Die praktische Fahrprüfung zum Erwerb des Führerscheins ist wohl für jeden ein Meilenstein im Leben! Nach viel Theorie und zahlreichen Fahrstunden an der Seite des Fahrlehrers eröffnet deren Bestehen schließlich ganz neue Perspektiven. Endlich darf man danach allein das Steuer übernehmen. Man kann plötzlich mit dem Auto fahren, wann und wohin man möchte – sofern man denn eines zur Verfügung hat. Mit einem Schlag ist man womöglich nicht mehr angewiesen auf Bus und Straßenbahn in der Innenstadt. Oder auf die Bahn bei langen Strecken. Kurz und gut: Man kann eben all den Luxus und die Freiheiten genießen, die ein Auto so bietet.
Zugegebenermaßen dürften die tatsächlichen Veränderungen für viele Jugendliche mit dem Aushändigen des Führerscheins jedoch eher gering ausfallen. Wer noch nicht 18 ist, für den steht womöglich erst einmal begleitetes Fahren an. In der Regel wohl mit Mama und/oder Papa auf dem Beifahrersitz. Ein eigenes Auto jedoch? Das ist ein Traum, von dem viele junge Menschen noch Jahre nach dem Erwerb des Führerscheins träumen dürften. Und der Weg zur Schule oder abends ins Kino wird in vielen Fällen sicherlich weiterhin mit Bus und Bahn erledigt. Zumal, wenn man ohnehin noch über ein Schülerticket verfügt.
Schließlich kostet jeder gefahrene Autokilometer einerseits Geld. Selbst zu fahren bedeutet andererseits, auf Alkohol bei der Party zu verzichten. Und besonders in Großstädten bleiben die öffentlichen Verkehrsmittel aus vielen guten Gründen auch weiterhin die erste Wahl. Das Fahren im Berufsverkehr kann dort schließlich mehr Frust als Lust bedeuten. Und am Ziel angelangt kann das Parken überdies schwierig und/oder teuer sein.
Führerschein in der Tasche? Dann heißt es „Starten statt Warten“! Denn Übung macht den Meister!
Trotz allem sollten Jugendliche, die noch „frisch“ im Besitz ihrer Fahrerlaubnis sind, reichlich Gelegenheit haben, ihre neuen Fähigkeiten zu üben. Denn Übung macht bekanntlich den Meister. Fahrstunden allein verschaffen eben keine Routine im Straßenverkehr, auf der man sich erst einmal für längere Zeit ausruhen kann.
Dazu kommt, dass sicherlich nicht alle Jugendliche sich wahnsinnig aufs Autofahren freuen und vor Selbstbewusstsein strotzen. Manchen mag es hingegen mag ein mulmiges Gefühl bereiten, im wahrsten Sinne plötzlich selbst das Steuer zu übernehmen. Wenn niemand mehr beherzt in brenzligen oder schwierigen Situationen eingreifen kann. Und von denen gibt es im Straßenverkehr ja nun immer mal wieder welche. Wer sich dann nach der Fahrprüfung lange mit „Was ist, wenn…?“-Fragen quält, anstatt sich endlich hinters Lenkrad zu setzen? Der traut sich am Ende womöglich gar nicht mehr, ins kalte Wasser zu springen und mutig aufs Gaspedal zu treten.
Noch nicht 18? Dann sind vermutlich Mama und Papa als Beifahrer gefragt.
Wer bereits über 18 Jahre alt ist, wenn er den PKW-Führerschein erwirbt, kann sich seine Beifahrer aussuchen. Beim begleitenden Fahren hingegen müssen diese Begleiter vorher festgelegt und angegeben werden. Egal, ob man dabei nur die eigenen Eltern eintragen lässt oder andere Personen auf den Beifahrersitz holt. Alle müssen festgelegte Kriterien erfüllen, um für diese verantwortungsvolle Rolle überhaupt in Frage zu kommen. Verantwortungsbewusstsein ist jedoch nicht alles, was ein hilfreicher Beifahrer mitbringen sollte. Nicht minder wertvoll sind daneben nämlich vor allem: 1. Gute Nerven! 2. Viel Zeit! 3. Viel Geduld!
Denn manche Mama oder Papa gibt in Wahrheit vielleicht gar nicht gerne die Führungsposition im Auto aus der Hand? Fühlt sich (unterbewusst) gar in der Pflicht, das zu tun, was über 17 Jahre lang auf der Tagesordnung stand? Nämlich: Erziehen, gute Ratschläge geben, den Nachhilfelehrer mimen. Beziehungsweise in diesem Fall den Fahrlehrer spielen.
Manch ein guter Tipp kommt dabei sicherlich auch tatsächlich gut an.
Im Großen und Ganzen wird es der Nachwuchs jedoch danken, wenn Eltern Folgendes NICHT tun!
1. Panik verbreiten
„Bremsen!“, rutscht es einem womöglich ungewollt heraus, wenn die Stoßstange vor einem immer näher kommt. Ja, es ist komisch, kein Bremspedal mehr unter den Füßen zu haben. Wenn der Abstand zum Auto vor einem an der Ampel sich schnell verringert und man keinen Einfluss aufs Bremsmanöver hat. Doch darf man sich sehr sicher sein: Der Nachwuchs kann (nachgewiesen im Zuge des Führerscheinerwerbs!) gut sehen. Und Bremsen hat er gelernt. Bei solchen Routinehandlungen im Straßenverkehr sollte man ihn daher so weit wie möglich einfach mal machen lassen. Und sich in Gelassenheit üben – auch wenn das Bremsen noch etwas ruckartig vonstatten geht.
2. Das Auto zum Heiligtum erklären
Ein „Vorsicht!“ hier, ein „Achtung!“ da. Und „nur“, weil man fürchtet, der Lack könnte beim Einparken Schaden nehmen? Oft ist auch diese Sorge unbegründet. Einerseits unterstützen schließlich viele moderne Fahrzeuge ihre Fahrer dank unüberhörbarer Piepserei dabei, Abstände einzuhalten. Zum anderen sollte man generell Ruhe bewahren, auch wenn man sein Fahrzeug noch so sehr liebt.
Unterm Strich sind die meisten Auto eben doch „nur“ Autos. Und als solche Gebrauchsgegenstände, an denen es durchaus auch mal Gebrauchsspuren geben darf. Verunsichern Sie Ihr Kind daher nicht mit Horrorszenarien über Lackschäden, Beulen und Werkstattrechnungen. Das macht nur unnötig nervös und verhindert sicherlich in den seltensten Fällen, dass etwas passiert!
3. Alles besser wissen
Wer zig Jahre womöglich täglich hinterm Steuer gesessen hat, der hat Routine. Und zwar natürlich eine, gegen die der Jugendliche nach seinen Fahrstunden nicht anstinken kann. Aber ständig darauf pochen? Besser nicht, sofern nicht echte Fahrfehler drohen. Schaltet Ihr Kind jedoch „nur“ früher oder später zwischen den Gängen als Sie, sind das kleine „Schönheitsfehler“. Jedes Auto ist eben anders und Ihr Kind macht es sicherlich genauso, wie es das in der Fahrschule gelernt hat. Grundlegend falsch ist es daher vermutlich nicht. Sondern eher eine „Feinheit“, an der man im Laufe der Zeit ein wenig feilen kann. Jedoch nicht unbedingt bei den ersten Touren, bei denen noch so vieles neu und ungewohnt und anstrengend ist!
4. Dem Kind in den Rücken fallen
„Gib‘ Gas, es ist Grün!“. Und dennoch geht es manchmal nicht so schnell los, wie man es gerne hätte. Vielleicht war der Gang nicht richtig drin, womöglich würgt der Teenager den Motor gar ab. Halten Sie in diesem Fall zu Ihrem Kind und solidarisieren Sie sich nicht mit ungeduldigen Hupern hinter Ihnen! Stattdessen: Durchatmen, Nerven bewahren und einen weiteren Anlauf starten. Dann klappt das schon. Und sicherlich besser als mit einem aufgescheuchten „Nun mach schon, gleich ist wieder Rot!“.
Vermitteln Sie Ihrem Teenager stattdessen stets: „Nobody is perfect!“ vor. Mit anderen Worten: Auch Eltern nicht. Auch andere Verkehrsteilnehmer nicht. Selbst wenn sich manche dafür zu halten scheinen, die drängeln, dicht auffahren und die Straße zu ihren Revier erklären möchten.
Autofahren bedeutet schließlich lebenslanges Weiterlernen, weil keine noch so alltägliche Situation ist wie die andere. Egal, wie lange man bereits auf vier Rädern unterwegs ist, beziehungsweise wie viele tausend Kilometer man bereits „gesammelt“ hat. Ermutigen Sie Ihr Kind, dabei das in der Fahrschule Gelernte zu beherzigen. Auch dann, wenn ihm bald niemand mehr auf die Finger schaut. Auch wenn manches länger dauert als unbedingt nötig. Kurzum: Besser einmal mehr als zu wenig umgucken. Besser in unklaren Situationen defensiv verhalten und dazu generell vorausschauend fahren als unnötige Risiken in Kauf zu nehmen.
Das A und O im Straßenverkehr ist schließlich, immer sicher und mit einem guten Gefühl ans Ziel zu kommen. Und dazu am besten mit viel Freude am Autofahren.
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