Gewohnheiten sind grundverschieden. Und natürlich oftmals abhängig von der eigenen Lebensumgebung. So haben Menschen, die auf dem Land leben oder aufwuchsen, sicherlich eine andere Beziehung zu öffentlichen Verkehrsmitteln als Großstadtbewohner. Denn je ländlicher die Gegend, desto weniger dicht üblicherweise die Taktung von Bussen. Und besonders an Wochenenden kann es vorkommen, dass man nur selten von A nach B kommt. Logische Konsequenz? Das Auto spielt auf dem Land eine berechtigt bedeutende Rolle, während es für manchen Großstädter verzichtbar scheint.
In Ballungsgebieten hat man schließlich mitunter nicht nur die Wahl zwischen Bus und Bahn. Häufige Verbindungen erlauben es gar, sich „auf gut Glück“ an die Haltestelle zu begeben. Wohl wissend, dass es nie lange dauert, bis man in Wunschrichtung abfahren kann. Dazu können Apps auf dem Smartphone heutzutage große Hilfestellung bieten. Beim Lichten des Tarif-Dschungels einerseits. Beim Finden der nächsten Haltestelle und nächsten Verbindung andererseits.
Das pure Vergnügen bedeutet das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln jedoch nicht immer unbedingt. Zu Stoßzeiten drängen sich gewöhnlich viele Menschen auf engem Raum. Ein Sitzplatz ist häufig Wunschdenken. Und unfreiwillig mitangehörte Telefonate und Gerüche aller Art gibt es gratis dazu.
Das bedeutet oftmals Stress, mit dem man als Erwachsener üblicherweise ganz gut klar kommt. Kindern hingegen merkt man ihren Unmut da schon deutlicher an. Und kann man einem Baby so viel Aufregung überhaupt zumuten?
Das Auto mal stehen lassen und den Bus nehmen: Die Pluspunkte…
Keine Frage: Das erste Mal mit Kinderwagen im Bus zu fahren ist eine spezielle Herausforderung. Doch erst mal zu den positiven Aspekten. Busfahren ist umweltfreundlich. Man kann bares Geld sparen, rechnet man den Ticketpreis gegen Benzinkosten und Gebühren fürs Parken auf. Zudem bringen einen Bus und Bahn in aller Regel an den Ort des gewünschten Geschehens. Mitten rein in die City, wo Arztpraxen und Einkaufsmöglichkeiten Tür an Tür warten. Und zu guter Letzt ist das Chauffiertwerden im Bus auch fürs Baby eigentliche eine feine Sache. Denn es kann einfach die ganze Zeit im Kinderwagen bleiben und schlafen.
… und die Bedenken junger Eltern
Verständlich ist aber auch, wenn man vor der ersten Fahrt mit Kinderwagen Berührungsängste verspüren sollte.
Kann man problemlos alleine mit Kinderwagen in den Bus einsteigen und wieder aussteigen? Wie kauft man ein Ticket mit Kinderwagen? Was, wenn das Baby im Bus plötzlich schreit? Und was, wenn alle Kinderwagenplätze schon besetzt sind?
Berechtigte Fragen, aber: Tausende Mütter und Väter nutzen täglich den öffentlichen Personennahverkehr. Und das in der Regel ohne Probleme. Denn mit guter Vorbereitung und Klärung offener Fragen im Vorfeld kann man das Projekt „Busfahrer mit Kinderwagen“ gelassen angehen.
Erst mal gucken!
Den Kinderwagen bugsieren, womöglich mit einem weiteren Kleinkind an der Hand und Einkäufen im Gepäck? Aussteigen dort, wo der Bus meist recht voll ist? Schon der Gedanke daran plus Ausmalen von Szenarien, was alles passieren könnte, können Stress bedeuten.
Hilfreich dagegen ist, den öffentlichen Personennahverkehr erst einmal alleine zu erkunden, wenn man bislang meist mit dem Auto unterwegs war. Routinierte Mütter und Väter zu beobachten, für die Busfahren mit Kinderwagen offensichtlich Alltag ist.
Dabei sieht man: Bei einem Niederflurbus hat man heutzutage keine Probleme mehr beim Einsteigen und Aussteigen. Im Gegensatz zu früher, als es häufig Treppen hinter Bustüren zu überwinden galt. Einfach vorwärts rein mit dem Kinderwagen, rückwärts raus, das gelingt in den meisten Fällen problemlos auch alleine. Doch dazu später mehr.
Wo man mit Kinderwagen einsteigt, verrät häufig ein Hinweiszeichen außen am Bus. Und wie während der Fahrt nichts passieren kann, kann man sich ebenfalls bei vielen Eltern abgucken. Eine bequeme sichere Stehposition für sich selbst suchen, Bremsen am Kinderwagen anziehen. Und das Kind immer angeschnallt im Wagen sitzen oder liegen lassen!
Stoßzeiten meiden
Natürlich hat jeder Bus nur eine gewisse Kapazität an Stellplätzen für Kinderwagen. Wenn diese voll sind, hat man das Nachsehen, bleibt womöglich an der Haltestelle stehen. Zudem ist das Fahren stressfreier und angenehmer, wenn man die knappe Fläche nicht mit unzähligen Schülern, Studenten und Berufstätigen teilt.
Termine beim Kinderarzt legt man daher besser in den frühen Vormittag, anstatt gleich zur Praxisöffnung am frühen Morgen zu erscheinen. So ist man vermutlich zu Hause, bevor mittags wieder viel Schülerbetrieb in öffentlichen Verkehrsmitteln herrscht.
Mehrere Linien zur Auswahl?
Gut ist natürlich immer, möglichst früh in einen Bus einzusteigen. Sprich: Gleich an der ersten Haltestelle des Linienverlaufs oder nicht weit entfernt davon. Dann ist der Bus tendenziell noch recht leer. Und die Chance auf einen Kinderwagenplatz entsprechend hoch. Dafür lohnt es sich auch, einen kleinen Fußweg in Kauf zu nehmen.
Auch zur Rückfahrt erscheint besser, nicht die Haltestelle mitten in der City zu nehmen, an der viele einsteigen und umsteigen. An einer fußläufig erreichbaren Haltestelle davor im Linienverlauf kann der Andrang an der Haltestelle wesentlich geringer sein.
Ohne Scheu um Hilfe bitten!
Sprechen Sie beherzt andere an in Situationen, die man eben als Elternteil mit Kinderwagen nicht alleine bewältigen kann. Zwar sind viele Busse heute barrierefrei und können sich an der Haltestelle zur Bordsteinkante hin absenken. Aber es kommt erfahrungsgemäß vor, dass ein Bus nicht bis an die Bordsteinkante fahren kann. Baustellenbedingt, wegen Falschparkern, Schneeverwehungen oder umgewehter Mülltonnen beispielsweise. Dann braucht es helfende Hände, um die Höhendifferenz zu überwinden, ohne dass der Kinderwagen in allzu steile Schieflage gerät. In aller Regel merken aufmerksame Mitfahrer zwar selbst, wenn man Hilfe benötigt, und bieten diese an.
Und wenn nicht? Dann scheuen Sie sich nicht, in einen vielleicht spärlich besetzten Bus hineinzurufen! Alternativ sprechen Sie einen neben Ihnen stehenden Mitmenschen gezielt vor Ihrer Ausstiegshaltestelle an. Das hat den Vorteil, dass Sie ihm rechtzeitig zeigen können, wo die beste Stelle zum Anheben des Kinderwagens ist. Denn selbstredend sollte man den Kinderwagen am festen Rahmen tragen. Und nicht an beweglichen Teilen, wie am Verdeck.
Eine andere Situation, in der es ohne fremde Hilfe oft nicht geht? Der Kauf oder die Entwertung eines Tickets. In aller Regel ist der Einstieg für Kinderwagen hinten. Doch das Ticket muss man vorne beim Fahrer erstehen? Keine gute Option ist, den Kinderwagen dafür einfach stehen zu lassen.
Besser? Erkundigen Sie sich vorab über den genauen Fahrpreis, nehmen Sie idealerweise abgezähltes Kleingeld mit. Und bitten Sie einen vertrauenswürdig aussehenden Menschen unter Angabe Ihrer Endhaltestelle, ein Ticket für Sie zu kaufen.
Ebenso findet sich bestimmt ein hilfsbereiter Mensch, der Ihr vorhandenes Ticket entwertet, wenn das Gerät dafür für Sie unerreichbar ist.
Gibt es Möglichkeiten, vorab oder mobil ein Ticket zu kaufen? Umso besser! Dann sollte man diese nutzen und hat eine Sorge weniger beim „Reisen“.
Am besten natürlich: Zu zweit unterwegs sein!
Es gibt Situationen, die mit Baby ohnehin leichter zu zweit als alleine zu bewältigen sind. Sei es beim Kinderarzt oder beim Shoppingbummel neuer Lieblingskleidungsstücke. Zudem ist es geselliger und macht mehr Spaß, nicht allein unterwegs zu sein. Daher: Wann immer möglich, planen Sie Ausflüge in die Stadt mit der Oma, der besten Freundin oder dem Partner. Dass dann auch das Busfahren mit Kinderwagen gleich viel entspannter ist, ist quasi das i-Tüpfelchen.
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