Alles geht einmal zu ende. Doch so ganz geht man dabei doch nie? Das sagt und hört man oft, so oder so ähnlich. Abschiede – leise wie laute, unspektakuläre oder dramatische – gehören zu jeder Biografie dazu. Es gibt sie, seit es Leben auf der Erde gibt. Und immer wieder sind sie der Stoff, aus dem Bücher, Filme, Songs gemacht sind. Mit Herz und Schmerz, Kummer und Wiedersehensfreude, verbunden mit Ungewissheit, Hoffnung, Überraschungen. Und manchmal der bitteren Erkenntnis, dass manch ein Abschied ein endgültiger war.
Doch heißt es nicht auch, dass in jedem Abschied ein neuer Anfang liegt? Dass jeder Abschied gleichsam eine Chance ist, Dingen den Rücken zu kehren? Um mit klarem Blick in eine andere Richtung zu neuen Ufern aufzubrechen? Zweifelsohne ist dem so!
Im Großen mag das jetzt nach dramatischen Veränderungen klingen. Im Kleinen erleben wir alle Abschiede und das, was diese uns ermöglichen, jeden Tag. Jung wie Alt, Groß wie Klein, Eltern wie Kinder.
Von kleinen und großen Abschieden
Verabschiedet sich der Nachwuchs an der Kindergartentür, ist dies das Startzeichen, die Spiel-Zeit unter Freunden genießen. Später wiederum bedingt der endgültige Abschied vom Kindergarten einen neuen spannenden Lebensabschnitt als Schulkind.
Und wieder viele Jahre danach ist es der unwiederbringlich letzte Schultag, an dem sich kollektiv alle auf neue Wege begeben. Für manche fühlt sich dies an wie ein Stoß ins kalte Wasser. Für andere eröffnet sich dadurch endlich der sehnlich erwartete, grenzenlose Horizont tollster Möglichkeiten. Neues lernen, viele Menschen treffen, die Welt bereisen, nach dem Traumjob streben.
Doch sind dies alles Privilegien, die der Jugend vorbehalten sind? Sicherlich nicht! Oder nicht mehr. Heutzutage ist es auch später, viel später quasi nie zu spät, um eingetretene Pfade zu verlassen. Unsere Welt bietet die schönsten Ziele. In unserer offenen Gesellschaft ist heute vieles möglich, das für Generationen vor uns undenkbar schien. Und in uns selbst schlummern so viele Möglichkeiten, Interessen und Talente, die uns viele Türen öffnen können. Wenn man denn überhaupt wissen möchte, was hinter diesen lauert. Und es wagt, diesen einen entschlossenen Stups zu geben, damit sie aufgehen.
Selbst wer jahrelang zufrieden in seinem Job ist, erinnert sich plötzlich vielleicht an alte Berufsträume und sinniert über einen Neuanfang. Dabei wird und muss manche Idee garantiert ein Traum bleiben. Obwohl es kaum Altersgrenzen dafür gibt, noch mal einen neuen Beruf zu erlernen, einen Schulabschluss nachzuholen, zu studieren.
Ein Umzug stellt das bisherige Leben auf den Kopf
Um solch erfüllte oder auch unerfüllte Träume sollte es heute aber gar nicht gehen. Sondern vielmehr um ganz konkrete Abschiede und wie Familien mit diesen umgehen können. Um Einschnitte im Leben, die besonders Kindern oft Bauchschmerzen bereiten. Beispielsweise dann, wenn die berufliche Situation der Eltern es erforderlich macht, in eine andere Stadt umzuziehen.
Das bedeutet für Kinder nicht nur den Abschied von Freunden. Ihr ganzes Leben steht plötzlich Kopf. Denn kaum etwas wird an einem neuen Wohnort so sein, wie es vorher war. Vielleicht heißt es plötzlich Großstadtleben statt Landidylle oder umgekehrt. Geliebte Hobbys können womöglich nicht fortgeführt werden. Und wenn, dann in einer anderen Mannschaft, mit einem neuen Musiklehrer, in einer neuen Umgebung.
Wie wird es sein nach dem Umzug?
Die Erfahrung zeigt: Kinder stellen sich nach einem Umzug mitunter erstaunlich schnell auf neue Gegebenheiten ein. Beim Abschied von der Kindergartenfreundin am alten Wohnort fließen sicherlich noch Tränen. Und man denkt, Wochen des Kummers stehen allen bevor. Tatsächlich können alte Freundschaften aber viel schneller als gedacht in Vergessenheit geraten. Sobald das Kind nämlich neue Freunde gefunden hat. Und einige Jahre später gibt es beim Blick ins Fotoalbum womöglich ratlose Blicke, wer diese „fremden“ Kinder da sind. Oder nur noch sehr schemenhafte Erinnerungen seitens des Nachwuchses, mit wem dieser jahrelang seinen frühkindlichen Alltag teilte.
Doch vor einem Umzug, da herrschen neben aller Neugier und Abenteuerlust auch Ungewissheit, vielleicht sogar Angst. Praktische Fragen beziehen sich nicht nur darauf, wie die neue Wohnung aussieht. Ob das neue Kinderzimmer größer, heller, schöner ist als das alte. Sondern auch darauf, wie alles werden soll in einem neuen Kindergarten, einer neuen Schule. Selbst das positivst denkende Kind wird sich fragen, ob die Kinder dort es herzlich willkommen heißen werden. Ob Lehrer und Erzieher nett sein werden. Und wie der nächste Kindergeburtstag aussehen wird, wenn die alten Freunde unerreichbar weit weg sind.
Das alles sind Fragen, auf die Eltern einfach keine sichere Antwort geben können. Sie können lediglich zusammen mit dem Kind spekulieren, wie es wohl sein wird. Was man dabei doch tunlichst unterlassen sollte? Alles schön zu reden! Das Blaue vom Himmel herab zu versprechen, wie wunderbar die Zukunft am neuen Wohnort sein wird.
Es bringt nichts, dem Kind in den buntesten Farben auszumalen, welch wunderbare Freunde auf es warten. Wie herzlich es in der neuen Schulklasse begrüßt und von potentiellen Freunden umringt sein wird. Die Enttäuschung wäre doppelt so groß, wenn alle zwar freundlich, aber dennoch verhalten in Kindergartengruppe oder Schulklasse reagierten.
Der Umzug: In den Schulferien…
Bevor sich jedoch alle mögliche positive wie und negative Szenarien ausmalen, sollte man erst einmal den Abschied planen. Wichtig ist schließlich, dass das Kind sich gebührend von seinen „alten“ Freunden verabschieden kann. Liegt der Umzug in den Schulferien, sollte man den Termin besser davor ansetzen. Denn es wäre bitter, wenn das Kind sich eine Übernachtungsparty wünscht und die Hälfte der Freunde dann im Urlaub weilt.
Überhaupt ist es eine spannende Frage, ob man in den Ferien umziehen oder dies besser vermeiden sollte. Einerseits bietet dies Vorteile. Man hat Ruhe fernab vom Schulalltag, um die neuen Räumlichkeiten einzurichten. In der anstrengendsten Phase kann das Kind vielleicht einige Tage bei den Großeltern wohnen. Und Eltern können derweil Kisten schleppen und Möbel aufstellen, während weder die alte noch die neue Wohnung besonders einladend ist.
Besonders kleine Kinder überfordert diese Situation nämlich schnell. Wenn sie sehen, wie ihr gewohntes Kinderzimmer in Einzelteilen dahin schwindet. Für Eltern ist es zudem einfach eine Belastung, sich neben tausend Handgriffen um den Nachwuchs kümmern zu müssen. Und dabei womöglich Tränen des Kummers, des Frusts und der Unsicherheit trocknen zu müssen.
Besser ist da allemal, das Kind kehrt in die halbwegs eingerichtete, neue Wohnumgebung zurück. Ist das Gröbste geschafft, können sich Eltern wieder Zeit nehmen. Um gemeinsam zu Fuß und mit dem Rad die Gegend zu erkunden. Um schon einmal Wege zu Schule und Kindergarten zu finden und zu üben.
Der Nachteil jedoch? Ist die Zeit bis Schul- oder Kindergartenbeginn noch lang, kommt beim Kind womöglich Langeweile auf. Und sicherlich bereitet es ihm Kummer zu wissen, dass die ehemaligen Freunde gerade eine tolle Zeit miteinander verbringen. Während es selbst in einer wildfremden Stadt hockt und noch niemanden zum Spielen hat. Da kann selbst das beste von Eltern organisierte Ferienprogramm nur ein schwacher Trost sein.
… oder besser danach?
Erfolgt der Umzug jedoch an einem Wochenende und gleich am Montag geht es los im neuen Kindergarten oder der neuen Schule? Dann bleibt gar nicht viel Zeit, um Trübsal zu blasen. Viele, sicherlich positive Erlebnisse sind die beste Ablenkung. Und erfahrungsgemäß tun Lehrer, Mitschüler, Kinder, Erzieher im Kindergarten ihr Bestes, dass ein zugezogenes Kind sich wohlfühlt.
So viel Aufmerksamkeit wie nötig, so viel Normalität wie möglich. Sprich: Kein Kind muss wohl damit rechnen, vielen neugierigen Blicken ausgesetzt vor der Klasse seine bisherige Lebensgeschichte preiszugeben. Vielmehr wählt der Lehrer mit Bedacht einen Sitzplatz neben Kindern aus, mit denen die Chemie stimmen dürfte. Und eine Art „Pate“ oder „Patin“ nimmt sich dem Neuankömmling sicher an. Wenn dieser Fragen hat und damit dieser nicht alleine auf dem Schulhof in der Pause stehen muss.
Verständlich ist, dass man sich nicht blindlings darauf verlassen, sondern dies seinem Kind ehrlich und felsenfest versprechen möchte. Dafür nimmt man am besten im Vorfeld Kontakt zu Schule oder Kindergarten auf. Und erfragt, wie man es konkret in der Einrichtung handhabt.
Ein letztes Mal gute Freunde treffen
Ein Abschied sollte niemals „zwischen Tür und Angel“ erfolgen. Vielmehr bietet besagte Abschiedsparty mit den wirklich nur besten Freunden ausreichend Zeit und Gelegenheit für sämtliche Emotionen. Und um all das zu sagen, was man dem anderen noch mit auf den Weg geben möchte. Auch wenn es rundherum schon ein wenig ungemütlich ist. Wenn das Umzugschaos seine Schatten voraus wirft. Das Kind sollte darum keine Einbußen hinnehmen müssen. Das kleine Gartenfest, die Übernachtungsparty gelingt vielleicht nicht so „perfekt“ wie unter normalen Bedingungen. Aber dass das gute Geschirr schon in Kisten ist? Dass das Wohnzimmer schmucklos wirkt, weil die Regale leer und Bilder schon von der Wand genommen sind? Das wird kaum ein Kind oder seine Gäste stören.
Wichtiger als ein ansprechendes Ambiente ist Zeit! Zeit zum Spielen, zum Lachen, zum Essen. Zeit, ein bleibendes Erinnerungsstück zu schaffen. Vielleicht eine Leinwand, die alle gemeinsam bemalen. Auf jeden Fall aber ein schönes Gruppenfoto. Sicherlich haben die Gäste dazu ein kleines Abschiedsgeschenk im Gepäck. Und umgekehrt ist es schön, im Vorfeld ein persönliches Mitgebsel vorbereitet zu haben, das das Kind jedem überreichen kann.
Besprechen Sie als Eltern bei der Gelegenheit auch gleich, wie die Kinder in Kontakt bleiben können. Vor allem dann, wenn sie noch nicht im „Smartphone-Alter“ sind. Kann man – sofern nicht ohnehin schon geschehen – Handynummern austauschen, um einen anfangs regelmäßigen Chat zu organisieren? Das kann in der neuen Umgebung fürs eigene Kind ein schöner Weg sein, zu Beginn auf dem Laufenden zu bleiben.
Mit der Zeit werden die Abstände zwischen zwei Telefonaten aber sicherlich größer. Bis beide Seiten vermutlich irgendwann feststellen, dass man sich im Grunde nicht mehr so viel zu sagen hat. Und man sich fortan – wenn überhaupt – auf Weihnachtsgrüße und Geburtstagsglückwünsche beschränkt. Was übrigens kein Grund zur Traurigkeit ist, sondern eben der Lauf der Dinge.
Der Abschied in Kindergartengruppe und Schulklasse
Selten kommt ein Umzug plötzlich. Und nie sollte der Umzugsstress so groß sein, dass man nicht noch eine Abschieds-Aufmerksamkeit für Klassenkameraden und Mit-Kindergartenkinder vorbereiten kann.
Fragen Sie Ihr Kind, was es sich wünscht. Und besprechen Sie natürlich mit Klassen- oder Gruppenleitung, was in solchen Fällen üblich, machbar und erwünscht ist. Vermutlich kann man das kleine Abschiedsfest so gestalten wie man üblicherweise Geburtstage in der Gruppe feiert. Das Kind bekommt sicherlich ein kleines Abschiedsgeschenk. Und selbst kann es Kuchen mitbringen oder alles für ein schönes Frühstück in großer Runde. Und wenn die Temperaturen hochsommerlich sind, freuen sich sicherlich alle über eine bunte Obstplatte oder ein Eis für jeden. Dies tröstet vielleicht nicht über allen Abschiedsschmerz hinweg, versüßt den Tag aber wenigstens ein bisschen.
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