Wohl jeder, der schon einmal mit einem Kind im Spielzeugladen unterwegs war, wird die folgende Erfahrung unterschreiben können. Elektronisches Spielzeug übt eine ungeheure Faszination auf den Nachwuchs aus. Selbst die Allerkleinsten sind gebannt, wenn ein Druck auf ein buntes Knöpfchen zu farbenfrohem Blinken führt. Und hin und weg, wenn dazu noch eine fröhliche Melodie ertönt.
Und wie sieht es bei schon etwas älteren Kindern aus? Für diese führt offensichtlich kein Weg an der Spielkonsole vorbei. Lädt ein Gerät im Kaufhaus zum Ausprobieren ein, wird diese Einladung nur zu gerne angenommen. Gegen virtuelle Gegner anzutreten, den eigenen Rekord zu verbessern, den Highscore zu knacken. Das scheinen unwiderstehliche Versuchungen zu sein, bei denen Zeit und Raum augenblicklich in Vergessenheit geraten.
Elektronisches Spielzeug: Früher Seltenheit, heute Alltag
Elektronisches Spielzeug? Das war vor nicht allzu langer Zeit, rund eine Generation zurück, noch etwas sehr Seltenes, Besonderes. Man staunte, was damals plötzlich so auf den Markt kam. Beneidete beste Freunde um den ersten Computer. Selbst wenn es gefühlt Stunden dauerte, bis das Spiel startklar war. Und staunt nun fast noch mehr darüber, welche aus heutiger Sicht simple Technik einen dermaßen in ihren Bann ziehen konnten. Oder Spiele mit doch vergleichsweise sehr pixeliger Graphik. Dennoch: Solche ließen schon damals die Zeit vergessen. Und sie waren das Allergrößte.
Verglichen damit wimmelt es heutzutage vor Elektronik in Spielwarengeschäften und Kinderzimmern. Schon Babyspielzeug blinkt, singt, spricht, macht Musik und lädt zum Tastendrücken ein. Die Kasse für den Kaufmannsladen ist elektronisch. Die Herdplatte der Spielküche leuchtet rot auf und kann gar brutzelnde Geräusche machen, wenn ein Topf darauf steht. Den Umgang mit Apps auf dem Smartphone beherrschen schon die Kleinsten. Grundschulkinder haben Spaß daran, den ferngesteuerten Hubschrauber starten zu lassen. Und selbst viele klassisch anmutende Brettspiele für die ganze Familie benötigen nicht selten Batterien. Oder haben eine begleitende App im Gepäck.
Das kann man als Eltern gut finden oder kritisch betrachten. Vor allem aber sollte man vor einem Kauf genau hinschauen. Denn zweifelsohne macht man mit manch elektronischem Spielzeug seinem Kind eine große Freude. Doch auch andere Kriterien gilt es zu bedenken.
Elektronisches Spielzeug und seine Pluspunkte
Ein ferngesteuerter Hubschrauber schult die Feinmotorik – und das mit Spaß an der Sache. Vor allem aber trainiert er ungemein die Geduld, bis eine sichere Landung gelingt. So manches Lernspiel hat Kinder schon zum Vokabelnpauken und Matheaufgabenlösen animiert, wo Eltern mit ihrem Latein am Ende waren. Ein altersgerechter Baukasten regt kleine Tüftler zum kreativen und zielorientierten Umgang mit Elektronik an. Und die Konsole mit guten Spielen? Die „geht“ praktisch immer. Die lässt an einem Regentag nie die Frage aufkommen, was man spielen könnte, wenn der beste Freund zu Besuch ist. Die garantiert stundenlange Unterhaltung. Und hinterher muss nicht einmal jemand das Kinderzimmer aufräumen.
Manch ein elektronisches Spielzeug bringt Kindern Geschichten nahe, wenn Eltern gerade die Zeit oder Möglichkeit zum Vorlesen fehlt. Zum Beispiel bei langen Autofahrten. Oder es ermöglicht Kindern, das liebste Brettspiel auch zu spielen, wenn Mama oder Freundin gerade nicht zur Verfügung stehen. Und wenn das Baby im Laufstall sich längere Zeit für die lustig tönenden Bauernhoftiere aus Plastik begeistern kann? Dann ist dies nun nicht das Schlechteste. Selbst die engagierteste Mutter braucht schließlich einmal eine Auszeit und freie Hände für Kochtöpfe und Bügeleisen. Zu guter Letzt: Als Patentante oder Oma bringt man blinkendes, sprechendes Spielzeug mit? Dann ist man sicherlich in den Augen des Kindes die Heldin des Tages!
Soviel zu einigen der vielen Vorzüge, mit denen Spielzeug mit Stecker oder Batterie punkten kann. Und sicherlich punkten wird. Doch was können die bereits angedeuteten Schattenseiten sein?
Elektronisches Spielzeug: Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Keine Frage: Kinder finden vieles toll, was sie in Katalogen, in der Fernsehwerbung, im Internet sehen. Doch abgesehen davon, dass wohl die wenigsten Eltern jeden Wunsch gleich erfüllen wollen oder können. Man sollte sich vor dem Kauf von elektronischem Spielzeug doppelt gut überlegen, ob dieses sinnvoll ist – oder eben nicht. Und sich folgende Fragen stellen. Den Kauf, aber auch den Umgang danach bedenkend.
1. Ist das Spielzeug wirklich etwas, das dauerhaft Spaß macht?
Jedes Spielzeug hat irgendwann einmal ausgedient. Und zum Glück kann man vieles dann in andere Hände weitergeben. Selbst wenn die Optik gelitten hat oder eine Spielfigur fehlen mag. Bei elektronischem Spielzeug ergibt dies jedoch ausschließlich Sinn, wenn es noch funktionstüchtig ist. Achten Sie daher vorm Kauf darauf, dass das Spielzeug einen robusten, altersgerecht langlebigen Eindruck macht. Denn jedes Spielzeug, das schnell kaputt ist, sich dann nicht reparieren lässt oder bei dem sich die Reparatur nicht lohnt, bedeutet Elektroschrott. Und diesen gilt es der Umwelt zuliebe selbstredend stets zu vermeiden.
Daher sollte man sich auch die folgende Frage stellen.
2. Gibt es vergleichbare Alternativen, die ohne Elektronik auskommen?
Ein Lernspiel ohne Batterien und Display muss nicht minder interessant sein als eines ohne. Ein Brettspiel wird nicht allein dadurch gut, dass es neueste Technik mitbringt.
3. Könnte das Spielzeug schleichend zum „Babysitter“ werden?
Es ist doch so verlockend, das Kind länger mit dem Smartphone spielen zu lassen, als man es eigentlich wollte. Weil es wunderbar beschäftigt ist, es himmlisch ruhig im Haus ist. Und man keinen Streit möchte über die berühmten „noch fünf Minuten“. Besonders kleine Kinder können dabei jedoch überfordert sein. Von den Inhalten, der Komplexität und den vielen Eindrücken, die dabei auf sie einprasseln. Und: Keine App kann das wahre Leben und das, was Kinder dort lernen, ersetzen!
Viel mit dem Nachwuchs zu sprechen, zu singen, vorzulesen – das ist und bleibt Sache der Eltern. Und nicht von Tablet und Co. Und das gilt natürlich weit über das Kleinkindalter hinaus. Auch später sollten Eltern ihr Kind beim Lernen unterstützen und mit ihm spielen – und dies nicht ausschließlich Apps überlassen. Die reale Welt, echte Bücher zum Anfassen, draußen spielen – das alles ist unverzichtbar. Denn das Spielen vor der Konsole, selbst wenn es viel Bewegung bedeutet, ersetzt kein Wettrennen. Es ersetzt kein Klettern auf Bäume, kein Seilchenspringen oder Balancieren! Kurz und gut: Beim Umgang mit elektronischem Spielzeug gilt es, ein „gesundes Maß“ zu finden. Und das „wahre Leben“ beim Spielen nie zu vergessen.
4. Könnte das vernetzte Spielzeug Risiken bergen?
Der Gedanke, ein Spielzeug ins Kinderzimmer zu holen, mit dem sich das Kind oder die ganze Familie ausspionieren ließe, erzeugt wohl bei jedem ein mulmiges Gefühl. Immer mehr Spiele und Spielzeuge scheint es zu geben, die sich in irgendeiner Art und Weise vernetzen lassen. Und solche sollte man Kindern selbstredend nie ungesehen überlassen. Stattdessen sollte man sich am besten schon vor dem Kauf über Möglichkeiten und eventuell damit verbundene Risiken informieren.
Bevor das Kind den Startknopf drückt, prüfen Sie das Spielzeug „auf Herz und Nieren“. Überprüfen Sie gegebenenfalls Einstellungen und ändern Sie diese. Aktivieren Sie Kindersicherungen und deaktivieren Sie Verbindungen, die zum Spielen nicht notwendig sind. Und sensibilisieren Sie Ihr Kind frühzeitig über den Umgang mit sensiblen Daten.
Auf der Seite „klicksafe.de“ gibt es mehr Tipps zum Thema für Eltern.
5. Bedeutet das Spielzeug womöglich Folgekosten?
Eine Konsole beispielsweise macht auf Dauer nur Spaß, wenn immer mal neue Spiele hinzukommen. Uns selbst wenn man diese nicht oder günstig ersteht, erfordert sie stets Strom oder Batterien. Informieren Sie sich daher vor dem Kauf über etwaige Folgekosten für dauerhaften Spielspaß.
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