Ihr Kind ist frisch eingeschult? Dann wird sicherlich spätestens jetzt oder sehr bald auch Taschengeld ein Thema! Schließlich wird es einige Klassenkameraden geben, die bereits über ein regelmäßig zugeteiltes Budget verfügen. Und stolz von ihren kleinen Besitztümern und den Möglichkeiten, die sich ihnen damit eröffnen, berichten.
Aber ist es überhaupt nötig, dass ein sechsjähriges Kind schon Taschengeld bekommt? Wenn es ohnehin selten allein dort unterwegs ist, wo es Geld ausgeben kann? Ist nicht eher die Gefahr gegeben, dass Münzen verloren gehen und dann Tränen fließen? Oder dass das Kind sein Geld im „Kaufrausch“ verplempert? Für Dinge, die bei den Kids eben gerade angesagt sind. Wenngleich diese – aus rationaler Elternsicht – doch kein Mensch wirklich braucht.
Mal ein Eis hier vom eigenen Taschengeld, mal ein paar Süßigkeiten da. Okay, das sind die kleinen Genüsse im Alltag, die das Leben versüßen. Und die sich natürlich auch Kinder mal gönnen dürfen müssen, wenn ihnen danach ist. Aber Sammelsticker für Alben, die ohnehin nie voll werden und schnell in Vergessenheit geraten? Andere Gimmicks und Trendartikel, die alle Jahre wieder so verlässlich kommen und auch wieder gehen wie Ostern und Weihnachten? Ist dafür nicht jeder Cent zu schade?
Nein, tatsächlich sind es genau diese Versuchungen, die für und nicht gegen regelmäßiges Taschengeld sprechen. Warum? Weil kleine Kinder noch keinerlei Vorstellung vom Wert des Geldes haben und diesen erst kennenlernen müssen.
Klar: Ein Auto dürfte auch aus ihrer Sicht teurer sein als ein Fahrrad. Sie wissen vielleicht bereits, wie viel Cent ihr Lieblingsbrötchen beim Bäcker kostet. Aber das ist eben „nur“ der Preis, während sich der Wert vielmehr aus anderen Fragen ergibt. Fragen wie: Wie lange muss ich dafür sparen? Wie lange müssen Mama oder Papa dafür arbeiten? Wie lange wiederum für einen ganzen Wocheneinkauf, ein neues Handy, eine Jeanshose?
Taschengeld lehrt den Wert der Dinge
Zum Glück muss hierzulande kein Kind arbeiten gehen, um ein Gefühl zu entwickeln, wie viel ihm etwas wirklich wert ist. Diese lehrreiche Funktion kann stellvertretend das Taschengeld übernehmen. Denn wenn ein Päckchen Sammelkarten das Taschengeld einer ganzen Woche verzehrt, sinkt dessen Attraktivität sicherlich.
Das Taschengeld erlaubt nicht täglich „mal eben so“ ein Eis? Dann wird jedes Kind sich fragen, wann der Appetit darauf wirklich groß ist. Und an welchen Tagen es auch ohne die Kugel Vanilleeis glücklich und zufrieden ist.
Taschengeld trainiert das Kopfrechnen
Geld kommt und Geld geht. Ein immerwährender Kreislauf, den jeder kennen dürfen. Kaum ist der Lohn auf dem Konto, fließt das Erarbeitete schon wieder dahin. Für Strom, Gas, Wasser, Benzin, Versicherungen, Monatskarte, Vereinsbeiträge und allerlei mehr.
Das meiste geht dabei „schmerzlos“ und quasi unbemerkt vom Konto ab. Im Supermarkt und bei anderen Käufen hingegen zücken wir in Deutschland nach wie vor gerne unser Bargeld. Und in den seltensten Fällen gelingt es dabei wohl, passend mit Scheinen und Münzen die geforderte Summe zu begleichen. Beim Kalkulieren, wie viel überhaupt „drin“ ist, beim Abzählen der Münzen und Kontrollieren des Wechselgeldes ist stets Kopfrechnen gefragt. Und das können Schulkinder nun wirklich nie genug trainieren.
Taschengeld erfordert, verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen
Eigentum verpflichtet, heißt es so schön. Beispielsweise dazu, verantwortungsvoll mit seinem Vermögen umzugehen, um am Ende nicht mit leeren Händen oder gar Schulden dazustehen.
Im kleinsten Maßstab gilt das auch schon für Schulanfänger. Auch sie müssen lernen, dass man nur das ausgeben kann, was man auch hat. Zwar kann man sicherlich mal eine Münze beim besten Freund leihen, wenn das Geld beim Schulausflug nicht reicht. Wer diese aber nicht bald zurückzahlt, wird fürs Leben lernen, dass man sich damit keine Freunde macht. Und bei Geld die Freundschaft nicht nur sprichwörtlich aufhören kann.
Um diesem vorzubeugen, heißt es: Kalkulieren! Welche Wünsche gibt es? Welche „Ausgaben“ stehen an? Wann ist das nächste Mal „Taschengeldtag“? Und wenn erstere größer ausfallen und letzterer noch ein Weilchen hin ist? Dann bedeutet dies eben auch mal, umzuplanen, umzudisponieren, Wünsche hintenan zu stellen. Und sich das Geld, das man hat, bewusst einzuteilen, wie man es für richtig hält.
Taschengeld kann Freude schenken
Das Grundschulalter ist die Zeit, in der Kinder den Wunsch verspüren, „echte“ Geschenke zu machen. Und das heißt in diesem Fall: gekaufte Geschenke.
Gemaltes und Gebasteltes? Zwar immer noch gut und schön. Aber gekauft ist doch irgendwie „erwachsener“. Eltern rühren mit Sicherheit die günstigen Kleinigkeiten, die dann zu Weihnachten aus dem Geschenkpapier zum Vorschein kommen. Die Kinder selbst hingegen platzen vor Stolz und lieben es, wenn ihr Taschengeld anderen solche Überraschungsmomente beschert.
Das Taschengeld im Grundschulalter: Wie oft, wie und wie viel?
Natürlich sind dies Fragen, die von vielen Faktoren abhängen und die Eltern individuell entscheiden müssen. Der Grad zum übermäßigen Verwöhnen ist schließlich oft ein schmaler, zu wenig sollte es aber auch nicht sein. Und das Ganze sollte von vornherein von Jahr zu Jahr steigerungsfähig geplant sein.
Wie oft?
Wöchentlich statt monatlich das Taschengeld auszuzahlen, das ist für den Anfang nicht verkehrt. Denn so klappt es mit dem Kalkulieren besser. Ein ganzer Monat ist für einen Erstklässler schließlich noch eine schier unüberschaubar lange Zeit.
Wie?
Ganz klar: Am besten in bar. Denn so wird der Umgang mit Geld im wahrsten Sinne „begreifbar“. Das Klappern einer nicht ausgegebenen Münze in der Spardose ist eben erfreulicher als eine Zahl im Sparbuch.
Stellt sich jedoch auf Dauer heraus, dass das Kind sein Geld ohnehin stets „bunkert“? Dann erspart man sich viel Hantier, wenn man es direkt auf ein Sparbuch o.ä. überweist. Dabei sollte das Kind natürlich die gute Gewissheit haben, dass es sein Geld ist und bleibt. Und dass es darüber weitgehend frei, kurzfristig und diskussionslos verfügen kann, wenn es doch mal einen Wunsch hat. Auch wenn Eltern die geplante Investition skeptisch sehen. Schließlich: Fehlentscheidungen in puncto Finanzen sind schmerzhaft, gehören aber zum Leben dazu. Und sind dazu ungemein lehrreich.
Wie viel?
Und wie viel soll es nun in welchem Alter sein? Vorausgesetzt, das Taschengeld ist tatsächlich nur für „Spaß“ gedacht? Und das Kind muss weder Schulsachen noch Mittagessen davon bezahlen? Wer sich unsicher ist, findet HIER im Internetangebot des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eine Empfehlung bezüglich der Höhe des Taschengelds für Kinder vom Kindergartenalter bis zur Volljährigkeit. Für Erstklässler beläuft sich diese auf 1 bis 2 Euro pro Woche, die sich somit mit unserer persönlichen Erfahrung deckt.
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