So gut und sinnvoll das regelmäßige Schulzeugnis auch sein mag, weil es eine Bestandsaufnahme der jüngsten Leistungen bietet. In vielen Familien lässt es den Haussegen gewaltig schief hängen. Da fließen Tränen beim Kind, da fallen harsche Worte. Und je jünger der Nachwuchs, desto häufiger dürften Eltern auch die Schuld bei sich selbst suchen, wenn die Leistungen seit dem letzten Zeugnis in Richtung Keller marschiert sind.
Hätte man sich öfter mit eigenen Augen davon überzeugen müssen, dass das Kind Hausaufgaben vollständig, korrekt, überhaupt gemacht hat? Hätte man besser öfter Vokabeln abgefragt? Das Kind mehr unterstützen, motivieren, „an die Hand nehmen“ sollen beim Lernen vor Klassenarbeiten und Tests? Es darüber hinaus gar fördern müssen mit zusätzlichem Lesestoff, Exkursionen, außerschulischen Kursen?
Schule ist nicht unbedingt nur Schülersache
Keine Frage: Schule ist heutzutage in vielen Familien eben auch „Familiensache“. Zwar gibt es Kinder, die von Anfang an ihre Hausaufgaben selbständig, zuverlässig, vollständig und gewissenhaft erledigen. Es gibt aber eben auch jene, die dies nicht tun – oder nur in ihren absoluten Lieblingsfächern. Ansonsten werden Hausaufgaben als lästige Pflicht, als Zeiträuber gesehen, die man gerne verdrängt, vor sich herschiebt. In die man weder mehr Zeit noch Mühe als nötig investiert. Und die man aus Sicht vieler Schüler gewiss getrost abschaffen könnte.
Dass der Sinn von Hausaufgaben hinterfragt wird – nicht nur von Schülern, sondern auch von Bildungsexperten – , ist übrigens kein neues Phänomen. Und dennoch dürften sie für unzählige Schulkinder – aus guten Gründen – auch heute noch zum Alltag gehören. Erledigt ein Kind sie zu Hause, kann es schließlich feststellen, inwieweit es Gelerntes verinnerlicht hat. Inwieweit es Unterrichtsstoff anwenden, auf andere Aufgabenstellungen übertragen kann. Hausaufgaben dienen einerseits der Wiederholung, andererseits der Erweiterung von Wissen. Für Eltern wiederum erlauben sie quasi den einzigen Einblick – neben Klassenarbeiten – in das, womit der Nachwuchs sich aktuell in einzelnen Fächern beschäftigt. Und ermöglichen diesen, sich einen Eindruck davon zu gewinnen, inwieweit ihr Kind in der Schule gut mitkommt. Oder eben auch nicht. Und dann sind schlechte Noten auf dem Zeugnis eben oft die logische Konsequenz.
Das Zeugnis lässt zu wünschen übrig?
Das ist nicht schön! Aber es hilft dann wirklich niemandem, wenn man als Eltern zetert und schimpft. Über das zu sinnieren, was man versäumt hat, und über das, was hätte anders und besser laufen müssen. Dann ist es vielmehr das Beste, optimistisch nach vorne blicken! Probleme aktiv anzugehen – und dennoch Ruhe zu bewahren. Bis zum nächsten Zeugnis ist es schließlich lange hin! Und folgendermaßen kann ein möglicher „Schlachtplan“ für den erfolgreichen Weg aus dem Zwischentief aussehen.
1.) Die Lehrkräfte der „Problemfächer“ kontaktieren!
Viel besser als jede Mutter oder jeder Vater kann eine Lehrkraft beurteilen, wo der Hase im Pfeffer liegt. Hapert es in Englisch an Vokabeln oder Grammatik? Würde das Kind in Deutsch bessere Noten schreiben, wenn es seine Handschrift und/oder Rechtschreibung häufiger trainieren würde? Und was hat es in Mathe eventuell nicht verstanden, das man gezielt nacharbeiten könnte?
In jedem Fall kann man nach einem Lehrergespräch mit der Gewissheit heimgehen, ob das Problem eher geringfügiger Natur ist. Oder ob man der Situation alleine vermutlich eher nicht Herr werden kann.
2.) Weitreichende Probleme ausschließen oder aktiv angehen!
Letzteres ist beispielsweise der Fall bei Verdacht auf ADS/ADHS, Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten (Symptome: HIER) oder Dyskalkulie (Symptome: HIER). Dann nützt es nichts, Probleme auszusitzen und auf eine „Wunderheilung“ zu hoffen. Stattdessen sollte man schnellstmöglich den Kinderarzt als Ansprechpartner kontaktieren. Dieser kann dann gegebenenfalls an andere Experten überweisen, die dem Kind und dessen Familie mit Rat und Tat zur Seite stehen können.
3.) Aktiv werden statt auszuharren!
Bei kleineren Schwierigkeiten hingegen ist es sicherlich ein lobenswerter Vorsatz, als Eltern dem eigenen Kind etwas unter die Arme greifen zu wollen. Doch nicht immer kann man diesem wirklich helfen. So kann man in einer einem selbst unbekannten Fremdsprache bestenfalls Vokabeln abfragen. Aktiv Hilfe suchen und sie dem Kind vermitteln, sollte dann die Alternative lauten.
Man kann das Kind beispielsweise motivieren, sich regelmäßig mit anderen Kindern seiner Klasse zu Lerngruppen zusammen zu tun. Man kann ältere Schüler für Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfestunden ins Boot holen. Oder man wendet sich an einen professionellen Nachhilfelehrer oder ein Nachhilfe-Institut. Gegebenenfalls sind Förderangebote der Schule – wie Nachhilfestunden oder Hausaufgabenbetreuung – natürlich ebenfalls gute Anlaufpunkte.
4.) Defizite erkennen…
Bevor es in Eigenregie losgehen kann mit dem Üben, muss man Probleme zunächst klar definiert aufs Tapet bringen. Oft sind es beispielsweise die Fremdsprachen, die Probleme bereiten. Vor allem, wenn das Kind parallel zwei oder drei davon lernt. Das Pensum mancher Schüler ist schließlich ohnehin schon enorm. Dazu ständig am Ball zu bleiben mit Vokabeln, das ist für viele eine echte Herausforderung. Und wer da einmal den Anschluss verloren hat, hat es schließlich schwer, Versäumtes nachzuholen. Unmöglich ist dies aber natürlich nicht!
Kurz und gut: Vokabeln nachzuarbeiten, das erfordert Geduld, Liebe und den guten Willen aller Beteiligter. Und zunächst eine schonungslose Bestandsaufnahme. Wie man diese macht? Indem man – sofern möglich – systematisch alle (alten) Schulbücher durchgeht. Dabei fragt man jede Vokabel ab und trägt nicht gewusste beispielsweise in eine Tabelle am Computer ein.
5.) … und gezielt aufarbeiten!
Und danach fragt man diese immer und immer wieder ab, am besten natürlich täglich ein bestimmtes Pensum. Dabei markiert man optimalerweise, welche Wörter bereits felsenfest „sitzen“ und welche partout nicht im Gedächtnis bleiben wollen. Denn so kann mit der Zeit immer gezielter Wissenslücken füllen.
Zwar gibt es auch Computerprogramme, die dies übernehmen. Das Tippen und die Herausforderung, richtige Antworten mitunter wirklich 100-prozentig korrekt eingeben zu müssen, kann aber speziell junge Kinder überfordern.
Natürlich geht es auch anders, alternativ beispielsweise mit dem guten, alten Karteikasten. Wie man es jedoch auch angeht: Hauptsache, man findet für sich ein strukturiertes System, bei dem keine Vokabel „durchrutschen“ kann. Und das durch regelmäßige Wiederholung und effizientes, zeitsparendes Arbeiten auf Dauer Aussicht auf Erfolg bietet.
Was dazu hilft? Vokabeln künftig immer sofort lernen! Schließlich sind diese einerseits die Basis jeder Fremdsprache. Andererseits bieten Vokabeltests eine einfache Möglichkeit, ein wenig an der besseren Note zu feilen. Und damit künftig keine Vokabellücken mehr entstehen, kann man mit dem Kind stets zusammen neue Kapitel durchgehen. Sucht man dabei gleichzeitig Eselsbrücken für besonders schwierige Wörter, kann das Ganze gar einen unterhaltsamen, kurzweiligen Charakter bekommen.
6.) Sich gemeinsam über jeden Fortschritt freuen!
Egal, wie klein er auch ausfällt: Feiern Sie jeden Etappensieg auf dem Weg zur besseren Note! Nehmen Sie Rückschläge sportlich. Und seien Sie geduldig und bescheiden. Nach vielen Fünfen wird es plötzlich vermutlich keine Zwei oder gar eine Eins geben. Egal, wie sehr das Kind sich angestrengt und gepaukt hat. Schon eine gute Vier ist hingegen doch ein Fortschritt, der einen dem Schreckgespenst „Sitzenbleiben“ gelassener entgegen sehen lässt.
Und neben Klassenarbeiten geht natürlich auch die mündliche Mitarbeit in die Zeugnisnote mit ein. Daher: Sprechen Sie mit Ihrem Kind doch ruhig mal zu Hause Englisch! Denn manche Kinder haben schlichtweg Hemmungen, in der Fremdsprache Fehler zu machen, und halten sich deshalb im Unterricht zurück. Und solche kann man daheim, noch besser gar bei einem Aufenthalt im Urlaub in einem englischsprachigen Land, abbauen.
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