Solange die Kinder noch klein sind, hat man es als Eltern mehr oder weniger in der Hand, was beim Nachwuchs auf den Teller kommt und wie viel drum herum im Laufe eines Tages oder einer Woche an Snacks, Eis und Süßigkeiten erlaubt ist.
Mit den übrigen – in der Regel in überschaubarer Anzahl vorhandenen – betreuenden Personen (Großeltern, Tagesmutter, KiTa) sollten sich schließlich diesbezüglich klare Absprachen treffen lassen.
Je älter und selbstständiger die Kinder jedoch werden, je größer ihr eigener Radius (alleine unterwegs auf dem Schulweg, der an einem Kiosk vorbei führt…) und Handlungsspielraum (… und das mit Taschengeld im Ranzen) wird, je mehr Zeit sie mit Freunden verbringen, dort auch gerne hin und wieder übernachten, regelmäßig zu Kindergeburtstagen eingeladen sind etc., desto mehr schwindet dieser Einfluss naturgemäß.
Bis sie irgendwann in das Alter kommen, in dem einen als Eltern die Gewissheit überkommt, die „Kinder“ (die dann schon (fast) keine solchen mehr sind) kaum noch zu Gesicht zu bekommen.
Die großen Kleinen gehen alleine ins Kino und versorgen sich nicht nur dann, sondern praktisch alltäglich unterwegs hier und da mit diversen Snacks, die in diesem Alter nun einmal hoch im Kurs stehen.
Was davon zeugt: Zusammengeknüllte Brötchentüten im Ranzen, Schokopapierchen in Hosentaschen und leere Chipstüten im Papierkorb.
Wie geht man als Eltern damit um? Einige Tipps aus Elternsicht:
- Zunächst einmal: Freiheiten gönnen, denn die gehören zum Großwerden!
Freiheiten zu haben, das bedeutet gleichzeitig auch immer, Verantwortung zu übernehmen, natürlich auch in puncto der eigenen Ernährung.
Selbstverständlich würde man keinem Kind oder Jugendlichen zutrauen, von heute auf morgen ganz allein seinen Speiseplan zusammenzustellen.
„Gesund“ sähe dann vermutlich anders aus, denn wenn Kinder und Jugendliche dürften, wie sie wollten, würden sie – zumindest anfangs – vermutlich wenig auf Obst, Gemüse, gedünsteten Fisch und Vollkornprodukte setzen…
Verantwortung zu übernehmen, eigene Entscheidungen zu treffen, das will schrittweise gelernt und behutsam begonnen sein.
Ein vernünftiges Maß an elterlichem Vertrauen darauf, dass das Kind nasch-technisch nicht gleich über die Stränge schlagen wird, wenn es ein wenig Taschengeld pro Woche nach seinen Wünschen ausgeben darf, ist eine wichtige Basis dafür.
- Nicht überreglementieren in der guten Absicht, dem Kind etwas Gutes zu tun.
Vielleicht spart das Kind sein Geld tatsächlich lieber als es in Schokolade zu investieren?
Vielleicht kann Spielzeug viel mehr sein Herz erfreuen als Bonbons und Brausepulver?
Vielleicht fließt aber auch tatsächlich jeder Cent in Eis und bunt gemixte Naschtüten und es wird zu viel des Guten, über das man als Eltern die Kontrolle zu verlieren droht?
Dann gilt es zu handeln, wobei Verbote ab einem gewissen Alter schwerlich durchzusetzen sind und sich auch sonstige Maßnahmen (Taschengeldkürzung) ebenfalls als eher ineffektiv erweisen werden, da die Möglichkeiten, bei Bedarf an Keks und Co. zukommen, für größere Kinder und erst recht für Jugendliche einfach zu vielfältig sind.
Was also tun, wenn es immer mehr, tatsächlich zu viele leere Chipstüten, Schokoriegelpapierchen und Brötchentüten werden?
Das Gespräch suchen!
Auch wenn man als Eltern prinzipiell kein Problem damit hätte, dass etwas Geld für Süßigkeiten ausgegeben wird: Ein gesundes Maß darf man, untermauert mit vernünftigen Argumenten, durchaus anmahnen!
Ob es Erfolg hat, sei dahin gestellt…
Was dennoch wünschenswert wäre:
- Das Thema innerhalb der Familie nicht zum Dauerbrenner werden lassen.
Naschen, Kalorien, Gewicht … unbewusst kann sich dieses Thema auf die Dauer immer mehr in den Vordergrund drängen.
Statt viele Worte übers Essen zu verlieren, das Essen zu thematisieren, zu analysieren, Lebensmittel in „gesund“ und „ungesund“ zu gruppieren, sorgen Sie täglich und „kommentarlos“ für eine gute, ausgewogene Ernährung und tun damit Ihr Bestes für Ihr Kind!
Wo immer viel frisches Gemüse auf den Tisch kommt, mageres Fleisch, wenig schwere Saucen, wo immer Obst griffbereit zu haben ist, Pausenmahlzeiten in der Brotdose das Prädikat „gesund“ verdienen und das Stück Kuchen am Nachmittag eher die Ausnahme als die Regel ist, wo es Wasser statt zuckerhaltiger Säfte und Limonaden gibt, wird Übergewicht vermutlich kein Thema sein, auch ohne, dass nachgehalten wird, wer wann wie viel gegessen und genascht, wer zu- oder abgenommen hat.
Was Sie dabei Ihren Kindern vorleben:
- Sich nicht durchs Naschen den Appetit auf die Hauptmahlzeiten verderben!
Ganz ehrlich: Kaum etwas ist frustrierender, als „stundenlang“ (auch Mütter dürfen mal übertreiben…) am Herd gestanden zu haben, damit der Nachwuchs einem verkündet: „Kein Hunger, hab unterwegs schon ‚was gegessen!“
Es sollte von älteren Kindern und Jugendlichen nicht zu viel verlangt sein, dass zwischen Schule und zu Hause nicht gegessen wird, wenn sie doch genau wissen, dass daheim ein gedeckter Tisch auf sie wartet.
Hier steht weniger das Verbot von Süßem im Vordergrund als eine Frage des Respekts, der Höflichkeit und eines freundlichen Miteinanders!
- Bewusstes Naschen!
Das erste Stück Stück Schokolade schmeckt noch himmlisch, ab dem zweiten Riegel lässt das Genusserlebnis spürbar nach, ab dem vierten isst man nur noch aus Langeweile weiter. Da wäre es doch besser, öfter mal nur den ersten zu essen!
Älteren Kindern und Jugendlichen, die aktiv Sport treiben, kann man diesen Vorschlag dadurch untermauern, dass man ihnen beiläufig eine Größenordnung dessen mit auf den Weg gibt, was sie so nebenbei zwischen den Mahlzeiten verdrücken.
„Wie lange müsste man joggen, um eine Tafel Schokolade wett zu machen?“
Natürlich ist man dann das authentischste Vorbild, wenn man bereit ist, auch die eigenen Ernährungsgewohnheiten immer mal wieder auf den Prüfstand zu stellen. Und dabei vielleicht zu merken, dass es zu Hause beispielsweise generell sehr süß zugeht?
Säfte, Limonaden, Eistee tragen neben den „üblichen Verdächtigen“ (Gebäck, Süßigkeiten, Eis, …) viel Zucker bei, ebenso wie vermeintlich harmlose Kandidaten (beispielsweise Trockenobst und Rosinen, Müsli(riegel), süße Brotaufstriche, gesüßte Joghurts, Ketchup, Frühstücksflocken) und viele Produkte, deren Verpackungen keine Zweifel daran lassen, das Kinder die Zielgruppe sind.
Wenn das Gewicht Probleme macht
Das ideale Gewicht, die perfekte Figur – ein Thema, das besonders bei Mädchen in der Pubertät und oft auch schon davor einen hohen Stellenwert genießt; dem oft schon viel zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, wenn alles absolut im grünen Bereich liegt.
Kein Kind sollte sich früh mit Schönheitsidealen konfrontiert fühlen. Gewicht und Figur sollten nie das sein, worüber sich Selbstbewusstsein und Wohlbefinden maßgeblich definieren.
Warnungen wie „Du wirst zu dick“ bedeuten letzten Endes nur Frust und Stress und leisten einen Bärendienst, wenn anschließend zur Trost-Schokolade gegriffen wird. Umgekehrt kann ein „Du bist so dünn, iss doch mal mehr!“ erst recht den letzten Appetit verderben.
Tatsächlich kann eben nicht jeder Mensch idealgewichtig sein. Viele kommen auch mit einigen Pfunden mehr oder weniger bestens durchs Leben, solange das Gewicht kein Risikofaktor für die Gesundheit darstellt.
Manche können einfach besser „Nein“ zu angebotenen Süßigkeiten sagen, andere nur schwerlich selbst dann, wenn sie eigentlich schon papp-satt sind. Manche können wiederum essen und essen und setzen nie an.
Manche haben Spaß am Sport, für andere sind und bleiben Laufen, Radfahren und Schwimmen einfach rote Tücher.
Eltern können viel reden – und werden gerne ignoriert oder nicht ernst genommen.
Der Arzt oder die Ärztin des Vertrauens vielleicht eher, wenn die Zahlen schwarz auf weiß auf dem Tisch liegen und der BMI sich in bedenklichen Bereichen bewegt.
Nutzen Sie daher gewissenhaft die Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt für Jugendliche, auch wenn Kinder sich mit ihren 12-14 Jahren (J1) (oder noch älter bei der J2) dort bereits leicht deplatziert fühlen mögen.
Denn dort finden Kinder und Eltern einen kompetenten Ansprechpartner, der in Zweifelsfällen objektiv und fachkundig beurteilen kann, ob Essverhalten und/oder Gewicht tatsächlich Probleme darstellen, und bei Bedarf den Weg zur Lösung aufweisen kann.
2 Kommentare
Bei uns ist es ganz einfach, bevor kein Gemüse gegessen wird sind Süßigkeiten Tabu. Klappt seit 5 Jahren gut
Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, gab es damals so wie keine übergewichtigen Kinder. Alle haben unbewusst Sport gemacht und Spaß dabei gehabt. Damit gemeint sind jetzt Inline Skates, Fahrrad etc.
In der heutigen Zeit sieht man das leider immer seltener und viele Kinder sowie auch Erwachsene leiden am Übergewicht. Ein bisschen mehr Bewegung schadet niemanden, dann kann man auch gerne mal ein wenig Süßzeug essen.
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