„Und wenn das Zimmer heute Abend noch nicht aufgeräumt ist, gibt´s am Wochenende kein Fernsehen…“.
Ob es um das Aufräumen des Kinderzimmers geht, das Chaos im Schulranzen oder was auch immer: vielen Eltern ist ein Satz wie dieser sicherlich nicht ganz fremd.
Weil man vom Durcheinander mal wieder die Nase voll und schlichtweg keine Lust mehr hat, sich Tag für Tag den Mund fusselig zu reden, damit kurze Zeit später wieder alles beim Alten ist, sofern durch mehr oder weniger gutes Zureden überhaupt ein kurzfristiger Erfolg zu verbuchen war.
Das Problem nicht selten dabei: Solche Ankündigungen wie oben sind schnell ausgesprochen, oft aber auch genauso schnell wieder in Vergessenheit geraten.
Ein paar Tage herrscht Ordnung im Zimmer, die Schuhe wandern in den Schuhschrank und die Jacke an die Garderobe – und bald ist der gute Vorsatz wieder vergessen und die Diskussionen gehen von vorne los.
Die Kinder finden es aufgeräumt genug, die Eltern eher weniger und ob das Fernsehverbot beibehalten wird bzw. warum es auf jeden Fall wieder aufgehoben werden muss, kann zu hitzigen Debatten führen, die unnötig viel Zeit und viele Nerven kosten.
Wie viel einfacher wäre es da, wenn sich beide Seiten auf ganz klare Absprachen berufen könnten, nach dem Motto: „Die Vorgabe war so, das Ergebnis (aber) so, daher gilt Folgendes“?
Die Voraussetzungen dafür:
Ein sachliches Gespräch
Mitunter neigt man als Eltern hin und wieder dazu, zu viel Unausgesprochenes zu erwarten.
Und wenn dann mal wieder „Dicke Luft“ herrscht, werden Erwartungen plötzlich laut, die vorher so gar nicht klar formuliert wurden.
Da sorgt auf einmal nicht nur konkret die „Baustelle Kinderzimmer“ für Unmut, gleich mit werden noch der unaufgeräumte Ranzen angeführt, die im Flur verteilten Schuhe, die saubere Wäsche, die seit Tagen darauf wartet, von ihrem Besitzer in den Schrank geräumt zu werden.
Die Sporttasche könnte auch mal gelüftet werden und so weiter und so fort.
Keine Frage: entsprechend ihrem Alter muss man Kindern nicht nur Rechte einräumen, man kann ihnen auch einige Pflichten übertragen:
Das eigene Zimmer beispielsweise in Schuss zu halten, abends die Wäsche in den Wäschekorb zu bringen, den Ranzen selbstständig zu packen, mal im Haushalt zu helfen, zum Beispiel den Müll raus zu bringen oder den Tisch zu decken, überfordert kein Kind im Grundschulalter und darüber hinaus.
Aber was für Eltern angemessen und selbstverständlich scheint, ist Kindern vielleicht gar nicht so bewusst? Daher sollten (mindestens einmal) solche Erwartungen und Regeln in einem ruhigen Moment klipp und klar besprochen werden.
Klare Spielregeln für alle Seiten
Wenn es trotz erfolgter und einvernehmlicher Absprachen nicht klappt mit der Ordnung im Zimmer und Co., kann ein altersgerechtes „Punktesystem“ hilfreich und darüber hinaus eine faire und transparente Lösung für beide Seiten sein. Irgendwo gut praktikabel und deutlich sichtbar kann mit kleinen Symbolen gearbeitet werden.
Ein Sternchen vielleicht für jeden Tag, an dem der Schulranzen tipptopp ist oder das Spielzeug nach dem Toben im Garten wieder an seinen Platz geräumt wurde, ein Ausrufezeichen hingegen für jeden Abend, an dem dies nicht der Fall ist.
Über einen festgelegten Zeitraum kommen so für beide Seiten sicher spannende Erkenntnisse heraus und gleichzeitig motivieren die erfolgreichen Tage vor Augen zum Durchhalten.
Ein gesundes Augenmaß
Nur Pluspunkte sammeln zu müssen, wäre wohl zu viel verlangt!
Gemeinsam sollte sich auf ein gesundes Maß geeinigt werden, bei dem auch Ausnahmen möglich sein müssen. Wenn die Schule lang war, die Hausaufgaben reichlich und nach dem Hobby am Nachmittag ohnehin nur wenig Zeit zum Spielen blieb, muss das Zimmer abends mal nicht 100%ig aufgeräumt sein.
Andererseits wird der Nachwuchs schnell merken: Je konsequenter schon beim Spielen auf Ordnung geachtet wird, wenn erst etwas weggeräumt wird, bevor das nächste Spielzeug oder die nächste CD aus dem Schrank geholt wird, desto einfacher lässt sich ein Sternchen verdienen.
Beständigkeit und ehrliche Bewertung
Wenn genügend Sternchen, Sonnen oder lachende Gesichter gesammelt wurden, ist die zuvor abgesprochene und dann erhaltene Belohnung das beste Mittel, auch in Zukunft die guten Vorsätze beizubehalten. Natürlich müssen keine großen, teuren Dinge her! Ein Eis vielleicht, gemeinsames DVD-Anschauen – oft sind die kleinsten Dinge das Größte.
Umgekehrt sollen es natürlich keine harten Strafen sein, die folgen, wenn das Ziel nicht eingehalten wurde, aber Konsequenz sollte schon angesagt sein.
Vielleicht haben die Kinder selbst ein altersgerechtes Angebot parat, worauf sie im Bedarfsfall verzichten oder was sie statt dessen anbieten würden? Für nicht raus gebrachten Müll vielleicht einmal die Spülmaschine ausräumen?
Freiwilliger Verzicht aufs Fernsehprogramm, wenn das Packen der Sport- und Schwimmtasche trotz guten Vorsatzes wieder von den Eltern erledigt werden musste?
Und umgekehrt?
Hand aufs Herz: Wer hat nicht schon einmal seinen Kindern etwas versprochen und es dann nicht eingehalten? Weil die Zeit plötzlich nicht reichte oder vollmundige Versprechen im Alltag einfach viel zu schnell in Vergessenheit geraten sind?
Wer Besserung geloben möchte, kann seine Kinder ja mal Punkte verteilen lassen. Es kann dabei helfen, seine eigenen Vorsätze und Versprechen ernster zu nehmen und den Kindern auf humorvolle Weise zu zeigen, dass auch Eltern nicht so unfehlbar sind, wie sie es manchmal gerne wären.
1 Kommentar
Das ist ein wirklich toller Artikel. Es ist als Elternteil einfach schwer konsequent zu bleiben, wenn es um solche Absprachen geht. Das System mit den Sternen, Sonnen etc. finde ich wirklich gut. Auch meine Tochter schätzt die kleinen Dinge, dementsprechend kann ich mir vorstellen, dass ich bei ihr sicherlich schnell zum Erfolg kommen werde.
Nun muss nur noch ich selbst an mir arbeiten, und mich an meine Vorsätze tatsächlich halten. Leider schafft man es halt nicht immer so schnell zu reagieren, wenn die Kinder beginnen, einem auf der Nase herumzutanzen.
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