Sie sind gleich alt, aus demselben Bauch „geschlüpft“ und dennoch vielleicht nicht nur äußerlich, sondern auch charakterlich so verschieden, dass man manchmal kaum glauben mag, dass es sich überhaupt um Geschwister handelt: Zwillinge sind sich oft ganz nah – und das ist wunderschön!
Doch wo sie stets Zeit und Raum miteinander teilen, ist auch viel Platz für Rivalität. Raum beim Buhlen um die Gunst der Eltern und weiterer Geschwister. Und – altersgemäß mal mehr und mal weniger – Eifersucht!
Oft ist es für Eltern kein Leichtes, jede solcher Situationen im Alltag gelassen zu meistern:
Sich nicht auf Vergleiche einlassen
Zwillingsdasein bedeutet für die Kinder unendlichen Spielraum für ständige Vergleiche untereinander.
Wer bekommt die schickeren Schuhe? Wer das größere Geschenkpaket zu Weihnachten?
Welches Kind hat häufiger ein Freundebuch zum Reinschreibenß Welches wird öfter zu Kindergeburtstagen eingeladen?
Wer liest mehr Bücher, rennt schneller, springt weiter, ist morgens schneller angezogen?
Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Mehr oder weniger „Angeberei“ gehört einfach zur Kindheit dazu und drückt häufig schlichtweg den Wunsch nach Bestätigung und Anerkennung aus.
Aber ganz ehrlich: Es kann aber auch gewaltig nerven, wenn ein Kind ständig seine Heldentaten und Stärken betont! Und diese obendrei noch zu Ungunsten seines Zwillings auslegen möchte!
Gelassenheit heißt das Zauberwort und gegebenenfalls ein wenig Relativieren, wenn die Prahlerei weit über die Realität hinaus schießt. Sind Deutschtest oder Mathearbeit beim dem einen deutlich besser ausgefallen? Dann darf man dieser Stelle ruhig an Ergebnisse erinnern, bei denen es sicherlich einmal umgekehrt war.
Ansonsten kann man sich als Eltern getrost weitgehend aus Streitigkeiten dieser Art heraushalten.
Schließlich kennen sich Zwillinge untereinander länger und besser als jeder andere „Außenstehende“. Und als ebenbürtige Geschwisterkinder werden sie sich ihrer Haut in der Regel sehr gut allein zu wehren wissen.
Da lassen sich auch – trotz allem natürlich geliebte – „Sprücheklopfer“ und „Zicken“ an der Seite mit mehr oder weniger Gleichmut ertragen.
Stärken erkennen und fördern
Wo sich schlecht vergleichen lässt, ist Rivalität selten ein Thema.
Daher ist es in jedem Fall sinnvoll, unterschiedliche Interessen fördern. Denn auch wenn beide von derselben Mama und demselben Papa abstammen:
Der eine ist eventuell die sportlichere Natur, dem anderen liegt vielleicht Musik im Blut?
Auch wenn es mit mehr Aufwand verbunden ist, den einen zum Instrumentalunterricht, den anderen zur Sporthalle zu bringen. Gönnen Sie jedem Kind – wenn möglich – sein Wunschhobby, wie es bei unterschiedlich alten Geschwistern vermutlich auch der Fall wäre.
Immer zusammen oder auch mal getrennt?
Schon vor Eintritt in den Kindergarten sind Zank und Konkurrenz Dauer-Themen? Dann kann mit dem Start ins KiTa-Leben Entspannung schaffen!
Kindern kann es sehr gut tun, in unterschiedlichen Gruppen, später in verschiedenen Grundschulklassen eigene Freundeskreise aufzubauen, unterschiedliche Bezugspersonen zu haben, nicht stets nur als Teil eines „Doppelpacks“ wahrgenommen zu werden und bei aller Nähe daheim ein wenig Distanz untereinander außerhalb der eigenen vier Wände zu schaffen.
Praktisch bedeutet dies für die Familie natürlich mehr Elternabende, mehr außerschulische Veranstaltungen, wahrscheinlich mehr Einladungen zu Kindergeburtstagen. Und andererseits weniger gemeinsame Verabredungen der Kinder.
Aspekte, die auch wichtig sind und die man nicht vernachlässigen sollten!
Beim Anmeldegespräch in der KiTa oder der Grundschule werden Eltern im Bedarfsfall sicherlich wertvolle Hilfestellung bei der Entscheidung der Frage bekommen „Zusammen oder getrennt?“.
Was man nicht beeinflussen kann…
Als Zwillingseltern ist man stets bemüht, beide Kinder gleich – im Sinne von gerecht – zu behandeln. Und wünscht sich, dass das auch von außerhalb so geschieht!
Klar, dass eine Lehrerin nicht beiden Zwillingen aus Gründen der Gleichbehandlung ein „Gut“ fürs Diktat geben kann!
Aber es kann (und wird früher oder später) vorkommen, dass ein anderes Kind den einen Zwilling zum Geburtstag einlädt und den anderen nicht.
Als Eltern spürt man in solchen Fällen vielleicht automatisch den Drang, das leer ausgegangene Kind trösten zu wollen. Ihm einen Ausgleich, eine Wiedergutmachung verschaffen zu wollen.
De facto werden solche Situationen aber mit zunehmendem Alter immer häufiger eintreten. Sie lassen sich eben nicht vermeiden. Und daher sollte man schon früh möglichst gelassen nehmen.
Vielleicht ist das Kind wirklich traurig und sehr enttäuscht?
Vielleicht hat man aber auch als Mutter oder Vater ein größeres Problem damit als das nicht eingeladene Kind selbst? Weil dies das Geburtstagskind eh nicht sonderlich mag. Oder ohnehin wenig Lust verspürte auf den geplanten Motto-Kindergeburtstag?
Wie so oft gilt auch dann: Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Kind, denn solche unausgesprochenen Gefühle und (eventuellen) Missverständnisse können das Familienleben unnötig belasten.