitgebseltüte?
Eigentlich ist es eine schöne Idee: Kleine, liebevoll gebastelte und gefüllte Tüten erinnern die kleinen Gäste von Kindergeburtstagen lange daran, dass sie eine schöne Zeit miteinander hatten. Nicht nur das Geburtstagskind wird beschenkt, sondern auch die anderen Gäste gehen nicht leer aus. Gleichzeitig finden es jedoch viele Eltern schwierig, dass sich das Beschenken so inflationär durchsetzt und die Kleinen bei jeder Gelegenheit mit nutzlosem Tand überhäuft werden. Umso heikler ist es, wenn die Mitgebseltüte bei einigen Kindergeburtstagen mitgegeben wird und die Kinder bei anderen leer ausgehen – denn die Kleinen entwickeln schnell Erwartungen und hoffen auf etwas Süßes zwischen den Zähnen auf dem Nachhauseweg.
Das Schöne an Mitgebseltüten: kleine Freuden für Freunde
Viele Eltern mögen die Idee der Mitgebseltüte, denn sie macht den Gästen am Schluss des Geburtstags eine Freude und entlässt alle zufrieden nach Hause. Außerdem kann die Mitbringseltüte als Trösterchen wirken, wenn ein Kind wegen Krankheit nicht beim Geburtstag dabei sein konnte; es kann seine Tüte am nächsten Tag im Kindergarten oder in der Schule als kleinen Ausgleich für den entgangenen Spaß erhalten.
Außerdem kann das Basteln einer Mitgebseltüte viel Spaß machen. Das Geburtstagskind kann so im Vorfeld schon an der Gestaltung seines Geburtstags teilhaben und mit aussuchen, was in die Tüte soll. Gemeinsame liebevolle Bastelaktivitäten machen die Mitgebseltüte im Vorhinein zu einem schönen Mittel, um die Vorfreude auf den eigenen Geburtstag zu steigern. Denn zu einem gelungenen Geburtstag gehört vor allem ein zufriedenes Geburtstagskind.
Außerdem können Mitgebseltüten so befüllt werden, dass die Kinder eines Geburtstags danach miteinander verbunden sind: Verschiedene Püppchen können danach zu gemeinsamem Spielen herhalten, ein Armband in verschiedenen Farben stiftet viel Gemeinschaftsgefühl unter den Kleinen.
Nachteile der Mitgebseltüte: zu viel Zucker, zu viel Geld
Allerdings halten viele Eltern die Mitgebseltüten nach wie vor für einen überflüssigen Brauch: Die Kinder haben an dem Geburtstag selbst schon so viel Spaß, dass sie danach nicht auch noch beschenkt werden sollten. Die gemeinsame Zeit sollte wichtiger sein als die Süßigkeiten am Schluss des Geburtstags, und der Geburtstag sollte nicht an der Qualität der Mitgebseltüte bemessen werden.
Ein anderes Problem, dass sich bei der Mitgebseltüte stellt, ist das finanzielle: Ein Kindergeburtstag ist teuer, und eine Mitgebseltüte vor allem bei einem Geburtstag mit vielen Kindern dann noch ein zusätzlicher Kostenfaktor. Dementsprechend sind Familien mit kleineren finanziellen Mitteln schnell benachteiligt bei dem Brauch und könnten schnell ausgeschlossen werden. Das gilt nicht nur für den selbst ausgerichteten Geburtstag. Wenn ein Kind aus einer ärmeren Familie eingeladen ist und ein kleines Geschenk gibt, am Schluss des Geburtstags aber eine große Mitgebseltüte erhält, die teurer und schöner ist als das, was es geschenkt hat, kann es sich schlecht fühlen. Deshalb sollten Familien besser darauf achten, dass die Mitgebseltüte ein sehr kleiner, billiger Brauch bleibt, wenn sie sich durchsetzt.
Oft machen auch die Süßigkeiten in der Tüte den Eltern Sorgen: Das Kind wird auf dem Geburtstag schon viel Fettiges und Süßes gegessen haben und nicht einsehen, warum es das Zuckerzeug aus seiner Mitgebseltüte an dem Tag nicht mehr essen sollte. Eltern, die ihren Kindern die Süßigkeiten limitieren, haben so nach Geburtstagen oft trotzige Kinder, die ihre Tüten verheimlichen wollen. Auch darauf sollte bei der Gabe der Mitgebseltüten geachtet werden; die Eltern der Gäste sollten wissen, dass es eine Tüte gab und was sie enthalten hat, damit sie ihre Erziehungsstile anwenden können.
Kompromisse bei Gegnern und Befürwortern der Mitgebseltüte
Wenn das eigene Kind von den Geburtstagen seiner Freunde und Freundinnen immer mit einer Mitgebseltüte zurückkehrt, sollten auch Eltern, die den Brauch eigentlich nicht gut finden, klein beigeben und sich den Erwartungshaltungen der Kleinen beugen. Denn die Gäste werden dann eine solche Tüte erwarten und nicht verstehen, warum sie leer ausgehen. Wer sich gegen Süßigkeiten sperrt, kann die Tüte alternativ befüllen, zum Beispiel mit Pröbchen von Kindershampoos oder Haarspangen aus der Drogerie.
Eine Alternative vor allem für Familien, die nicht so viel Geld für den Kindergeburtstag ausgeben können oder möchten, ist die Herstellung der Mitgebsel auf dem Geburtstag selbst. So können die Kinder sich nicht nur schön beschäftigen, sondern haben gleichzeitig auch schon ihr Mitgebsel in den Händen – und garantiert eine persönlichere Beziehung zu ihm, als wenn sie es nur am Schluss in die Hand gedrückt bekommen hätten. Klassische Bastelsitzungen mit schönen Bastelwerkzeugen wie Wäscheklammern machen dabei genauso viel Spaß wie kreative Ideen: Die Infografik zu Kindergeburtstagen auf gutefrage.net stellt die Idee vor, beim Kindergeburtstag selbst T-Shirts zu bemalen, welche die Kinder dann mit nach Hause nehmen können. Auch bei einer Schatzsuche lässt sich die Mitbringseltüte nicht als solche kennzeichnen und die Kinder haben später doch etwas in der Hand, das aus Kleinigkeiten bestehen kann und nicht teuer sein muss.
Ob die Eltern den Gästen ihrer Kinder die Geschenktüten in die Hände geben oder nicht, ist am Schluss jeder Familie selbst überlassen. Dennoch sollten die Eltern auch aufmerksam auf die Erwartungen ihrer Kinder achten – denn kein Kind möchte seine Spielkameraden am Schluss enttäuscht nach Hause gehen sehen, weil seine Erwartungen nicht erfüllt wurden. Wenigstens an seinem Geburtstag sollte das Kind das Sagen haben, und wenn die Mitgebseltüte Brauch ist in seinem Umfeld, sollte es diese auch verschenken können.
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