Roman-Heldinnen gibt es viele und immer mal wieder kommen neue hinzu, die die Herzen – vor allem junger Leserinnen – gewinnen.
Zwei der „Urgesteine“ unter ihnen sind bereits ein wenig in die Jahre gekommen, erfreuen sich aber nichtsdestotrotz nach wie vor großer Beliebtheit: die Kinderbuchzwillinge „Hanni und Nanni“, deren Abenteuer in den 1960er Jahren von der englischen Kinderbuchautorin Enid Blyton geschrieben wurden.
Die abc-mama hat nach langer Zeit mal wieder den ersten Teil aus dem Regal geholt, den Staub herunter gepustet und sich ein sehr nostalgisches Leseabenteuer gegönnt.
Und dabei festgestellt: für manche Geschichte ist man nie zu alt und manche Geschichte gewinnt mit zunehmendem Alter immer mehr an Charme!
Zum Inhalt des ersten Bandes von „Hanni und Nanni“:
Die Zwillinge Hanna und Marianne – kurz: Hanni und Nanni – sind wenig begeistert, als sie erfahren, welche Schule die Eltern für sie ausgewählt haben: Nicht das als Nobelinternat geltende „Ringmeer“ etwa, in dem es sich fast wie so gut wie in einem Hotel leben lassen soll. Das eher bodenständige und bescheidene Internat „Lindenhof“ ist erste Wahl und das Entsetzen der beiden Schwestern entsprechend groß. Nicht länger als nötig und freiwillig schon gar nicht wollen sie in diesem Gemäuer bleiben!
Es kommt jedoch, wie es kommen muss: Alles stellt sich als halb so schlimm heraus, Freundschaften entstehen und am Ende des Schuljahres ist den Zwillingen sonnenklar, dass es nur eine Schule geben kann, die sie künftig besuchen möchten… .
Fast 50 Jahre ist er her, dass die ersten kleine Leserinnen sich an den Abenteuern von „Hanni und Nanni“ erfreuen konnten.
Vielleicht ganz schön wild, vorlaut, hier und da ausgesprochen frech mögen die Zwillinge damals auf ihre Leserschaft gewirkt haben?
Aus heutiger Sicht wirken die Streiche von Hanni und Nanni dagegen fast schon zu brav und das ganze Buch strahlt überhaupt eine wunderbare, wohlige Ruhe aus.
Eine wunderbare Idylle findet man vor, eine kleine abgeschiedene heile Welt. Am liebsten möchte man es sich zum Lesen in einem hohen Polstersessel bequem machen, wie man sich ihn in der beschriebenen englischen Umgebung perfekt zwischen dicken Mauern und schweren Vorhängen vorstellen kann.
Die Ruhe und Gelassenheit, mit der man die Geschichten liest, rührt sicherlich auch daher, dass sich beim Lesen schnell das sichere Gefühl einstellt „Alles wird gut“.
Verschiedene Charaktere mit unterschiedlichem Hintergrund treffen in „Lindenhof“ zusammen, aber nach und nach findet jeder seinen Platz in der Gemeinschaft, jedes Problem wird angegangen und gelöst, Zusammenhalt und Freundschaft werden groß geschrieben und am Ende der ersten „Hanni und Nanni“-Geschichte reist ein jeder Lindenhof-Bewohner mit weniger Last auf den Schultern in die Ferien ab.
Wo Strenge erwartet wird, tritt Herzlichkeit zutage, schulische Disziplin hindert die Mädchen nicht daran, ein Abenteuer nach dem nächsten zu erleben und selbst, wenn es mal brenzlig wird, gibt es stets ein glückliches Ende.
Die Handlung zieht sich chronologisch durch das Schuljahr, die Sprache ist einfach und hier und da wunderbar „altbacken“.
Für Kinder eine tolle Gelegenheit, ihren Wortschatz um die ein oder andere Redewendung und nur noch wenig gebräuchliche Begriffe zu erweitern, denn wo wird heute noch „gefoppt“, welches Mädchen sagt „hochmütig“ statt eingebildet, bezeichnet die beste Freundin als „Pfundskerl“ und kann sich etwas unter einer „Mamsell“ oder „Hausmutter“ vorstellen?
Auf freundliche Art wird vermittelt, wie wichtig und zeitlos bestimmte Tugenden im täglichen Miteinander sind: Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Anteilnahme werden ebenso groß geschrieben wie der wichtige Grundsatz, dass niemand etwas für seine Herkunft kann, und eine Chance verdient hat.
Ein wenig hoch ist der moralische Zeigefinger manchmal, was sicherlich der Zeit geschuldet ist, in der die Bücher geschrieben wurden.
Man schließt das Buch mit einem guten Gefühl: die kleine Welt um einen herum kann in Ordnung sein, wenn jeder das Seine dazu tut.
„Hanni und Nanni“ gehört zweifelsohne zu den Klassikern, die jedes Mädchen einmal gelesen haben sollte.
Genau das richtige, um nach einem langen Tag mit Schule, Hausaufgaben und Hobbys die stressige Welt mal auszusperren und sich vor dem Einschlafen ein wenig an einen anderen Ort und in eine andere Zeit zu träumen!
Die Abenteuer von „Hanni und Nanni“ sind erhältlich als Einzelbände als Schneiderbuch/Egmonts Verlagsgesellschaften. Band 1 trägt den Titel „Hanni und Nanni sind immer dagegen“ und kostet 7,90 €, ISBN 978-3505121777.
Wer es nicht bei einem Band belassen möchte, findet die ersten drei Bände im Buchhandel auch als Sammelband unter dem Titel „Hanni und Nanni – Sammelband 1″ zum Preis von 12,80 €, ebenfalls als Schneiderbuch unter der ISBN 978-3505120459.
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