Das Thema „Maskenpflicht“ beschäftigt uns nun schon eine ganze Weile. Viele Wochen sind vergangen, seit damit einhergehend ein erster regelrechter „Näh-Hype“ ausbrach. Einer, wie es ihn wohl Jahrzehnte lang nicht mehr gegeben hatte. Die Folge: Lange Schlangen vor Stoffgeschäften. Bis dato eher unbeachtete Alltagsartikel wie Gummilitze plötzlich akute Mangelware.
Die erste Nähwelle hat sich vielleicht bereits geglättet. Und da wundert es womöglich, dass unsere Anleitung heute – mit etwas bis reichlich Verspätung – daherkommt. Aber bekanntlich heißt es doch: Besser spät als nie! Und natürlich gibt es auch gute Gründe, warum dem so ist.
Grund Nummer 1
Vielerorts gilt seit Längerem die Maskenpflicht, unter anderem in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Geschäften. Aber auch beim Betreten von Restaurants und anderen Einrichtungen bleibt der Eintritt ohne Maske vorm Gesicht verwehrt. Wie lange das noch dauern wird, vermag derzeit wohl niemand vorherzusagen.
Angesichts dessen ist es doch nicht verkehrt, (mindestens!) eine Maske zu besitzen, die kein Einweg-Produkt ist! Und dennoch sieht man im öffentlichen Bild noch viele, viele Einwegmasken über Münder und Nasen. Diese sind zwar praktisch, verursachen aber auch eine Menge Abfall. Müll, der sich gefühlt zunehmend an Straßenrändern und auf anderen öffentlichen Flächen wiederfindet.
Wir freuen uns daher sehr, wenn wir den einen oder anderen jetzt noch motivieren könnten, sich eine Stoffmaske zu nähen. Oder aber sie zu nähen und zu verschenken. Denn viele Menschen besitzen keine Nähmaschine und/oder haben keinerlei Näherfahrung.
Grund Nummer 2
Eine einfache Maske („Stück Stoff mit zwei Gummibändern…“) zu nähen, das schien bei den ersten Versuchen sehr trivial. Und wirklich kompliziert ist es ja auch nicht. De facto hat die persönliche Technik mit wachsender Übung im Laufe der Zeit aber einige „Updates“ erfahren. Arbeitsschritte wurden eingespart, an anderer Stelle mehr auf sinnvolle Details und effektives Arbeiten geachtet.
Kurzum: Es dauerte eine Weile, bis das Ergebnis so gut schien, dass man es mit gutem Gewissen präsentieren wollte. Und mit ein wenig Stolz! Denn dies ist selbstredend keine Anleitung einer Profi-Schneiderin. Sondern richtet sich von einer Hobbynäherin an Hobbynäher*innen.
Grund Nummer 3
Unzählige Eltern können derzeit wohl ein Lied davon singen. Homeschooling neben Job und Haushalt. Und dazu die Kinder, die lange Zeit ohne Freunde und Hobbys daheim saßen. Da fehlte einfach oft an allen Ecken die Zeit für große Projekte. Und ein wenig Aufwand ist so eine Anleitung eben doch.
Daher mit etwas Verspätung, aber dafür mit umso mehr Herzblut und Sorgfalt hier nun unsere Nähanleitung für den Mund-Nasen-Schutz!
Noch ein paar Worte vorneweg!
Auch wenn es derweil selbstverständlich sein sollte, weisen wir dennoch auf Folgendes hin. Es handelt sich beim gezeigten Ergebnis nicht um eine Maske im medizinischen Sinne! Die Behelfs-Mund-Nasen-Maske entspricht weder gesetzlichen Vorgaben noch technischen Normen! Als sogenannte „Community-Maske“ ist sie lediglich für den privaten Gebrauch bestimmt. Sie soll dem Zweck dienen, die Reichweite von Tröpfchen beim Sprechen und Husten zu reduzieren! Und darüber hinaus daran erinnern, dass Abstand wichtig ist! Einer eigenen Ansteckung kann sie indes NICHT vorbeugen.
1.) Wie sieht die fertige Maske aus?
Das verrät das letzte Bild ganz unten Beitrag. Zumindest, was die Form angeht. Der persönlichen Auswahl und Kombination von hübsch bedruckten oder schlichten Stoffen sind natürlich keine Grenzen gesetzt!
2.) Was benötigt man zum Nähen?
Im Idealfall eine Nähmaschine! Zwar kann man die Nähte auch mit Nadel und Faden per Hand fertigen. Mit der Nähmaschine gelingt dies aber natürlich sehr viel schneller, einfacher und gleichmäßiger.
Zudem:
- ein rechteckiges Stück waschbaren Baumwollstoff, mindestens 17 x 36 Zentimeter groß
- ein zweites Stück waschbaren Baumwollstoff, ganz nach Geschmack in einem anderen Design und mindestens 10 x 15 Zentimeter groß
- 10 Stecknadeln
- eine Schere oder (besser) eine spezielle Stoffschere zum Zuschneiden des Stoffs
- zum Stoff passendes Nähgarn – und eventuell ein zweites Garn als Unterfaden für die Nähmaschine
- ein Stück (maximal 15 Zentimeter lang) stabilen, rostfreien Draht, idealerweise ~0,8 Millimeter dick. Wer dünneren Draht hat, kann auch mehrere einzelne Drähte umeinander wickeln (quasi zu einem dickeren Draht).
- Zange(n) zum Schneiden und Biegen des Drahts
- Bügelbrett und Bügeleisen
- knapp 40 Zentimeter Gummilitze, maximal 1 Zentimeter breit
- ein Lineal oder (besser) ein großes Geodreieck zum Abmessen der Stoffe
- einen Stift zum Anzeichnen der Schnittlinien, beispielsweise einen Bleistift
- eine Schere zum Abschneiden der Fäden
3.) Wie sehen die einzelnen Schritte zum Nähen der „Community-Maske“ aus?
a.) Den Stoff bügeln
Man mag es belächeln, vor allem, wenn man Stoffe mit geometrischen Mustern hat, die einem das Zurechtschneiden leicht machen. Dennoch sollte man schon vor dem ersten Arbeitsschritt den Stoff bügeln, um später unangenehme Überraschungen zu vermeiden. Denn Stoffe können sich beim Bügeln in die Länge dehnen. Und dann passt es hinterher beim Nähen womöglich vorne und hinten nicht mehr.
Für ein akkurates Ergebnis sollte man sich daher die Mühe machen, das Bügelbrett aufzubauen und das Bügeleisen anzuheizen. Später braucht man es ohnehin, denn weitere Schritte gelingen ohne zu bügeln praktisch gar nicht!
b.) Die angegebenen Maße anzeichnen und den Stoff zuschneiden
Das größere Stück Stoff für den „Korpus“ der Maske schneidet man auf 17 x 36 Zentimeter zurecht. Wer Stoffe mit Motiven hat, möchte diese sicherlich später richtig herum vorm Gesicht tragen und nicht um 90 Grad gedreht. Daher beim Zuschneiden Folgendes beachten! Das Motiv befindet sich später aufrecht auf der Maske, wenn sich die schmalen Kanten des Stoffstücks beim Zuschnitt oben und unten befinden. Die langen Seiten des Stoffstücks laufen hingegen später parallel zum aufrechten Motiv auf der Maske.
Das kleinere Stück Stoff schneidet man in zwei längliche Stücke á 5 x 15 Zentimeter. Diese dienen später der seitlichen Einfassung des „Hauptstoffs“.
Eine Stoffschere, die eine zickzackförmige Schnittkante liefert, ist dabei von Vorteil, wenngleich auch nicht unbedingt erforderlich. Einerseits schneidet eine gute Zickzackschere spielend leicht durch den Stoff, quasi „wie durch Butter“. Andererseits sorgt sie dafür, dass geschnittene Kanten später nicht oder zumindest weniger ausfransen. Aber bei der Maske liegen die Kanten später ohnehin alle unsichtbar innen.
c.) Das große Stück Stoff für die Mitte einmal auf die Hälfte falten, wobei die Vorderseiten aufeinander liegen
Kurzum: Man sieht nach dem Zusammenfalten die linke Seite des Stoffs! Den Stoff dann nochmals bügeln und anschließend mittels Zickzackstich an der gegenüberliegenden Kante vom Knick zusammennähen.
Auf dem Bild unten ist nun neben den kleinen Stoffstreifen die Rückseite (linke Seite) des großen Stoffs zu sehen.
d.) Den Draht zurechtschneiden und „einbauen“
Damit der Draht später nicht verrutschen kann, braucht er einen „Tunnel“, in dem er sicher liegt. Um diesen zu schaffen, zieht man das soeben genähte Stück Stoff auf rechts. Danach bügelt man es erneut und näht etwa 10 Millimeter von der späteren Oberkante mit geradem Stich entlang. Der vorher entstandene Übergang beim Zusammennähen sollte dabei auf der Rückseite (spätere Innenseite der Maske) liegen.
Den Draht schneidet man mit Hilfe von geeignetem Werkzeug auf etwa 14 Zentimeter Länge zurecht. Anschließend biegt man die Enden so um, dass sie später nicht aus dem Stoff heraus stechen können.
Den Draht fädelt man vorsichtig soweit in den geschaffenen Tunnel im Stoff ein, dass er mittig liegt.
e.) Die Stoffteile zum Einfassen vorbereiten
Die beiden kleinen Stoffstücke faltet man längs von beiden Seiten auf ein Drittel ihrer Breite. Dabei liegt die rechte Stoffseite außen und ist sichtbar, während die linke Stoffseite innen „verschwindet“. Danach die dabei entstandenen Knicke mit Hilfe des Bügeleisens fixieren. (Auf dem nächsten Bild sind diese gefalteten Stoffstreifen zu sehen.)
f.) Den Stoff des Mittelteils in Falten legen und einfassen
Jetzt kommt der kniffligste und ehrlicherweise unbeliebteste Teil der Aktion. Den „Mittelstoff“ legt man – möglichst gleichmäßig – in drei Falten. Besonders bei diesem Arbeitsschritt sind symmetrische, geometrische Muster von unschlagbarem Vorteil. Beim Fixieren mit den Stecknadeln unbedingt darauf achten, den Stoff seitlich nicht zu verziehen!
Die Höhe des so entstehenden „Masken-Rohlings“ sollte ungefähr 8,5 bis 9,5 Zentimeter betragen. Die Falten fixiert man vorsichtig von der Rückseite mit dem Bügeleisen, da dies das spätere Nähen erleichtert.
Anschließend fasst man den gefalteten großen Stoff mit den auf ein Drittel gefalteten Stoffstreifen ein. Dabei liegen zwei Drittel des „Seitenstoffs“ auf dem „Mittelstoff“, so dass die Zickzackkante nicht zu sehen ist. Das letzte Drittel liegt unter dem „Mittelstoff“. Mit Hilfe von einigen Stecknadeln steckt man die Stoffstreifen an der Seite fest, sodass sie beim Nähen nicht verrutschen können.
Bevor es ans Nähen geht, unbedingt nachmessen, dass an beiden Seiten gleich viele Millimeter „Mittelstoff“ eingefasst sind! Sonst ist die Maske später schief. Das fällt zwar kaum auf und ändert nichts an ihrer Funktionalität. Aber besonders, wenn man die Maske verschenken möchte, sollte sie doch „perfekt“ sein!?
So ergibt sich folgendes Bild von der Vorderseite. (Oben befindet sich der Draht im Tunnel, der nun nicht mehr seitlich heraus rutschen kann.)
Und die Rückseite der späteren Maske sieht so aus, dass man die Zickzackkante der einfachen Stoffschicht sehen kann.
g.) Die Stoffstreifen zum Einfassen mit dem Stoff in der Mitte zusammen nähen
Um das Ganze zu fixieren, näht man etwa 7 Millimeter vom Übergang beider Stoffe entfernt die Stoffe zusammen. Dabei zeigt die Vorderseite der Maske nach oben und man näht mit gerader Naht. Diesen Schritt wiederholt man auf der anderen Seite der Maske.
Anschließend kann man beidseitig die überstehenden Enden der Stoffstreifen oben und unten auf etwa 15 Millimeter Länge kürzen.
h.) Die Gummilitze zuschneiden und annähen
Erfahrungsgemäß passt die Maske auf viele Gesichter, wenn die Gummilitze vor dem Einnähen auf beiden Seiten 18,5 Zentimeter lang ist. Zwei Stücke schneidet man entsprechend auf diese Länge zurecht. Und sollte die Maske später zu weit sitzen? Dann geht Kürzen durch Knoten natürlich immer!
Wer sicher gehen möchte, dass die zugeschnittene Gummilitze nicht ribbelt, hält die Enden ganz kurz und vorsichtig (!) über eine Feuerzeugflamme. Bei Gummilitze aus Polyester verkleben so die Enden und die Gefahr des Ribbelns ist gebannt.
Zum Fixieren der Gummilitze an der Maske schlägt man das an der Oberseite der Maske überstehende Stück Stoff nach hinten um. Dann legt man die Gummilitze zwischen die beiden Stoffschichten. Die Gummilitze sollte dabei oben bündig zur Kante der Maske liegen. Gleichzeitig sollte sie den Stoff soweit überlappen, wie der einfassende Stoffrand breit ist. Dann näht man etwa 2 Millimeter vom Rand der Maske entfernt mit einer zweiten geraden Naht die Gummilitze fest.
Aufgepasst! Rechtzeitig, bevor man unten am Rand der Maske ankommt, schlägt man auch das unten überstehende Stoffende nach hinten um. Dann legt man wiederum die Gummilitze dazwischen und fixiert sie so beim weiteren Nähen.
Das gleiche wiederholt man natürlich auf der anderen Seite der Maske.
i.) Der Feinschliff
Nun haben wir beiderseits zwei Nähte. Zum Fixieren der Gummilitze und des nach hinten umgeschlagenen Stoffs ist jedoch noch eine dritte Naht zum Fixieren ratsam. Dieses Mal im Abstand von etwa 2 Millimetern vom „Mittelstoff“ entfernt.
Wenn man auch diesen Arbeitsschritt auf beiden Seiten erledigt hat, bleibt nur noch, die Enden des Nähgarns abzuschneiden.
Fertig ist die selbst designte und mit Liebe genähte „Community-Maske“!
Das Tragen und Pflegen der Maske
Beim Auf- und Absetzen sollte man stets nur die Gummibänder, möglichst wenig aber den Stoff der Maske berühren. Die Gummibänder der Maske zieht man über die Ohren. Danach passt man die Maske an Nase und Wangen an, indem man den Draht entsprechend andrückt.
Ist die Maske durch die Atemluft durchfeuchtet, sollte man sie gegen ein anderes trockenes und unbenutztes Exemplar austauschen.
Aufgrund des Drahts sollte die Maske nicht in die Waschmaschine! Man kann sie jedoch mit Waschmittel oder Handseife und warmem Wasser problemlos täglich im Waschbecken auswaschen. Danach sollte man sie kräftig auswringen und gründlich trocknen lassen. Und aus Gründen der Optik und der Hygiene sollte man sie vor dem erneuten Benutzen heiß bügeln.
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Bildquelle: © unsplash.com/ Vera Davidova