Windeln sind teuer!
Wie angenehm wäre es doch, wenn man sein Geld anstatt in viele Windelpakete endlich wieder in die schönen Dinge des Lebens investieren könnte?
Wickeln ist lästig!
Nicht am Anfang natürlich. Aber irgendwann, wenn das Kleinkind bereits ein stattliches Gewicht erreicht hat, wird man sich als Eltern wünschen, dass die Windelphase in nicht allzu ferner Zukunft ein Ende findet.
Wie schön wird sich bei solchen Gedanken die Zeit ausgemalt, in der der Nachwuchs erst einmal windelfrei sein wird: Keine für alle Fälle bestückte Wickeltasche muss mehr ständig mit! Mit dem Kind kann einfach eine Toilette beim Stadtbummel angesteuert werden, anstatt dass auf einen annehmbaren Wickelplatz gehofft werden muss. Und endlich wird man nicht mehr täglich beim Wickeln den unangenehmen „Düften“ dessen ausgesetzt sein, das dann auf direktem Weg in der Kanalisation verschwindet.
Die Ernüchterung kann jedoch auf dem Fuße folgen, wenn es soweit ist, dass erste Töpfchen- oder Toilettenversuche unternommen werden. Denn aller Anfang ist schwer und bis das Kind zuverlässig trocken ist und stets rechtzeitig melden kann, dass ein WC aufgesucht werden muss, droht einem als Mama oder Papa manch unliebsame Überraschung und hektische Situation.
Wie Eltern diese Phase entspannt meistern? Vielleicht mit folgenden Tipps:
Keine Eile bitte!
Trotz gutgemeinter Ratschläge anderer, das Trockenwerden des eigenen Kindes doch langsam einmal anzustreben, sollten Sie sich niemals drängen lassen. Nehmen Sie Erzählungen von Omas und Uromas, dass ihre Kinder früher ja bereits mit einem Jahr (allerspätestens!) trocken und sauber waren, gelassen zur Kenntnis. Abgesehen davon, dass früher in Sachen Kindererziehung nicht alles besser war, mag die Erinnerung auch einiges verklären.
Lassen Sie sich ebenso nicht aus der Ruhe bringen von Erfolgsmeldungen anderer Eltern mit etwa gleichaltrigen Kindern. Kinder sind eben verschieden. Und ob bei anderen Familien wirklich alles so wunderbar klappt wie es blumig auf dem Spielplatz geschildert wird, sei dahin gestellt.
Denn: Wenn es schlichtweg noch zu früh ist für Toilette und Töpfchen – und das ist es für Kinder üblicherweise vor dem dritten Lebensjahr -, wird das Ganze mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer langwierigen, nervenaufreibenden Aktion werden, die wenig Erfolg verspricht, dafür umso mehr Kummer und Stress mit sich bringen wird.
Warten Sie statt dessen gelassen ab und achten Sie auf entsprechende Signale Ihres Kindes
In vielen Fällen stellt sich das Interesse an der „Windellosigkeit“ von ganz alleine ein, vor allem, wenn das Kind viel Umgang mit Gleichaltrigen – beispielsweise in der Kita – oder Geschwister hat, die nicht viel älter sind. Kinder untereinander handhaben dieses Thema in der Regel unkompliziert und unbedarft und so wird manch Zweijähriger von ganz alleine auf die Idee kommen, dass es auch ohne Windel gehen könnte, wenn sein Freund doch auch bereits die Toilette benutzt. Voraussetzung für gutes Gelingen ist und bleibt jedoch, dass das Kind die Signale seines Körpers sicher deuten und entsprechend reagieren kann. Und dies kann auch erst um den dritten Geburtstag herum der Fall sein.
Ein „Malheur“ ist passiert? Kein Thema!
Manchmal ist es in der Tat anstrengend, meist erfüllt es einen als Eltern jedoch mit Freude und Stolz zu sehen, dass das eigene Kind zu einer kleinen, charakterstarken Persönlichkeit heran wächst, die für sich allein entscheiden möchte, „wo es langgeht“. „Alleine machen!“, bekommen Mama und Papa dann oft zu hören – und sollten diesen Wunsch so weit wie möglich unterstützen.
Dabei kann es mit dem Trockenwerden nicht anders sein als mit vielem, das Kinder zu begeistern vermag.
Anfangs sind Motivation und der Reiz des Neuen groß und natürlich der Ehrgeiz, sich selbst und den Eltern zu zeigen: „Ich brauche doch keine Windel mehr!“ Wenn das Spielen im Sandkasten aber gerade so viel Spaß macht, die Kindersendung aber doch sooo spannend ist, können sich Prioritäten schnell wieder verschieben. Und anstatt das Förmchen liegen zu lassen oder eine Minute auf dem Bildschirm zu verpassen, wird eben auf den Gang zur Toilette verzichtet. Auch kann es sein, dass im Supermarkt oder in der Fußgängerzone die Ansage „Ich muss mal dringend!“ zu spät kommt und die Hose nass wird.
Das kann passieren, das wird aller Wahrscheinlichkeit nach passieren und sollte dann kein Beinbruch sein. Anstatt die Angelegenheit mit vielen Worten zu thematisieren, demonstrieren Sie Gelassenheit und behandeln Sie kleine Rückschläge als das, was sie sind: Das normalste der Welt, wenn Kinder größer werden. Wechselsachen an – und alles ist wieder in Ordnung! Belohnungen bei „Erfolg“, enttäuschte Elterngesichter, gar Strafen oder Schimpfen bei „Misserfolg“ sind hingegen fehl am Platz und verleihen diesem natürlichen Prozess ein unangemessen großes Gewicht.
So unterstützen Sie Ihr Kind außerdem beim Trockenwerden:
1. Schaffen Sie im Badezimmer optimale Bedingungen für Ihr Kind.
Möchten Sie auf ein Töpfchen verzichten, statten Sie die Toilette mit einem WC-Sitz aus, der perfekt auf die Bedürfnisse von Kindern zugeschnitten ist, der ihnen sicheren Halt bietet, ihnen so eine entspannte Sitzhaltung ermöglicht und idealerweise die Herzen der Kleinen dazu mit einem fröhlichen Design erfreut. Stellen Sie einen rutschfesten Tritthocker als „Aufstiegshilfe“ bereit und platzieren Sie Toilettenpapier so, dass das Kind es gut erreichen kann. Wo mehrere Kinder im Haushalt leben und der Platz ein Badezimmer eigens für die Kinder erlaubt, lohnt sich vielleicht gar die Installation eines speziellen Kinder-WCs?
2. Sorgen Sie für eine ruhige Atmosphäre.
Stress und Trubel sind nicht förderlich für gutes Gelingen bei ersten Toiletten-Versuchen. Ältere Geschwister haben daher geschlossene Türen zu respektieren und nicht ins Badezimmer zu stürmen, wenn die Toilette gerade besetzt ist. Und natürlich sollten auch Eltern nicht minütlich „Erfolgsberichte“ fordern und sich nach Fortschritten erkundigen. Anfangs können Kinder eine ganze Weile im Bad ausharren, was man ihnen mit gutem Gefühl zugestehen kann und sollte, sofern das Bad kindersicher ausgestattet ist. Damit Ihr Kind sich nicht einschließen kann, Gäste gleichzeitig nicht auf eine abschließbare Toilettentür verzichten müssen: Drehriegel, die im Notfall die Badezimmertür auch von außen öffnen lassen, sind eine sinnvolle Investition im Haushalt mit Kindern für viele Jahre.
3. Fühlt Ihr Kind sich noch ein wenig unsicher ohne Windel, möchte aber keine klassische „Babywindel“ mehr tragen, kaufen Sie ihm Windeln, die wie Unterwäsche geschnitten sind und so auch beim Toilettengang aus- und wieder angezogen werden können.
4. Kinder sind nicht unbedingt auch gleich nachts trocken, wenn sie tagsüber keine Windel mehr benötigen. Lassen Sie die Windel nachts erst dann weg, wenn sie morgens über einen längeren Zeitraum stets trocken geblieben ist. Um dem Kind einen guten Schlaf zu ermöglichen, kann es hilfreich sein, Getränke anders als gewohnt über den Tag zu verteilen, wenn das Kind vor allem vor dem Schlafengehen üblicherweise noch viel Durst hat. Stellen Sie tagsüber immer eine Wasserflasche gut sichtbar und erreichbar bereit, wenn das Kind beim nachmittäglichen Spielen dazu neigt, das Trinken schlichtweg zu vergessen.
5. Setzen Sie auf praktische Kleidung.
Gürtelschnallen können wertvolle Sekunden kosten, wenn die Blase voll ist. Jedes Kleidungsstück sollte ohne viele Handgriffe den Toilettengang im Nu ermöglichen und dabei nicht aus Versehen nass werden können.
6. Ihr Kind findet das Toiletten-Thema ungemein spannend und unerschöpflich? Viele altersgerechte Bücher bringen es dankenswerterweise fröhlich-bunt bebildert zur Sprache, wenn einem als Eltern die richtigen Worte fehlen.
7. Das „Projekt Trockenwerden“ darf keine „Einbahnstraße“ sein.
Wenn Sie merken, dass es Ihrem Kind (noch) argen Stress bereitet, im Kindergartenalltag oder auch daheim beim Spielen an den rechtzeitigen Toilettengang zu denken, wenn es sich überfordert fühlt oder ihm jedes Missgeschick Kummer bereitet, sollte es nicht zur Niederlage erklärt werden, wenn das Kind für einige Wochen oder Monate wieder eine Windel trägt. Schon nach kurzer Zeit kann der nächste Versuch viel erfolgreicher und entspannter verlaufen!
8. Üben Sie sich in Gelassenheit und bewahren Sie sich Ihren Humor trotz kleiner Momente des Frusts und größerer Wäscheberge. Anderen Eltern geht es nicht anders! Ein tröstlicher Gedanke.
Bildquelle: © fotolia/ Federico Rostagno