Wenn man Menschen in einer fremden Sprache miteinander reden hört, birgt dies immer eine große Faszination. Besonders natürlich dann, wenn man selbst kein Wort versteht. Zwar kann man Mimik und Gestik üblicherweise zweifelsfrei entnehmen, ob es sich um Smalltalk oder eine hitzige Debatte handelt. Ob ein fröhliches oder ein unerfreuliches Thema gerade Gesprächsstoff ist. Und mitunter sogar, in welchem Verhältnis die sich unterhaltenden Personen zueinander stehen. Aber worum genau es geht? Das bleibt ein Geheimnis. Und in der Natur von Geheimnissen liegt es eben, dass man diesen gerne auf die Spur kommen möchte.
Der einzige Weg, wie dies in diesem Fall gelingt? Außer eben jenem, dass man schlichtweg fragt, wovon das Gespräch denn handelt? Die Sprache selbst zu erlernen! Doch das ist natürlich viel leichter gesagt als getan. Denn keine Fremdsprache lernt man mal eben im Vorbeigehen. Vor allem dann nicht, wenn man es in seiner gewohnten Umgebung tut. Viel leichter gelingt dies hingegen, wenn man im Land der zu erlernenden Sprache umgeben von Muttersprachlern lebt. Dort hört man sie andauernd, tagaus, tagein in allen Situationen des Lebens. Und kann und wird sie natürlich auch bald aktiv anwenden. Beziehungsweise muss man dies sogar, wenn man mit seinen Mitmenschen keine gemeinsame Kommunikationsebene in einer anderen Sprache findet.
Bleibt man jedoch in heimischen Gefilden? Kommt höchstens mal im Urlaub in den Genuss eines authentischen Spracherlebnisses? Dann bedarf es Geduld und Ausdauer, um kleine Fortschritte zu machen. Unzählige Stunden muss man investieren, immer am Ball bleiben, um sich irgendwann halbwegs sattelfest in einer Fremdsprache zu fühlen. Und ob man dann in der Lage ist, Wort für Wort zwischen Muttersprachlern zu verstehen? Das steht am Ende aller Bemühungen trotzdem noch auf einem anderen Blatt.
Eine neue Sprache erlernen: Nicht nur das Ziel ist das Ziel, sondern auch der Weg!
Das Beruhigende jedoch, wenn man eine Sprache erlernen will, aber sie nicht erlernen muss? Man kann sich ausreichend Zeit dafür nehmen. Ohne Druck im Nacken, wie man es womöglich noch aus Schulzeiten in Erinnerung hat. Nicht der Lehrplan oder der Lehrer geben den strengen Takt vor, sondern man selbst kann sein Tempo finden. Und sogar, wenn man später eine Prüfung ablegen möchte, ist dies im Erwachsenenalter doch etwas anderes als zu Schulzeiten.
Der größte Pluspunkt aber vielleicht im fortgeschrittenen Alter? Das Lernen fällt leichter, weil es aus echtem Interesse und aus Begeisterung heraus geschieht. Man hat eine Motivation, ein Ziel. Und lernt nicht, weil man es eben muss. Oder nur die unangenehme Wahl zwischen zwei Sprachen hatte, die beide kaum Begeisterungsstürme auslösten.
Fakten sind jedenfalls auch: Für das Erlernen einer neuen Sprache ist man nie zu alt! Und: Es lohnt sich aus vielerlei Gründen immer, sich in dieses kleine Alltagsabenteuer zu stürzen, egal in welchem Lebensalter. Welche Gründe das sind? Dafür kann und muss natürlich jeder für sich eigene Prioritäten setzen. Aus unserer Sicht sind es aber auf jeden Fall die Folgenden!
1.) Näher dran am Original
Tatsächlich haben wir das Glück, dass wir quasi alles hier für uns verständlich übersetzt erhalten. Seien es brandneue Filme, die synchronisiert ins Kino kommen. Sei es praktisch die gesamte Bandbreite neuer und älterer Literatur, die ins Deutsche übersetzt in der Buchhandlung auf uns wartet.
Wer sich aber wahrlich für jemanden oder etwas begeistern kann, der möchte Texte eben nicht „über Umwege“ hören. Oder „aus zweiter Hand“ lesen. Viel spannender ist wahrlich immer das Original. Die echte Stimme des Schauspielers in seiner Muttersprache auf der Kinoleinwand. Französische Chansons, bei denen man sich nicht mehr nur an der Musik erfreuen, sondern auch deren Inhalt verstehen kann. Oder Gedichte, bei denen auch die beste Übersetzung eben nicht immer die sprachlichen Feinheiten der originalen Fassung widerspiegeln kann.
2.) Auf Reisen möchte ich mich sicher fühlen!
Bis man fließend mit den Menschen im Urlaubsland reden kann, dauert es lange. Es erfordert viel Übung, bei Sprechenden mitzukommen, die nicht so langsam und deutlich artikulieren wie auf der Lehrbuch-CD. Wenn, ja wenn es einem überhaupt jemals gelingt, problemlos den Nachrichten im Radio zu folgen.
Aber selbst, wenn man nur ein paar „Brocken“ einer Sprache beherrscht, vermittelt dies ein gutes Gefühl. Wenn man beispielsweise mal nach dem Weg fragen muss, ist es allemal besser, ein wenig anstatt gar nichts zu verstehen. Und kein hilfsbereiter Mensch wird sich weigern, alles langsam, deutlich und gegebenenfalls auch ein zweites Mal zu erläutern.
Sollte man einmal medizinische Hilfe benötigen? Dann darf man zwar in den meisten europäischen Urlaubsländern damit rechnen, mit Englisch in Krankenhäusern, Arztpraxen, Apotheken durch zu kommen. Spätestens beim Beipackzettel, der oftmals nur in Landessprache verfasst ist, muss man jedoch passen oder sich Hilfe holen. Es sei denn, man versteht das wesentliche Vokabular und weiß, wie Sätze aufgebaut sind. Dann genügt ein Wörterbuch (im Internet) womöglich, um sich den Rest nicht nur zusammen zu reimen. Vielmehr kann man wirklich verstehen, was einem helfen soll, wie es einzunehmen ist und mit welchen Nebenwirkungen man rechnen sollte.
Beim Einkauf im Supermarkt ist es überdies eine ungemeine Erleichterung, wichtige Lebensmittel zu erkennen. Denn oft erlaubt die Verpackung alleine keine Rückschlüsse auf deren Inhalt. Mit etwas Vokabelkenntnissen kann man so unangenehme Überraschungen in der Ferienhaus-Küche vermeiden.
3.) Im Job kann eine Sprache Türen öffnen
Französisch, Italienisch, Spanisch oder eine andere Fremdsprache zu beherrschen, ist in unserer globalisierten Welt immer ein gute Sache. Und Englisch ist quasi Pflicht, selbst dann, wenn man nicht beruflich in der Welt unterwegs ist.
Darüber hinaus macht sich das Interesse an Sprachen immer gut im Lebenslauf. Denn diese zeugt von positiven Eigenschaften wie Weltoffenheit, Lernbereitschaft, Ausdauer. Und auch Mobilität, sofern man seine Sprachkompetenzen auch schon vor Ort unter Beweis gestellt hat.
4.) Es reizt die Faszination des Exotischen
Erwähnt man ganz beiläufig, dass man sich doch recht gut in einer asiatischen Sprache zurecht findet? Dann braucht man sich auf einer Party über weitere Smalltalk-Themen vorerst nicht mehr den Kopf zu zerbrechen. Warum investiert man Zeit und in aller Regel auch Geld dafür, ausgerechnet diese Sprache zu erlernen? Hatte man bereits Gelegenheit, seine Kenntnisse unter realen Bedingungen im Heimatland der Sprache anzubringen? Und wie ist das so mit Schriftzeichen, Grammatik im Gegensatz zur deutschen Sprache?
5.) Langeweile ist passé
Wer eine neue Sprache lernt, kann praktisch immer und überall daran feilen. Unterwegs im Bus kann man CDs zum Lehrbuch lauschen und parallel die Texte lesen. Oder eben Vokabeln mit einer App auf dem Smartphone pauken.
Daheim bietet es sich an, sich intensiv und frei von potentiellen Ablenkungen mit einer fremdsprachlichen Lektüre zu beschäftigen. Vielleicht gibt es den persönlichen Lieblingsroman auch in der zu erlernenden Sprache? Oder hat der Autor ihn ursprünglich gar in dieser verfasst? Dann bietet er sich mit seinem bereits vertrauten Inhalt an, ihn noch einmal zu lesen. Wer dabei konsequent jedes unbekannte Wort nachschlägt, erweitert seinen Wortschatz, der oft besonders lebensnah ist. Und dies dauerhaft, wenn man diese Wörter auf Karteikärtchen schreibt oder in ein Vokabelprogramm einträgt.
Spannend ist es auch immer, wenn man auf Textstellen stößt, die sich einem anfangs so gar nicht erschließen wollen. Oft handelt es sich dabei um Redewendungen, die wortwörtlich übersetzt wenig Sinn zu ergeben scheinen. Solchen auf den Grund zu gehen, lohnt sich aber allemal. Denn nicht selten begegnen diese einem in Alltagsgesprächen und anderen Büchern wieder.
Welche Sprache soll es sein?
Natürlich bietet es sich an, die Sprache des Landes zu erlernen, in dem man noch viele Aufenthalte plant. Sei es auf Dienstreisen oder aus touristischen Zwecken. Doch was, wenn man gerne überall mal in der Welt herumbummelt? Und noch so viele unterschiedliche Ziele bereisen möchte? Dann scheidet diese Motivation als wichtigstes Kriterium schnell aus.
Wichtig hingegen ist immer, dass einem die Sprache schlichtweg gefällt. Viele Menschen sind beispielsweise verzückt vom Charme des Französischen. Da tauchen unmittelbar herrliche Bilder auf von Pariser Großstadtflair und fantastischen Landschaften. Selbst bei denen, die Frankreich noch nie bereist haben. Klingt eine Sprache hingegen unangenehm hart oder „kratzig“ in den eigenen Ohren? Dann ist vermutlich eine andere, für einen persönlich wohliger tönende die besser Wahl.
Eine weitere Frage ist, wie viel Zeit und Mühe man investieren möchte. Denn natürlich gibt es Sprachen, die für uns recht einfach zu lernen sind. Und eben solche, in die man sich schon richtig reinknien muss, um kleine Etappensiege feiern zu können. Niederländisch zum Beispiel ist recht einfach für Deutschsprachige zu erlernen. Die Grammatik ist nicht sonderlich kompliziert. Und wer bereits Deutsch und Englisch beherrscht, der findet unzählige Wörter im Niederländischen, die einem bekannt vorkommen dürften. Oder die man sich alternativ einfach herleiten kann oder die gar identisch sind.
Vorteile beim Lernen von romanischen Sprachen hat man sicherlich, wenn man sich noch an vieles aus dem Lateinunterricht erinnern kann. Dann bringt man bereits gute Grundlagen mit, um schnell Italienisch, Spanisch, Französisch, Portugiesisch oder auch Rumänisch zu lernen.
In anderen Sprachen, beispielsweise den Asiatischen, wird man kaum Anhaltspunkte finden, welche Bedeutung sich wohinter verbergen könnte. Weder beim Hören noch beim Blick auf die Schriftzeichen. Hier sind ungleich mehr Geduld und Ausdauer gefragt.
Ein bisschen Frust gehört wohl auch dazu…
Da hat man monatelang gepaukt. Das Konjugieren und Deklinieren trainiert und Vokabeln verinnerlicht. Und dann ist der große Moment gekommen. Man steht im Urlaubsland oder anderswo vor einem Muttersprachler. Und plötzlich sinkt das Selbstbewusstsein, einfach mal in der Fremdsprache drauflos zu plaudern? Schlimmer noch: Man verfolgt am Nebentisch im Café, auf dem Markt, im Bus den Dialog zweier Muttersprachler. Und versteht so ziemlich genau nichts?
Das ist blöd und fühlt sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Aber so ist es eben. Auch wir reden schließlich miteinander nicht so, wie es im Lehrbuch steht. Hier und da kürzen wie kräftig ab, plaudern schnell, pflegen eben Umgangssprache. Und das im Grunde nie frei von den Einflüssen ortstypischer Dialekte. Warum sollte dies in anderen Ländern anders sein?
Was dann hilft gegen den Frust? Bewusst versuchen, ins Gespräch zu kommen. Weniger den CDs von Lehrbüchern lauschen. Besser einen ansprechenden Radiosender oder ein Fernsehprogramm in der Fremdsprache suchen, um sich besser hinein zu hören.
Und in „höchster Not“ kann man sich letztlich damit trösten, wenigstens eine Sprache fließend und korrekt zu sprechen. Und dabei sogar eine der schwierigsten zu erlernenden! Deutsch nämlich. Und das ist etwas, um das einen viele auf der Welt sicherlich beneiden.
Bildquelle: © unsplash.com/ Leonardo Toshiro