Einen persönlichen Brief am Computer schreiben? Kann man machen. Schöner ist es aber allemal, zu einem Stift zu greifen und liebevoll in Handarbeit jeden Buchstaben zu Papier zu bringen.
Schließlich geht es beim privaten Brief meist nicht nur darum, sachliche Informationen mitzuteilen. Ein solch handschriftlich verfasstes Schriftstück an einen lieben Menschen soll diesen vielmehr erfreuen, vielleicht überraschen. Er kann später zum sorgsam aufbewahrten Erinnerungsstück werden und als solches mehr als einmal ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Idealerweise, weil die Worte nicht nur schön gewählt, sondern auch hübsch auf dem Papier anzusehen sind. Und nicht, weil der Empfänger immer wieder mühevoll Wort für Wort entziffern muss. Und dieses langwierige Unterfangen am Rande der Verzweiflung nur mit einem gütigen Lächeln ertragen kann… .
Am vergangenen Freitag haben wir uns dem Thema „Kinder und deren (zu wünschen übrig lassende) Handschrift“ gewidmet. Mit dem Fazit, dass es natürlich immer gut ist, an seiner schönen Schrift zu arbeiten. Und dass eine solche praktisch in jedem Lebensalter ein stetes Training erfordert. Für Kinder ist das Schreiben in der Schule und bei den Hausaufgaben dazu natürlich ein gute Basis. Und jedes geschriebene Wort darüber hinaus eine wunderbare ergänzende Übung. Eine, die überdies – gewissenhaft betrieben – nicht nur der Handschrift, sondern auch der sattelfesten Rechtschreibung zugute kommt.
Doch was soll das Kind schreiben? „Einfach so“ im Alltag? Und dazu möchten wir heute vorschlagen: Einen Brief! Denn es braucht wahrlich nicht immer einen Anlass, um jemandem einige selbstverfasste Zeilen zu senden. Und garantiert gibt es jemanden im Freundes- oder Familienkreis, der sich über einen solchen sehr freut. Auch und besonders jenseits von Geburtstagen und Weihnachtsfesten, wenn man mit persönlicher Überraschungspost im Kasten am wenigsten rechnet.
Wer das sein kann? Zum Beispiel…
… Omas und Opas!
Egal, ob diese ihr Enkelkind selten oder häufig sehen. Ob sie weit weg oder nur ein paar Straßen entfernt wohnen. Über einen Brief freuen sie sich bestimmt immer!
Was das Kind diesen schreiben kann? Was ihm gerade in den Sinn kommt! Ein witziges Erlebnis aus dem Schulalltag, einen packenden Bericht des letzten Fußballmatchs. Oder einfach den neuesten Witz, den es so lustig fand. Die buntesten Geschichten sind schließlich die, die das Leben schreibt! Und nichts ist im Grunde interessanter als der ganz normale Alltag mit all seinen kleinen Höhen, Tiefen und Überraschungen.
… „alte“ Freunde!
Der Job der Eltern bestimmt häufig den Wohnort der Familie. Und so ist es für viele Kinder heutzutage fast schon normal, dass gute Freunde wegziehen müssen. Und dass dafür neue Gesichter von anderswo in die Kindergartengruppe oder Schulklasse kommen.
Je jünger die Kinder, desto schneller sind Begleiter aus frühen Lebenstagen naturgemäß „aus den Augen, aus dem Sinn“. Was in manchen Fällen sehr, sehr schade ist! Schließlich entstehen Freundschaften häufig auch zwischen Eltern. Und so möchte man am Lebensweg einer liebgewonnenen Familie doch auch aus der Ferne weiterhin gern teilhaben.
Natürlich bieten sich heutzutage alle möglichen digitalen Wege zum In-Kontakt-bleiben an. Schön ist für etwas größere Kinder aber auch eine klassische Brieffreundschaft, um einander auf dem Laufenden zu halten. Neuigkeiten gibt es schließlich immer genug, um theoretisch seitenweise Briefe damit füllen zu können.
… man selbst!
Klingt erst mal komisch? Ja! Es ist aber eine durchaus reizvolle Sache, regelmäßig mal an sein „zukünftiges Ich“ zu schreiben. Je nach Alter können Kinder Antworten auf Fragen zu Papier bringen wie: Wie geht es mir heute? Was habe ich heute erlebt? Was ist mir gerade das Wichtigste und Schönste im Leben? Wie läuft es in der Schule? Welche Pläne, welche Träume für die nahe und ferne Zukunft habe ich aktuell? Und wie stelle ich mir mein Leben in 3, 5 oder 10 Jahren vor?
Wie es sich für einen fertigen Brief gehört, kommt dieser natürlich in einen Umschlag. Danach beschriftet man ihn mit dem Datum, an dem man ihn wieder öffnen möchte. Und dann kommen die Eltern ins Spiel. Sie sorgen idealerweise dafür, dass der Brief dem Kind danach nicht ständig in die Hände fällt. Aber dass er gleichsam auch sicher nicht in Vergessenheit gerät, bis der Tag der feierlichen Öffnung gekommen ist.
… Geschwister und Eltern!
An sich selbst zu schreiben findet das Kind jedoch „komisch“? Dann kann es einen solchen Brief natürlich auch an seine Geschwister oder seine Eltern schreiben. Und muss selbstredend dabei keine hochtrabende, inhaltsschwere Literatur verfassen. Interessant wird vielmehr in einigen Jahren zu lesen sein: Wie war das Wetter heute? Was hat man heute zusammen erlebt und gespielt? Was gab es zum Mittagessen? Welche – mehr oder weniger – schönen Ereignisse prägten sonst diesen Tag? Schwester oder Bruder, Mama oder Papa finden es garantiert spannend, viele Jahre später einen Brief „von deinem Bruder/deiner Schwester oder deiner Tochter/deinem Sohn aus der Vergangenheit“ zu lesen.
Wer solange nicht warten möchte, kann natürlich auch einen Brief zum sofortigen Lesen verfassen. Einfach so unter dem Motto: „Was ich an dir mag“. Oder: „Was ich heute erlebt habe“. Oder auch: „Was ich gerne mit dir in den nächsten Ferien unternehmen würde!“. Eine Überraschung ist ein solcher Brief allemal immer, wenn er am nächsten Tag im Familienbriefkasten auf seinen Empfänger wartet!
Bildquelle: © bigstock.com/ Kwarkot