Es ist immer wieder ein kleines Wunder – besonders für Kinder: Ein paar Samenkörner werden in die Erde gelegt, ein wenig gegossen und nach wenigen Tagen zeigen sich bereits erste grüne Spitzen, deren Wachstumsfortschritt man danach praktisch täglich beobachten kann.
Und irgendwann sind aus den kleinen Körnern stattliche Pflanzen geworden, die farbenfrohe Blüten oder sogar Essbares, sprich Gemüse, hervorbringen.
Gerade heute in Zeiten, in denen Gemüse oft aus dem Supermarkt statt aus dem eigenen Garten kommt und die meisten Kinder nur selten Gelegenheit haben, die Herkunft unserer Lebensmittel vom Bauernhof an zu verfolgen, ist es für sie spannend zu beobachten, wie so ein kleines Samenkorn zu einer „echten Pflanze“ heran wächst.
Was aber brauchen kleine Pflänzchen, um zu wachsen und zu gedeihen?
Welche Arbeitsschritte sind erforderlich, bis aus einem kleinen Korn eine „fertige“ Blume oder Gemüsepflanze geworden ist?
Und wie erkennt man, dass es einer Pflanze vielleicht an etwas fehlt, um sich optimal zu entwickeln?
Es bedarf keines großen Gartens, um Kinder all dies erfahren zu lassen! Ein kleines Pflanzgefäß, etwas Erde und ein Tütchen Gemüse-, Blumen- oder auch Kräutersamen genügen, um erste gärtnerische Erfahrung zu sammeln!
Damit es gelingt, im Folgenden einige Tipps für kleine Hobbygärtner:
Die richtige Saatzeit wählen
Für viele Sommerblüher wie auch für wärmeliebendes Gemüse ist der März oder April eine gute Zeit, um mit der Vorkultur zu beginnen.
Auf jedem Samentütchen sollten sich entsprechende Hinweise finden lassen, wann der richtige Zeitpunkt zum Säen drinnen im Warmen auf der Fensterbank oder später auch draußen zur Aussaat im Kasten oder Freiland gekommen ist.
Im Zweifelsfall lieber etwas später als zu früh mit der Aussaat beginnen, denn irgendwann, wenn sie größer sind, müssen die Pflanzen nach draußen! Und wenn es dann noch zu kalt ist, war vielleicht alle Mühe umsonst und die liebevoll gehegten und gepflegten Pflanzen erleiden Frostschäden in eisigen Nächten.
Kräuter, Gemüse, bunte Blumen?
Die Auswahl ist groß und jedes Kind findet im Handel bei den Sämereien sicherlich etwas, das ihm besonders gut gefällt: vielleicht sollen es lang blühende Blumen in Wunschfarbe fürs Beet sein, Schnittblumen oder Sommerblumen, bei denen die Blüten sogar später essbar sind?
Oder vielleicht lieber Gemüse? Paprika, Tomaten oder Zucchini gehören zu den Gemüsesorten, die vorkultiviert werden, bevor sie etwa Ende Mai nach draußen „umziehen“.
Den späteren Standort berücksichtigen
Schade ist es, wenn kleine Pflänzchen liebevoll heran gezogen wurden, später im Freien aber darben, weil sie mit den dort vorgefundenen Standortbedingungen nicht zurecht kommen.
Wie groß die Pflanze wird, welche Ansprüche an den Boden sie stellt, ob sie sich in praller Sonne oder eher an einem halbschattigen Plätzchen wohl fühlt – all das verrät in der Regel die Samentüte.
Das „Handwerkszeug“
Was kleine Gärtner benötigen:
Zunächst einmal geeignete Pflanzgefäße. Dies kann im Grunde alles sein. Neben gerade nicht benötigten Blumentöpfen oder Pflanzschalen beispielsweise auch leere Kunststoffverpackungen von Speiseeis, Joghurtbecher, eine ausrangierte Auflaufform oder eine flache Kunststoffwanne, in der einmal Wandfarbe war.
Wichtig ist, dass die Gefäße ganz gründlich gespült sind, dass sich keine Staunässe in ihnen bilden kann und dass sie einen Rand haben, der oben eine (ziemlich) luftdichte Abdeckung erlaubt.
Für große Samen, die einzeln in die Erde gelegt werden, eignen sich auch Eierkartons ganz wunderbar. Werden sie in ihre einzelnen Segmente geteilt, können sie zusammen mit Erde und Sämling später gleich ins Beet gesetzt werden (den Boden vorsichtig aufbrechen, damit die Wurzeln sich ausbreiten können), da Eierkartons in der Regel kompostierbar sind.
Wichtig für das sichere Gedeihen ist gute Erde. Spezielle Anzuchterde ist zwar etwas teurer als „einfache“ Blumenerde, bietet dafür aber auch optimale Bedingungen für winzig kleine Pflänzchen.
Sie ist aufgrund ihrer speziellen Zusammensetzung feinkörnig und locker, so dass Wurzeln Luft und Feuchtigkeit bekommen, aber nicht unter Staunässe leiden müssen, und bietet zudem das optimale Maß (vor allem kein Zuviel) an Nährstoffen.
Samen natürlich! Neben den oben bereits erwähnten Überlegungen (Blütezeit, Standortbedingungen, Pflanzenart) ist es für Kinder wesentlich einfacher, mit einzelnen, großen Saatkörnern zu hantieren als mit sehr feinem Saatgut, das sich schwer verteilen lässt und anfangs so zarte Pflänzchen hervorbringt, dass schon unvorsichtiges Gießen von oben das Ende der kleinen Sämlinge bedeuten kann.
Durch die Samentütchen hindurch kann man meist gut spüren, wie die Struktur der Samenkörner ist.
Ideal zum Aussäen für Kinder sind beispielsweise Ringelblumen, Sonnenblumen, Kapuzinerkresse, die Schwarzäugige Susanne, Prunkwinde und auch Zucchini.
Damit sich schnell Erfolge einstellen und das erste Grün bestaunt werden kann, ist ein gutes Klima wichtig.
„Warm“ (rund 20°C), „Feucht“ und „Hell“ sind die drei Bedingungen, die Samen schnell keimen und Sämlinge gut gedeihen lassen.
Ideal ist ein Platz in Fensternähe, jedoch ohne direkte Sonneneinstrahlung.
Um ein regelmäßiges Feuchtbleiben des Saatguts zu garantieren, werden die Pflanzgefäße lichtdurchlässig abgedeckt, entweder mit einer Glasscheibe (vielleicht gibt es irgendwo noch einen alten Bilderrahmen, dessen Scheibe eine Pflanzschale bedecken kann) oder mit gespannter (bei runden Pflanzgefäßen mit einem Gummiband befestigt) haushaltsüblicher Klarsichtfolie oder mit einer transparenten Plastikschüssel.
Das Säen erfolgt wie in der Anleitung auf der Tüte des Saatguts beschrieben. Lichtkeimer kommen auf die Erde, alle anderen werden in vorher gezogene Rillen oder Löcher versenkt und wieder mit Erde bedeckt. Große Samenkörner dürfen dabei ruhig einen Zentimeter unter der Oberfläche liegen, sehr feines Saatgut sollte nur eben bedeckt sein.
Nun heißt es „Abwarten!“. Am Kondenswasser an Folie oder Glas kann man erkennen, ob das Saatgut allzeit feucht genug ist.
Unter guten Bedingungen werden Mühe und Geduld oft sehr rasch belohnt – vielleicht sogar früher als auf dem Samentütchen angegeben ist!
Solange die Pflänzchen nicht von unten an die Abdeckung stoßen, können sie in aller Ruhe und geschützt in ihrem kleinen „Treibhaus“ gedeihen.
Wenn gegossen werden muss, dies am besten vorsichtig mit einer Blumenspritze erledigen oder mit wenig „Schwung“ und nicht von oben direkt auf die Sämlinge. Das Pflanzgefäß lieber ein wenig schief halten und neben die Pflänzchen gießen.
Ab und zu kann es auch erforderlich sein, die Pflanzgefäße zu drehen, da die kleinen Pflänzchen sich sehr stark in Lichtrichtung orientieren. Wenn man das Aufzuchtgefäß gedreht hat, ist es sehr spannend zu beobachten, wie sich die Sämlinge binnen kürzester Zeit schon wieder nach dem Lichteinfall ausrichten!
Oft geht es schneller als erhofft! Schon 5 Tage nach der Aussaat sind die Ringelblumen kräftig gewachsen. Mittagsblumen (im Kreis vorne) und Steinkraut (Kreis oben) wirken dagegen noch sehr zerbrechlich.
Später müssen dicht stehende Sämlinge eventuell noch auseinander gesetzt („pikiert“) werden, bevor sie schließlich – viele erst dann, wenn keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind! – im Freien weiter gedeihen dürfen.
Links zum Thema hier im Blog:
„Frühling mit Kindern – kleine Gärtner fleißig am Werk“
„Für ein kleines Meer von Sommerblumen – jetzt selber säen oder einen Blumengruß im handlichen Format verschenken“
„Ein kleiner Versuch mit Pflanzen: ein Kresse-Experiment“
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