Zugegeben, der Titel des heute hier vorgestellten Buchs ließ die ABC-Mama erst mal skeptisch die Nase kräuseln.
Möchte man seinen Kindern – denen gegenüber man ja stets bemüht ist ihren Wortschatz in puncto Schimpfwörtern so gering wie möglich zu halten – ein Buch vorlesen, in dem einer der Hauptakteure auf den Namen „Kotzbrocken“ hört?
Also gut, Bedenken kurzzeitig beiseite geschoben, einen Versuch gewagt und mit dem Lesen der ersten Seiten begonnen.
Und – was soll man sagen? – ruckzuck war das Buch mit dem außergewöhnlichen Titel „Sultan und Kotzbrocken“ ausgelesen mit dem Fazit: Diese Geschichte von Autorin Claudia Schreiber (der Roman „Emmas Glück“ stammt ebenfalls aus ihrer Feder) ist ein riesiger Spaß für zuhörende Kinder ab dem späten Kindergartenalter, aber auch für vorlesende Eltern – und wer es nicht kennt, hat etwas verpasst!
Zum Inhalt von „Sultan und Kotzbrocken“
Der Sultan tut das, was er immer tut, seit er in der herrschaftlichen Wiege lag: Nichts.
Außer heiraten – ab und an.
So hat er bereits „ungefähr 100 Frauen“ um sich versammelt, die ihm mit immer neuen selbst gemachten Kissen eine Freude machen wollen – und findet sich schließlich auf einem riesigen Kissenberg wieder.
Selber runter und rauf klettern? Viel zu anstrengend und zudem unwürdig für einen Sultan!
So kommt der zunächst namenlose Diener an den Hof, der sich aufgrund seiner Ungeschicklichkeit rasch den Rufnamen „Kotzbrocken“ „verdient“ hat.
Seine eigentliche Aufgabe: Den Sultan mittels Seilwinde auf seinen Kissenberg hinauf und gelegentlich auch wieder hinunter zu befördern.
Tatsächlich bringt er aber viel mehr in Bewegung als nur die Seilwinde und zeigt dem Sultan, dass das Leben noch mehr zu bieten hat als die gute Aussicht vom Kissenberg und „Grütze mit saurer Eselsmilch“ tagaus tagein… .
Ein Buch für Kinder ab 6 Jahren ist in der Regel zum Vorlesen gedacht. Vorlesen soll allen Spaß machen.
Und wie sollte es anders sein?:
Kinder haben selbstredend riesigen Spaß, wenn Mama oder Papa anscheinend alle guten Erziehungsvorsätze für eine Weile vergessen und dem Sultan beim Vorlesen ihre Stimme leihen, um ihn das immer wiederkehrende „Du Kotzbrocken!“ ausrufen zu lassen.
Natürlich wäre es sehr wenig, wenn die Geschichte über den spleenigen Sultan und seinen gewitzten Diener nicht mehr zu bieten hätte als eine unverblümte Wortwahl, aber das ist natürlich nicht der Fall!
Jedes neue Kapitel erzählt eine Episode aus dem Leben der beiden Titelhelden auf so herrlich skurrile, witzige und verrückte Art und Weise und mit viel Herz und Humor, dass es schwer fällt, das Buch zur Seite zu legen, wenn man einmal mit dem (Vor)Lesen begonnen hat.
Sehr liebevoll wird der Sultan, verehrt von allen und so wenig wissend von der Welt um sich herum, dargestellt.
Sein geduldiger Diener öffnet ihm die Augen, schärft seinen Blick für das, was um ihn herum geschieht, bringt Ideen und Schwung in das eintönige Sultan-Leben, sorgt beim Besitzer des Kissenbergs immer wieder für grenzenloses Erstaunen und lässt seinen Arbeitgeber auf dem Kissenberg schließlich über sich hinaus wachsen.
Ohne seinen Kotzbrocken säße der Sultan am Ende vermutlich immer noch auf seinem Kissenberg, würde sich im Nichtstun üben und sich einbilden, dass er ein zufriedenes Leben führe… .
Fantasievoll, farbenfroh und gleichzeitig dezent schaffen die treffenden Illustrationen von Sybille Hein einen passenden Rahmen für die 10 Kapitel über den Sultan und seinen treuen Gehilfen.
Dies und das zum Buch
Erhältlich ist das knapp 90 Seiten starke, gebundene Buch – erschienen erstmals im Jahre 2004 – von Autorin Claudia Schreiber aus dem Carl Hanser Verlag unter der ISBN 978-3446204355 zum Preis von 13,90 €.
Alle Infos zum Buch „Sultan und Kotzbrocken“ finden sich auch auf den Internetseiten des Verlags.