Das Fahrradfahren gehört zwar zu den einfachsten Fortbewegungsmitteln der Menschen, das Erlernen der sicheren Fahrweise, vor allem für die Kinder, ist nicht so einfach und bedarf einige Hinweise und Grundregeln. Wenn die Kinder das siebte oder besser echte Lebensjahr erreichen, sind sie in der Lage, ein Fahrrad motorisch und körperlich sicher zu beherrschen. Dazu gehört unter anderen das Halten des Gleichgewichts, Auf- und Absteigen, Abbiegen, Bremsen, Lenken und Kurven fahren. Vor dem Schulalter sind diese Fähigkeiten bei den Kindern noch unzureichend ausgeprägt, deswegen fällt das Erlernen noch schwer oder ist gar nicht möglich.
Mit einem Laufrad als Abhilfe Fahrradfahren lernen
Die ersten Übungen können die Kinder schon in dem Alter von zwei Jahren durchführen. Eine geeignete Hilfe, um das Gleichgewicht zu halten, zu lenken und zu bremsen, kann ein Laufrad verschaffen. In gefährlichen Situationen kann das Kind viel leichter von dem Rad abspringen, beim Laufrad hält das Kind ohnehin den Bodenkontakt mit den Füßen. Der richtige Zeitpunkt, auf das richtige Rad umzusteigen, ist gegeben, wenn das Kind sicher und gekonnt das Laufrad fahren kann und überhaupt Interesse für das Fahrrad zeigt. Eine weitere Hilfe, dem Kind das Fahrradfahren bringen zu lassen, ist die Größe: Mit der Körpergröße von 105 Zentimetern sind die Kinder in der Regel dazu bereit, mit richtigem Fahrradfahren zu beginnen. Auf die Stützräder sollte man bestenfalls verzichten – dadurch bekommt das Kind ein völlig falsches Fahr- und Gleichgewichtsgefühl. Die Stützräder bewirken, dass sich die Kinder beim echten Fahrradfahren in der Anfangsphase sehr schwer tun.
Ein solides und sicheres Rad: Darauf sollte man achten
Die erste Regel lautet: Nie ein Kinderfahrrad zum „Ranwachsen“ kaufen. In der Anfangszeit kommt das Kind mit dem zu großen Rad einfach nicht zurecht, bekommt es nicht in den Griff. Das macht nicht nur keinen Spaß, es kann noch zusätzlich gefährlich für das Kind werden. Einige Regeln müssen beim Fahrradkauf berücksichtigt werden:
- Die richtige Größe: Für Kinder unter sechs Jahre sind Fahrräder mit einem 12- bis 16-Zoll-Rad am geeignetsten. Erst ab sechs Jahren sind 18- bis 20-Zoll-Räder empfehlenswert. Vor dem Kauf sollte das Kind unbedingt selbst eine Probefahrt machen.
- Die richtige Rahmengröße: Bei niedrigster Sattelstellung muss das Kind mit beiden Füßen fest auf dem Boden stehen können. Der Rahmen sollte leicht und stabil sein. Stabilität wird mit einer Querstange erreicht, die aber nicht zu hoch angebracht wird, weil sie bei Auf- und Absteigen behindern könnte. Um gefahrlos Auf- und Abzusteigen sollte das Rad einen möglichst tiefen Einstieg haben.
- Lenkung: Der Lenker müsste so eingestellt werden, dass er eine aufrechte Sitzposition erlaubt. Die Knie dürfen beim Treten nicht das Lenkrad berühren. Eine ausreichende Polsterung des Lenkers, und zwar an den Enden und in der Mitte, bringt noch mehr Sicherheit bei den Stürzen und verhindert unangenehme und schmerzhafte Verletzungen.
- Bremse und Bereifung: Der Bremshebel muss möglichst nah am Lenker angebracht werden, damit er von dem Kind problemlos zu erreichen bleibt. Sicherste Lösung ist eine Rücktrittbremse, weil man dann nur noch eine zusätzliche Felgenbremse vorne braucht. Je breiter die Reifen, desto sicherer die Fahrt. Zusätzlicher Vorteil: Breitere Bereifung dämpft die Stöße besser ab.
- Pedale und Kette: Aus Sicherheitsgründen sollte das Tretlager tiefer liegen, die Tretkurbeln dafür eher kurz sein. Dadurch können die Tretkurbeln beim Kurvenfahren nicht das Vorderrad berühren, was zu einem Absturz führen könnte. Die Kette sollte möglichst auf ganzer Länge verkleidet sein, damit das Kind nicht hineingreifen und sich verletzen kann.
- Licht: Für ideales Licht sorgen die Leuchtdioden mit Standlichtfunktion für hinten und ein Halogen-Scheinwerfer für vorne. Der sichere Platz für den Dynamo ist am hinteren Rad.
Helmpflicht beim Radfahren für Kinder
Ein Fahrradhelm ist für jedes Kind ein Muss, dafür muss er noch gut sitzen. Damit das Kind einen passenden Helm bekommt, sollte es beim Kauf dabei sein. Bei den ersten Fahrversuchen kommt es fast immer zu Stürzen. Dafür empfiehlt es sich, das Kind in lange Hose und geschlossene Schuhe zu stecken. Empfehlenswert ist auch das Tragen der Fahrradhandschuhe, die bei Stürzen aktiv die Hände vor Schürfwunden schützen können. Auf Knie- oder Ellbogenschoner kann ruhig verzichtet werden, weil sie das Kind unnötig in der Bewegungsfreiheit einschränken.
Die ersten Übungsfahrten eher auf großen Flächen veranstalten
Einige Tipps sollte man als „Fahrlehrer“ beachten, damit die ersten Fahrversuche nicht in einem Desaster enden:
- das Kind sollte unbedingt frisch und ausgeschlafen auf das Rad steigen
- der Übungsplatz sollte idealerweise eben und verkehrsfrei sein, wie beispielsweise ein leerer Parkplatz an den Wochenenden
- das Kind ausschließlich unter Aufsicht fahren lassen
- bis zu dem Alter von acht Jahren ist das Kind dazu verpflichtet, auf dem Bürgersteig zu fahren
- bei der Wahl der Strecke die Persönlichkeit des Kindes berücksichtigen, lässt sich das Kind leicht ablenken, muss ein ruhiger und menschenleerer Ort zum Üben gewählt werden
- auf Geh- und Radwegen sollte man das Kind immer vorausfahren lassen, damit es immer im Blick gehalten werden kann.